Die Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) hat den Bahnverkehr in Deutschland lahmgelegt: Auch nach dem vorläufigen Ende des Streiks am 12. Januar 2024, müssen sich Fahrgäste der Deutschen Bahn (DB) auf erhebliche Einschränkungen einstellen.
In den nächsten Stunden gilt im Personenverkehr weiterhin der Notfahrplan. "Die DB bereitet sich darauf vor, ab Betriebsbeginn Samstagfrüh im Personenverkehr wieder das normale Angebot zu fahren und einen reibungslosen Betriebsstart zu ermöglichen", teilte die Bahn mit. Lediglich in einzelnen Regionen könnten im Nah- und S-Bahnverkehr bereits unmittelbar nach Streikende wieder mehr Züge fahren.
Nach dem Bahnstreik: Zwischen GDL und Bahn zeichnen sich keine neuen Verhandlungen ab
Die GDL hatte am Mittwochmorgen mit dem Ausstand im Personenverkehr begonnen, im Güterverkehr legten die Beschäftigten schon am Dienstagabend die Arbeit nieder. Parallel wurde auch die Unternehmensgruppe Transdev bestreikt, die etwa im Nordwesten, in Sachsen und in Bayern Regionalbahnen betreibt. Bei Transdev endete der Streik kurzfristig schon am Freitag um 12.00 Uhr.
Die GDL und Transdev haben sich darauf verständigt, wieder an den Verhandlungstisch zurückzukehren. Laut Transdev wollen sich beide Seiten am Montag zusammensetzen. GDL-Chef Weselsky teilte mit, dass Transdev zugesichert habe, "über sämtliche Kernforderungen der aktuellen Tarifrunde ernsthaft zu verhandeln" - also auch über das Thema Arbeitszeitsenkung für Schichtarbeiter. Zwischen der GDL und der Bahn zeichneten sich zunächst keine neuen Verhandlungen ab.
Schon im Dezember hatte GDL-Chef Claus Weselsky im Interview mit der Augsburger Allgemeinen längere Streiks für den Januar angekündigt. Bislang hatte die Gewerkschaft im aktuellen Tarifstreit nur sogenannte 24-Stunden-Streiks durchgeführt. Zuletzt vom 7. bis 8. Dezember 2023. Diese hätten jedoch "bei den Bahn-Vorständen eine Nullwirkung erzielt", so Weselsky im Rückblick.
Der Bahn-Konzern habe den Weihnachtsfrieden nicht genutzt, um mit einem verhandlungsfähigen Angebot Arbeitskampfmaßnahmen entgegenzuwirken, hieß es nun von der GDL. Deswegen kam es zum neuen Bahnstreik im Januar 2024.
Bahnstreik im Januar 2024: Bis wann findet der Streik der GDL statt?
In einer Mitteilung vom 7. Januar hatte die GDL ihre Mitglieder bei der Deutschen Bahn AG (DB), Transdev und City Bahn Chemnitz dazu aufgerufen, ab dem 10. Januar 2024 um 2 Uhr im Personenverkehr zu streiken. Im Güterverkehr ging es bereits am Vorabend los. Der Bahnstreik dauerte bis zum 12. Januar um 18 Uhr. Erfahrungsgemäß dauert es aber auch dann noch, bis sich der Bahnverkehr wieder normalisiert.
Bahnstreik aktuell: Wo wird gestreikt?
Es gab durch den Streik massive Auswirkungen auf den Bahnverkehr in Deutschland: Nach Angaben der Deutschen Bahn fielen im Fernverkehr etwa 80 Prozent der Züge aus. Auch im Regionalverkehr gab es erhebliche Einschränkungen, die regional allerdings unterschiedlich stark ausfielen, wie die Deutsche Bahn mitteilte.
In einigen Städten und Regionen waren die S-Bahnen ebenfalls von der DB betrieben - etwa in München, Stuttgart oder Nürnberg. Hier kam es also ebenfalls zu Ausfällen und Verspätungen wegen des Streiks.
Auch der Güterverkehr war betroffen. Dies führe laut der DB "zu massiven Einschränkungen für Industrie und Wirtschaft".
Bahnstreiks im Januar 2024: Diese Rechte haben Sie
Reisende sollten die Rechte von Bahn-Kunden bei einem Streik kennen. Wer eine für den Streikzeitraum geplante Reise verschieben möchten, kann das entsprechende Bahnticket laut DB zu einem späteren Zeitpunkt nutzen. Die Zugbindung sei aufgehoben. Das Ticket gelte dabei für die Fahrt zum ursprünglichen Zielort, auch mit einer geänderten Streckenführung. Sitzplatzreservierungen könnten kostenfrei storniert werden. Außerdem ist es möglich, die Reise früher anzutreten.
Deutsche Bahn und GDL: Was fordert die Gewerkschaft in den Verhandlungen?
Was die GDL von der Deutschen Bahn fordert, lässt sich in drei Stichpunkten zusammenfassen:
- Lohnerhöhung von mindestens 555 Euro. Gleichzeitig solle die Wochenarbeitszeit von 38 auf 35 Stunden reduziert werden.
- Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie für Auszubildende in Höhe von 1500 Euro.
- Erhöhung der Ausbildungsvergütung um mindestens 324 Euro und eine Vereinheitlichung der Vergütung bei allen Eisenbahnen.
Die Deutsche Bahn bot der Gewerkschaft bislang eine Lohnerhöhung von elf Prozent sowie eine Inflationsausgleichsprämie. Der größte Knackpunkt bei den Verhandlungen ist allerdings die Reduzierung der Wochenarbeitszeit. (mit dpa)