Buffy kann schon mal den Holzpflock spitzen. Die kultige Vampirjägerin kehrt bald ins Fernsehen zurück – genauso wie die Rettungsschwimmer von Malibu oder Rex, der vierbeinige Kommissar mit der feuchten Hundeschnauze. Ob US-Klassiker wie „Baywatch“, „Prison Break“, „Cheers“ oder die deutschen Dauerbrenner „Kommissar Rex“ und „Der letzte Bulle“: Einige der angesagten Serien von früher stehen kurz vor einer Neuauflage bei Streamingdiensten und im linearen TV. Ist der Griff in die Mottenkiste ein bloßes Zeichen von Einfallslosigkeit oder steckt mehr dahinter?
Die Vermutung liegt nahe, dass es einen Zusammenhang zwischen dem Nostalgie-Boom und heutigen Krisenzeiten gibt. Die Serienhelden, die man in Kindheit und Jugend geliebt hat, geben ihren Fans ein Gefühl von Nestwärme und Sicherheit. Und dieses Bedürfnis spiegelt sich in nackten Zahlen wider: Die rund 50 Jahre alte Serie „Unsere kleine Farm“ brachte es einer Erhebung zufolge im Jahr 2024 auf unfassbare 13,25 Milliarden Minuten Sehdauer. Die logische Konsequenz: Netflix produziert ein Remake des US-Klassikers über die Mühen und Entbehrungen einer Siedlersippe im 19. Jahrhundert. Das Original mit „Bonanza“-Star Michael Landon als gottesfürchtigem Familienoberhaupt Pa Ingalls lief von 1974 bis 1983, Fans von damals sind heute also um die 50, 60 Jahre alt.
Im Remake der Fantasyserie „Buffy“ soll Sarah Michelle Gellar wieder mitmischen
Klar, Neuauflagen von erfolgreichen Serien gab es auch früher schon, darunter „Dallas“ oder „Magnum“ – aber so viel retro wie jetzt war nie. Unter anderem soll die Sitcom „The Office“ neu aufgelegt werden, die einst das Vorbild für die deutsche Kultserie „Stromberg“ mit Christoph Maria Herbst war. Bei Sat.1 spielt Maximilian Brückner bald in der Neuauflage von „Kommissar Rex“ das neue Herrchen der titelgebenden Schäferhund-Spürnase, er tritt damit in die Fußstapfen von Tobias Moretti und Gedeon Burkhard.
Im Idealfall aber sind die Stars von einst wieder an Bord – so wie in „And Just Like That“, der erfolgreichen „Sex and the City“-Neuauflage mit Sarah Jessica Parker. Im Remake von „Der letzte Bulle“, das noch 2025 bei Prime Video und Sat.1 starten soll, darf Henning Baum wieder den Polizisten Mick Brisgau spielen, der nach einem Kopfschuss 20 Jahre lang im Koma liegt, in der Gegenwart aufwacht und mit seinen Macho-Allüren aneckt. Und im Remake der ikonischen Fantasyserie „Buffy“ soll Sarah Michelle Gellar wieder mitmischen, wenn auch nicht in der Hauptrolle. Von 1997 bis 2003 war sie als kalifornische Schülerin Buffy dazu auserkoren, gegen Vampire und Dämonen zu kämpfen.

Doch Nostalgie hin, Retroseligkeit her: Die Remakes müssen mit der Zeit gehen. So wie die Kino-Neuauflage des TV-Klassikers „3 Engel für Charlie“, in der aus der Männerphantasie eine Feier weiblicher Solidarität wurde. Das geplante Reboot der witzigen Arztserie „Scrubs“ (2001 – 2010) etwa muss einiges anders machen als das Original, in dem zum Beispiel der depressive Krankenhausanwalt Ted, der sich in einer Episode vom Klinikdach in den Tod stürzen will, als Witzfigur diente. Die angekündigte „Heidi“-Serie von RTL um das Schweizer Waisenkind, das bei seinem einsiedlerischen Großvater („Alm-Öhi“) auf einer Alm aufwächst, soll sich laut Fiction-Chef Hauke Bartel nicht nur um urige Bergabenteuer drehen, sondern auch um „die Entwicklung eines Mädchens zur jungen Frau“. Anders als die bekannte Trickserie von 1974 wird die Neuadaption mit echten Menschen gedreht.
Nur auf ein Comeback der Sitcom „Friends“ werden Fans wohl vergeblich warten
Warum die Sender die Klassiker aus der Schublade holen, ist nicht schwer zu verstehen: Sie setzen darauf, dass die bekannten Marken genug Neugierige und Fans von früher vor den Bildschirm locken, um einen teuren Misserfolg zu vermeiden. Hintergrund: Bei neuen Filmen und Serien gebe es „eine unglaubliche Flop-Quote“ von bis zu 90 Prozent, sagte unlängst Medienmanager Christian Seifert, Chef der Streamingplattform Dyn. Die jüngste Vergangenheit hat aber auch gezeigt, dass die Neuauflage eines einst beliebten Dauerbrenners längst keine Hit-Garantie darstellt. So war 2022 das „Balko“-Reboot mit Jochen Horst für RTL ein Quotendesaster.
Auf ein Comeback einer der beliebtesten Sitcoms aller Zeiten werden Fans wohl vergeblich warten: Gefragt nach einer Neuauflage von „Friends“ winkte Fernsehmanagerin Channing Dungey vom zuständigen Medienunternehmen Warner Bros. mit den Worten ab: „Eine neue Monica, eine neue Rachel und einen neuen Ross einzuführen – das würde nicht funktionieren.“
Um kommentieren zu können, müssen Sie angemeldet sein.
Registrieren sie sichSie haben ein Konto? Hier anmelden