Wo Angestellte ihre Arbeitszeit erfassen, gibt es oft detaillierte Vorschriften dazu, etwa, wie Zigarettenpausen zu dokumentieren sind, wie Betriebsfeiern oder gar der „ausgedehnte Toilettengang“ berechnet werden. Nun offenbart eine aktuelle Umfrage ein Thema, das die Arbeitszeiterfassungsbürokratie bisher nicht auf dem Schirm hatte: unerkannte Leerlaufzeiten aufgrund von Paarkommunikation. Denn: Einer repräsentativen Befragung zufolge hält jedes zweite Paar auch über den Arbeitstag Kontakt – und zwar für durchschnittlich 22 Minuten.
22 Minuten! Da landet man schnell in einer volkswirtschaftlich relevanten Größenordnung. Selbst wenn man neben den gar nicht kommunizierenden Paaren die Alleinstehenden abzieht, die in der Bevölkerungsgruppe der Unter-65-Jährigen immerhin gut ein Fünftel ausmachen, kommen bei 46 Millionen Erwerbstätigen täglich rein rechnerisch Hunderte Jahre Hallo-Schatz-Kommunikation zusammen.
So viel Zeit für Nettigkeiten?
22 Minuten sind wirklich ein erstaunlicher Wert, auch wenn man bedenkt, wie viele sich angeblich überhaupt nichts mehr zu sagen haben. Wobei wir beim eigentlichen Thema wären: Diese Umfrage, obwohl von einer einschlägigen Dating-Seite in Auftrag gegeben, verrät ja erst mal gar nichts über die Qualität der Kommunikation, geschweige denn über den Zustand des Liebeslebens in der arbeitenden Bevölkerung. Der Verdacht liegt nahe, dass die Zeit nicht nur für Nettigkeiten draufgeht.
Nachrichten wie „Stress. Tiefkühlpizza?“ oder „heute später“ dürften deutlich überwiegen. Unvergessen auch der Mann einer Kollegin, der wegen jedes nicht auffindbaren Tupperdeckels im Großraumbüro anrief. Derart kommunikationsintensive Beziehungen, möchte man meinen, dürften bei manchen zu einer Ausweitung der um die 22 Minuten herum verbleibenden Arbeitszeit führen.