Da die Immobilienpreise seit Jahren in die Höhe schießen, ist der Trend zum Tiny House für einige Menschen eine willkommene Alternative. Ein normales Einfamilienhaus ist finanziell nicht zu stemmen, Mikrohäuser dann schon eher. Auch wenn Interessenten sich von angeblichen Schnäppchen nicht verleiten lassen sollten, denn Tiny Houses sind oft teurer als gedacht. Außerdem sollten auf Verkäufer beziehungsweise Hersteller der Häuser ein besonderes Augenmerk gelegt werden, da einige Betrüger in der Tiny House-Branche unterwegs sind. Auf was Sie auf jeden Fall achten sollten, um sich zu schützen.
Tiny House: Vorsicht vor betrügerischen Verkäufern und Herstellern
„Das Unternehmen hat mein ganzes Geld. Mein komplettes Erspartes ist weg und ich habe kein Tiny House“, erklärt die Lehrerin Laura D. in der Sendung ARD Marktcheck. Sie ist Opfer eines Betrügers geworden. Dem Bericht zufolge haben etliche Interessenten dem Geschäftsführer der Firma vertraut und sind auf ihn hereingefallen. „Er wirkte wahnsinnig authentisch und vertrauenswürdig. Er hat eine Verbindung aufgebaut und dadurch hatten wir einfach ein gutes Gefühl“, sagt Magdalena B., ein anderes Opfer des dubiosen Geschäftsmannes. Die Geschädigten, die mehrere Zehntausend Euro verloren haben, leben in verschiedenen deutschen Bundesländern.
Die Geschädigten sind im Internet auf das Tiny House-Projekt gestoßen. „Es sollten autarke Tiny Houses gebaut werden. Die sahen toll aus, das klang für mich alles schlüssig und dann habe ich einen Kaufvertrag unterschrieben“, sagt Laura D. Ihr Tiny House kostete 50.000 Euro. Laut Vertrag musste sie 35.000 Euro anzahlen. Danach passierte über Monate hinweg nichts. Sie habe telefonisch und per E-Mail nachgefragt, wann das Haus komme, sei aber nur vertröstet worden. Ihre Zweifel seien so groß gewesen, dass sie schließlich vom Kaufvertrag zurücktrat und ihre Anzahlung zurückverlangte - vergebens.
Bei der Firmenadresse hatte sie niemanden angetroffen und stellte den Unternehmer dann an seiner Privatadresse zur Rede: „Er konnte sich kaum an mein Gesicht erinnern, denn seit dem Verkaufsabschluss sind Jahre vergangen. Er schaut nur, dass seine Geschäfte vorangehen, aber er sieht nicht, wie es den Geschädigten geht dabei.“
Ebenfalls auf das Tiny House-Unternehmen ist die Familie Wiebe hereingefallen. Ihr Haus für fast 54.000 Euro sei fast fertig gebaut gewesen. Christian Wiebe überwies bereits 90 Prozent des Kaufpreises, nur die letzten 10 Prozent wollte er erst nach der Fertigstellung zahlen. Als er das dem Geschäftsführer verkündete, sei dieser sehr aggressiv aufgetreten, habe Wiebe Vertragsbruch vorgeworfen und das Haus anderen Interessenten im Internet zum Kauf angeboten zu einem fast doppelt so hohen Preis. Die Anzahlung hat die Familie nicht zurückbekommen.
Die Geschädigten wollen um ihr Recht kämpfen. Ob sie ihr Geld wieder bekommen, ist bislang unklar.
Tiny House: Wie schütze ich mich vor Betrügern?
Zunächst einmal sollten Interessenten eines Tiny Houses wissen, wo sie das Tiny House aufstellen wollen. Sie brauchen also ein Grundstück, wie Peter Pedersen, Präsident des Bundesverbandes Mikrohaus erklärt. Der Bebauungsplan gibt vor, ob auf dem Grundstück Wohnungsbau möglich ist. Pedersen rät: Am besten man fragt dafür einen Architekten, ob die Bauunterlagen des Herstellers zum Grundstück passen und ob das Tiny House dort genehmigt werden würde.
Dubiose Hersteller können laut Pedersen schon in dieser Vorkaufsphase entlarvt werden, wenn der Architekt feststellt, dass die Unterlagen mangelhaft sind. „Wenn der Fachmann feststellt, dass mit dem angeboteten Tiny House keine Baugenehmigung zu bekommen ist, dann ist man vor vielen Betrügern bereits geschützt, da sich diese überhaupt nicht die Mühe machen, die Unterlagen so aufwendig aufzubereiten.“
Interessenten sollten sich beim Kauf eines Tiny Houses Unterstützung holen. „Man sollte niemals ohne Fachleute an so ein Projekt ran gehen. Es sei denn, der Hersteller ist so renommiert, dass man sich keine Sorgen machen muss“. Laien wissen allerdings oft nicht, welche Fallstricke es gibt. „Hätten sich die Betroffenen von Fachleuten beraten und betreuen lassen, dann wäre diese Betrügerei gar nicht passiert“. Auch der Vertrag sollte durch einen Rechtsanwalt geprüft werden, ob dieser „sauber“ ist. „Die haben geglaubt, sie zahlen das geforderte Geld und dann geht schon alles gut.“ Das sei ein großer Fehler.
Auch bei der hohen Anzahlung hätten die Betroffenen hellhörig werden müssen. „Grundsätzlich fließen beim Tiny House oftmals höhere Anzahlungen als etwa bei einem Einfamilienhaus, wo das klar nach Baufortschritt geregelt ist. Bei den im Vergleich dazu kleineren Beträgen wird das lockerer gehandhabt.“ 90 Prozent seien aber in jedem Fall jenseits von Gut und Böse und einfach dreist, stellt Pedersen fest. Normal wären eine Anzahlung von 60 bis 70 Prozent bis das Haus steht und der Rest sollte erst dann bezahlt werden, wenn das fertige Haus abgenommen wird. So könne man sich sicher sein, dass der Hersteller daran interessiert ist, eine ordentliche Arbeit zu liefern, da sonst auch sein Gewinn, der bei einem Tiny House zwischen 10 und zwanzig Prozent liege, in Gefahr wäre.
Vorsicht sollten Interessenten laut Pedersen auch vor Verkäufern walten lassen, die - wie im Beitrag der ARD - besonders sympathisch sind, sich direkt duzen wollen, ein Vertrauensverhältnis aufbauen. Die Käufer sollten sich beim Tiny House nicht blenden lassen und vorrangig nicht darauf achten, wie schön und süß es gestaltet ist, sondern dass die Papiere für das Haus stimmen.
Wer ein Tiny House kaufen möchte und sich unsicher ist, ob der Verkäufer beziehungsweise Hersteller seriös ist, kann sich direkt mit dem Bundesverband Mikrohaus in Verbindung setzen. Dieser empfiehlt Fachleute, die die Interessenten beraten können.
Übrigens: Auch wenn das Tiny House nur klein ist, brauchen Interessenten trotzdem eine Baugenehmigung dafür. Außerdem gibt es noch fünf Fehler, die potenzielle Käufer unbedingt vermeiden sollten, wenn sie sich ein Tiny House kaufen.
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