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Boris Becker offenbar aus Gefängnis entlassen

London

Boris Becker ist aus britischer Haft entlassen

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    Boris Becker wurde wohl aus dem Gefängnis entlassen.
    Boris Becker wurde wohl aus dem Gefängnis entlassen. Foto: Frank Augstein/AP, dpa

    Seit Tagen lauerten Fotografen in eisiger Kälte vor dem Huntercombe-Gefängnis westlich von London, um den Moment festzuhalten, wenn Boris Becker das Gefängnis verlässt. Schließlich galt als sicher, dass er diese Woche frei kommen soll, wann genau war jedoch nicht bekannt. Am Donnerstag wurde er dann offenbar tatsächlich vorzeitig aus britischer Haft entlassen, wie britische und deutsche Medien übereinstimmend berichteten und sein Anwalt bestätigte. Er werde nun nach Deutschland abgeschoben. Eine weitere Strafverfolgung drohe dem ehemaligen Tennis-Star in seiner Heimat nicht. 

    Fast sieben Monate ist es her, dass Becker das für ihn vernichtende Urteil in London erhielt. Im „Southwark Crown Court“, einem Gericht unweit der Themse wurde der 55-Jährige zu zweieinhalb Jahren Haft verurteilt, weil er seinen Insolvenzverwaltern Vermögenswerte in Millionenhöhe verschwiegen hatte. Für ihn ging es damals ohne Umwege nach Wandsworth, ein Gefängnis im Süden Londons. Wenige Wochen später wurde er in das Huntercombe-Gefängnis westlich der britischen Hauptstadt verlegt. Seit Donnerstag ist der Ex-Tennis-Star nun offenbar wieder ein freier Mann, wie die Nachrichtenagentur PA berichtete. Offizielle Bestätigungen durch Beckers Anwälte und die Behörden stehen jedoch noch aus.

    Boris Becker profitiert von Sonderregelung

    „Ich gehe davon aus, dass sich Becker in Deutschland ohne jede Einschränkung bewegen kann“, erklärte der Promi-Anwalt Paul Vogel gegenüber dieser Zeitung. Dabei profitiere der Ex-Tennisstar von einer Sonderregel, berichteten Medien. Diese besagt, dass ausländische Häftlinge ihre Strafe um bis zu zwölf Monate verkürzen können, wenn sie einer Rückführung in ihr Heimatland zustimmen. Becker komme infrage, weil er keine britische Staatsbürgerschaft besitzt. Dadurch sollen britische Gefängnisse entlastet werden. 

    Überraschend ist diese Wendung aus der Sicht von Vogel, weil Becker seinen Lebensmittelpunkt seit Jahren in Großbritannien ist und dort überdies einen besseren Stand hatte als in Deutschland. Teile seiner Familie sowie seine Partnerin Lilian de Carvalho Monteiro leben in London. „Unter der Prämisse, dass er möglichst schnell auf freien Fuß kommt, hätte es auch die Option gegeben, auf Vollzugslockerungen in England hinzuarbeiten“, erklärte der Experte. Und dennoch: „Mit diesem politischen Programm geht es nun ebenfalls schnell und ohne allzu große anwaltliche Mühe.“

    Boris Becker kann nach der Freilassung erst einmal nicht nach London zurückkehren

    Die Freilassung habe jedoch einen Preis: Denn auf die Insel zurückkehren könne der gebürtige Leimener dann wohl erst einmal nicht. Ihm werde nach der Abschiebung die Einreise nach Großbritannien verwehrt bleiben. Mindestens bis seine Haftstrafe im Oktober 2024 abgelaufen ist, „vermutlich aber deutlich länger“, wie Vogel erklärte. Allerdings gebe es für eine Person wie Becker immer die Option, mit guter anwaltlicher Begleitung Ausnahmeregelungen zu forcieren. Insbesondere dann, wenn man im Vereinigten Königreich ein eigenes Interesse daran habe – zum Beispiel im Rahmen einer sportlichen Veranstaltung. 

    Parallel zu den Meldungen zu Beckers Entlassung hat der Streamingdienst Apple TV+ eine Dokumentation über ihn angekündigt. Wann genau die zweiteilige Serie, die noch keinen Titel hat, veröffentlicht werden soll, ist unklar. Sie basiere auf drei Jahren exklusivem Zugang zu Becker und werde „alle Aspekte des Mannes“ beleuchten, hieß es in einer Mitteilung.

    Wo kommt Boris Becker nach seiner Freilassung unter?

    Die große Frage ist aktuell auch, wo Becker nach seiner Rückkehr unterkommen wird. Während manche Medien berichteten, dass er bei Freunden leben werde, geht Vogel davon aus, dass er bei seiner Mutter in Leimen wohnen wird. Offiziell bestätigt wurde dies jedoch nicht. Eins steht laut dem Anwalt fest: „Wo er sich in Deutschland niederlässt, kann er sich aussuchen.“

    Die Verurteilung war ein tiefer, schmerzhafter Fall für den Deutschen, der einst im Alter von nur 17 Jahren Wimbledon gewann und in den 80er- und 90er-Jahren viele weitere große sportliche Erfolge feierte. Vor allem die ersten Wochen im Wandsworth, dem Gefängnis im Süden Londons, sollen nicht leicht für Becker gewesen sein. „Ich fühle mich nicht als Deutscher. Mein Zuhause ist London“, sagte er vor etwas mehr als fünf Jahren in einem Interview. Nun jedoch kehrt der 55-Jährige offenbar dennoch in seine Heimat zurück. 

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