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Bahnstreik zu Weihnachten? Bahn bereitet sich mit Notfallplänen vor

Streik

Bahnstreik zu Weihnachten? Bahn bereitet sich mit Notfallplänen vor

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    Eine Kundgebung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor dem Hauptbahnhof in Magdeburg. Verlaufen die Tarifverhandlungen nicht nach Plan, könnte ein Streik an Weihnachten drohen.
    Eine Kundgebung der Gewerkschaft Deutscher Lokomotivführer (GDL) vor dem Hauptbahnhof in Magdeburg. Verlaufen die Tarifverhandlungen nicht nach Plan, könnte ein Streik an Weihnachten drohen. Foto: Soeren Stache, dpa

    Die Weihnachtszeit steht vor der Tür und Millionen Menschen in Deutschland schmieden bereits Reisepläne, um Zeit mit ihren Familien und Liebsten zu verbringen. Doch 2023 könnte ein drohender Streik bei der Deutschen Bahn (DB) diese Pläne erheblich stören. Schon länger stand ein Bahn-Streik zu Weihnachten im Raum - eine Horror-Vorstellung für viele Weihnachtsreisende. Der Grund: Die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und die Deutsche Bahn befinden sich aktuell in Tarifverhandlungen, wobei GDL-Chef Claus Weselsky im Vorfeld der Gespräche bereits kräftig die Streik-Trommel rührte. Doch was plant die Bahn eigentlich, wenn es an Weihnachten zu einem Streik kommen sollte? Alle wichtigen Infos lesen Sie hier. 

    Bahn-Streik zu Weihnachten? Das sind die Notfallpläne der Bahn

    Im Zentrum des drohenden Streiks stehen die Tarifverhandlungen der GDL und der Deutschen Bahn. Zu den Forderungen der Gewerkschaft zählen bessere Arbeitsbedingungen und eine angemessene Entlohnung für ihre Mitglieder. Ein kürzlich von der Deutschen Bahn vorgelegtes Angebot, das eine Lohnerhöhung von 11 Prozent und eine steuerfreie Inflationsausgleichsprämie von 2850 Euro beinhaltet, wurde von der GDL abgelehnt. Die Gewerkschaft strebt zusätzlich eine Vier-Tage-Woche bei vollem Lohnausgleich an, ein Vorschlag, der von der Deutschen Bahn bisher abgelehnt wurde. Daher kam es zum Auftakt der Verhandlungen zu keiner Einigung. Zwei Tage vor der nächsten Verhandlungsrunde hatte die GDL dann spontan einen ersten Streik angekündigt. Dieser dauerte über den 16. und 17. November über 20 Stunden an.

    Tage nach dem Streik gab es aber eine erste vorsichtige Entwarnung von GDL-Chef Claus Weselsky in Richtung Weihnachten. Gegenüber der Leipziger Volkszeitung sagte Weselsky "Die GDL hat noch nie über Weihnachten gestreikt und wird es auch dieses Jahr nicht tun." Streiks über Weihnachten sind damit (Stand 22. November) zunächst vom Tisch. Allerdings hat die GDL derzeit ihre Mitglieder zur Urabstimmung aufgefordert. Sollten bei der Urabstimmung 75 Prozent der Mitglieder zustimmen, könnte es in den Wochen vor Weihnachten längere und auch häufigere Streiks geben.

    Die Verhandlungen zwischen der GDL und der Deutschen Bahn sind von entscheidender Bedeutung, da sie nicht nur die Arbeitsbedingungen der Lokführer, sondern auch die Reisepläne von Millionen von Menschen beeinflussen. Die Aussage von GDL-Chef Weselsky, dass Streiks unausweichlich seien und die Beschäftigten „die Messer schon gewetzt“ hätten, verdeutlichte im Vorfeld die Entschlossenheit der Gewerkschaft, ihre Forderungen durchzusetzen. Diese Rhetorik hatte auch politische Reaktionen hervorgerufen. Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Kubicki von der FDP bezeichnete Weselskys Äußerungen angesichts der globalen Situation als unangemessen und appellierte an die GDL, das Weihnachtsfest der Menschen nicht zu gefährden. Auch Thomas Bareiß (CDU), verkehrspolitischer Sprecher der Unions-Bundestagsfraktion, äußerte sich kritisch und bezeichnete einen Streik vor Weihnachten als "Super-GAU". 

    Doch die Deutsche Bahn blieb nicht untätig und hat laut einem Bericht der Bild am Sonntag bereits damit begonnen, Notfallpläne für den Fall zu entwickeln, dass die GDL doch über Weihnachten streiken sollte. Ein zentraler Aspekt dieser Pläne ist laut dem Bericht der Einsatz von besonders langen Zügen. Zum Beispiel plant die DB, 376 Meter lange XXL-ICEs mit 918 Sitzplätzen auf stark frequentierten Strecken wie beispielsweise Hamburg über Köln, Frankfurt und Stuttgart nach München einzusetzen. Diese Züge sind fast doppelt so lang wie die üblichen ICEs, die normalerweise etwa 200 Meter lang sind und 400 bis 450 Sitzplätze bieten. 

    Falls Streik über Weihnachten: Bahn müsste Fernverkehr reduzieren

    Im Fernverkehr wird die Deutsche Bahn bei einem Weihnachts-Streik aller Voraussicht nach jedoch mit einer erheblichen Reduzierung der Zugverbindungen konfrontiert sein. Es wird erwartet, dass weniger als 20 Prozent der planmäßigen Züge fahren werden, was bedeutet, dass nur etwa 140 der üblichen 700 Züge pro Tag verfügbar sein werden. Ein weiterer wichtiger Aspekt des Notfallplans ist der Erhalt grenzüberschreitender Verbindungen. Die Deutsche Bahn plant laut Bild , dies durch den Einsatz von ausländischen Lokführern zu ermöglichen. Diese Strategie könnte dazu beitragen, zumindest einen Teil des internationalen Verkehrs aufrechtzuerhalten.

    Eine Herausforderung, der sich die Bahn gegenübersieht, ist der Mangel an Alternativen zum Zugverkehr. Der Einsatz von Bussen als Ersatz für ausgefallene Zugverbindungen ist aufgrund eines Mangels an Fahrzeugen und Fahrern nicht möglich. Dies unterstreicht die Komplexität der Situation und die begrenzten Optionen, die der Deutschen Bahn zur Verfügung stehen, um die Auswirkungen eines Streiks zu mildern.

    Die wirtschaftlichen und sozialen Auswirkungen eines Streiks im Bahnverkehr während der Weihnachtszeit könnten erheblich sein. Die Weihnachtswoche ist traditionell eine der verkehrsreichsten Zeiten im Jahr. Im vergangenen Jahr waren in der Woche vom 22. bis 28. Dezember etwa 3,2 Millionen Fahrgäste mit den Fernverkehrszügen der Bahn unterwegs – ein Rekordhoch.

    Wichtig: Bahn-Reisende haben übrigens im Falle eines Streiks bestimmte Rechte und können ihr Geld für das Ticket zurückholen.

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