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Bombendrohungen: Teuflisches Spiel: Erneut Bombendrohungen an mehreren Schulen

Bombendrohungen

Teuflisches Spiel: Erneut Bombendrohungen an mehreren Schulen

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    Auch die Goethe-Mittelschule in Augsburg war in dieser Woche von einer Bombendrohung betroffen.
    Auch die Goethe-Mittelschule in Augsburg war in dieser Woche von einer Bombendrohung betroffen. Foto: Silvio Wyszengrad

    Am Freitagmorgen ging am Augsburger Maria-Theresia-Gymnasium alles sehr schnell. Um 7.30 Uhr wurde die Mail mit der Bombendrohung entdeckt. Schon wieder eine. Wie viele solcher Drohmails es mittlerweile sind, die in den vergangenen Wochen deutsche Schulen, aber auch einige Medienhäuser erreicht haben, ist nicht mehr zu überblicken. Dafür sind es zu viele. In Augsburg hatte Schulleiterin Katja Bergmann erst am Donnerstag eine Nachricht von der Polizei erhalten, wie sie sich in solch einem Fall zu verhalten habe. Nun trat dieser tatsächlich ein. Das Schulgebäude wurde von der Polizei sofort geräumt, Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte versammelten sich in sicherer Entfernung. „Alles lief ruhig ab. Das mag auch daran liegen, dass man jetzt schon von einigen Schulen gehört hat, an denen genau dasselbe in den vergangenen Tagen passiert ist“, sagte Bergmann.

    Das Gymnasium ist innerhalb einer Woche die zweite Augsburger Schule, an der eine Bombendrohung einging. Am Montagmorgen wurde eine Mail ähnlichen Inhalts an die Goethe-Mittelschule im Stadtteil Lechhausen geschickt. Auch hier wurde das Gebäude geräumt, Schülerinnen und Schüler frühzeitig nach Hause geschickt. Nachdem die Polizei mithilfe eines Spürhundes die Schule durchsucht hatte, wurde Entwarnung gegeben. Einen Tag später traf es das Gymnasium im benachbarten Friedberg.

    In mehreren Fällen stellten die Verfasser einen Bezug zur Terrorgruppe Hamas her

    Das Muster ist deutschlandweit ähnlich: Über Nacht oder am Morgen landet eine Mail mit unbekanntem Urheber im Postfach der Schule, in der mit einer Bombe gedroht wird. In mehreren Fällen stellten die Verfasser einen Bezug zur Nahost-Krise und der Terrorgruppe Hamas her, teilweise war auch der Ukraine-Krieg ein Thema. In allen Fällen erwiesen sich die Drohungen als blinder Alarm, verdächtige Gegenstände wurden nicht gefunden. Trotzdem war die Aufregung unter Schülern, Lehrern und Eltern verständlicherweise groß. Es ist ein perfides Spiel mit der Angst, und bislang schienen die Sicherheitsbehörden nicht zu wissen, ob ein Einzelner, eine Gruppe oder mehrere unabhängig voneinander aktive Täter die Drohungen verschicken.

    Nun aber gibt es erste Hinweise auf mögliche Urheber. Nach Recherchen des ARD-Magazins „Kontraste“ und des Spiegel soll für viele der Drohschreiben eine Gruppe von Cyberkriminellen aus Deutschland verantwortlich sein. Sie verfolgten wohl keine politischen Ziele, sondern wollten mit den Drohungen Angst verbreiten und Aufmerksamkeit erzeugen, heißt es. 

    Allein in Baden-Württemberg räumte die Polizei am Freitagmorgen fünf Schulen und eine Hochschule, in Bayern war neben Augsburg eine weitere Schule und ein Erlebnisbad betroffen. Drohungen meldeten auch die Behörden in Nordrhein-Westfalen und Thüringen. Man könne nicht sagen, „dass es da eine einheitliche Linie gibt“, sagte eine Sprecherin des Bundesinnenministeriums. Fest stehe, dass es bisher noch zu keinem Schaden gekommen sei. Bislang, so heißt es, ermitteln die Polizeipräsidien unabhängig voneinander, sie tauschten allerdings Informationen aus.

    Demzufolge hat sich auch das Bayerische Landeskriminalamt (LKA) in die Ermittlungen noch nicht eingeschaltet. „Wir haben einen Blick darauf, aber klinken uns bisher noch nicht ein“, sagte ein Sprecher unserer Redaktion. Erst wenn Bedarf bestehe, noch koordinierter vorzugehen, könnte sich das ändern. Das könnte zum Beispiel dann der Fall sein, wenn tatsächlich eine Tätergruppe für alle Bombendrohungen verantwortlich sein sollte. Derzeit werde noch in alle Richtungen ermittelt, so der Sprecher. Das Vorgehen bei solchen Bombendrohungen sieht folgendermaßen aus: Das jeweils zuständige Polizeipräsidium schätzt die Gefahr ein, die von jeder Drohung ausgeht. Dafür wird jedes Drohschreiben einzeln bewertet und dann entschieden, ob etwa eine Schule evakuiert werden muss oder nicht. Im LKA laufen alle Gefährdungsbewertungen zusammen.

    In einer Mail wurde gedroht, das Gebäude mit Maschinenpistolen zu stürmen

    Darüber, wie ein solches Drohschreiben aussehen kann, berichtet die Landeswelle Thüringen auf ihrer Internetseite. Am vergangenen Dienstag war bei Antenne Thüringen eine Bombendrohung eingegangen. In einer E-Mail auf Englisch und Arabisch habe es unter anderem geheißen, dass um 11 Uhr Sprengkörper explodieren, das Gebäude mit Maschinenpistolen gestürmt und im Namen der Hamas zerstört werden solle.

    In Augsburg führte die Bombendrohung am Freitag zu einem ungewöhnlichen Besuch für 25 Kinder des Frère-Roger-Kinderzentrums samt seiner Betreuerinnen. Die Polizei hatte auch die nahe des betroffenen Gymnasiums liegende heilpädagogische Tagesstätte evakuieren lassen, die Buben und Mädchen im Alter zwischen drei und sieben Jahren kamen zwischenzeitlich im Sozialraum des Augsburger Landgerichts unter. (mit dpa)

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