Notaufnahme an der Uniklinik: Weniger Patienten wegen Corona?
Die Augsburger Uniklinik hat in der Corona-Krise einen Rückgang an Notfall-Patienten zu verzeichnen. Wegen einem bestimmten Leiden werden jedoch mehr Menschen behandelt.
Es ist eine Entwicklung, die Mediziner verwundert: Während der Corona-Krise haben viele Krankenhäuser in Deutschland einen Rückgang an Notfall-Patienten zu verzeichnen. "Wir stellen fest, dass Diagnosen wie Schlaganfallverdacht, Herzinfarkt oder Blinddarmentzündung deutlich nachgelassen haben", sagte Siegfried Hasenbein, Geschäftsführer der Bayerischen Krankenhausgesellschaft in München.
So auch am Klinikum Nürnberg: Wie die Welt berichtet, sind dort seit der elften Kalenderwoche zwischen 20 und 30 Prozent weniger Patienten zur Abklärung unklarer Brustschmerzen eingeliefert worden und im Vergleich zum Vorjahr 30 Prozent weniger Schlaganfall-Verdachtsfälle. Dass dies mit einem Rückgang solcher Leiden zusammenhängt, ist wohl ausgeschlossen. Viele Menschen sind aktuell eher besorgt, sich in einem Krankenhaus mit dem Coronavirus zu infizieren.
Corona-Krise: Auch Uniklinik Augsburg hat Patientenrückgang in Notaufnahme zu verzeichnen
Auch am Universitätsklinikum in Augsburg ist das Phänomen zu beobachten: "Es war tatsächlich auch hier seit der zweiten Märzhälfte ein deutlicher Patientenrückgang in der Notaufnahme spürbar", sagt deren Direktor Dr. Markus Wehler.
Der Mediziner warnt: Symptome zu ignorieren könnte in manchen Fällen gefährlich werden - besonders wenn diese möglicherweise einen Herzinfarkt oder Schlaganfall nach sich ziehen. Mittlerweile sei der Trend allerdings rückläufig - seit Ostern kommen laut Wehler wieder vermehrt Patienten in die Notaufnahme.
Uniklinik Augsburg: Unfallchirurgie hat alle Hände voll zu tun
Die Sorge der Menschen, sich im Krankenhaus mit dem Coronavirus zu infizieren, ist Wehler zufolge unberechtigt. "Das Universitätsklinikum tut alles, um dies zu vermeiden. Sowohl infizierte Patienten als auch mögliche Verdachtsfälle werden sofort isoliert, der Besucherverkehr ist stark eingeschränkt."
Verdachtsfälle, die über die Zentrale Notaufnahme ins Krankenhaus kommen, würden über einen separaten Eingang geleitet, um den Kontakt zu anderen Patienten zu verhindern. Zudem kontrolliere Personal am Haupteingang, wer das Klinikum betritt.
Die Ausgangsbeschränkungen bekommt übrigens auch die Augsburger Uniklinik zu spüren - im Freizeitsportbereich habe es in den vergangenen Wochen zahlreiche Unfälle gegeben, sagt Wehler: "Die unfallchirurgischen Kollegen hatten alle Hände voll zu tun."
Man merke, dass viele Menschen, die wegen Corona zu Hause bleiben müssen oder in Kurzarbeit geschickt wurden, sich sportlich betätigen wollen. (mit tf)
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