Russland wird taktische Atomwaffen in Belarus stationieren. Das gab Präsident Wladimir Putin nun bekannt. Er erklärte, dass der belarussische Staatschef Alexander Lukaschenko schon vor langer Zeit um diesen Schritt gebeten hat. Die Stationierung soll im Sommer erfolge. Bis zum 1. Juli 2023 soll der Bau eines Lagers für atomare Sprengköpfe abgeschlossen sein. Danach können dann die taktischen Atomwaffen stationiert werden. Doch was bezweckt Moskau mit diesem Schritt? Und welche Ziele könnte Russland mit den Atomwaffen erreichen?
Atomwaffen in Belarus: Wie hoch ist die Reichweite von Atomraketen?
Die Reichweite von Atomwaffen spielt in dem neuerlichen Szenario eine wichtige Rolle. Diese hängt sehr davon ab, um welche Art von taktischen Nuklearsprengköpfen es geht. Derzeit ist nicht klar, welche Art Russland in Belarus stationiert werden soll. Auch nicht, ob es sich um vollwertige Waffenysteme oder um Sprengköpfe handelt, welche an verschiedenen Trägergeräten angebracht werden können.
In Belarus ist bereits die Boden-Boden-Rakete Iskander stationiert, welche auch mit atomaren Sprengköpfen bestückt werden kann. Diese wird regelmäßig gegen die Ukraine eingesetzt. Die Iskander kommen wohl am ehesten als Trägergeräte für die atomaren Sprengköpfe in Belarus infrage. Sie sind auch in der russischen Exklave Kaliningrad stationiert. Offiziell besitzen die Kurzstreckenraketen vom Typ Iskander eine Reichweite von 500 Kilometern. Westliche Geheimdienste berichten aber schon seit einiger Zeit davon, dass die neueren Modelle der Iskander eine größere Reichweite haben. Diese könnte bis zu 2500 Kilometer betragen.
Wie weit reichen die Atomwaffen von Russland?
Neben der Iskander gibt es für Russland noch viele weitere Möglichkeiten, Atomwaffen einzusetzen. Man muss hier unter taktischen und strategischen Atomwaffen unterscheiden. Die taktischen Atomwaffen besitzen eine deutlich geringere Spreng- und Zerstörungskraft und fallen mit einer geringeren Reichweite auf. Strategische Atomwaffen können allerdings eine globale Gefahr darstellen.
Durch Interkontinentalraketen können atomare Sprengköpfe aus Russland Strecken von mehr als 5500 Kilometern zurücklegen. Sie können also beispielsweise von Moskau nach Washington fliegen. Putin behauptete jüngst sogar, dass Russland moderne atomare Sprengköpfe durch die Interkontinentalrakete des Typs RS-24 "Yars" über eine Reichweite von 12.000 Kilometern einsetzen könne. Das würde bedeuten, dass Russland mit strategischen Atomwaffen Ziele auf der ganzen Welt angreifen könnte.
Atomraketen in Belarus: Verändert die Stationierung die Sicherheitslage?
Die Stationierung von Atomwaffen in Belarus würde für die Sicherheitslage in Europa wohl keine große Veränderung darstellen. Mit den Atomraketen, welche in Kaliningrad stationiert sind, könnte Russland ohnehin bereits Ziele wie Berlin mit atomaren Sprengköpfen beschießen. Das Auswärtige Amt erklärte bereits, dass man sich von den neuerlichen Entwicklungen nicht beirren lassen werde.