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Argentinien: In Messis Heimatstadt Rosario tobt der Drogenkrieg

Argentinien

In Messis Heimatstadt Rosario tobt der Drogenkrieg

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    Unbekannte haben auf den Supermarkt des Schwiegervaters von Fußball-Superstar Lionel Messi in der argentinischen Stadt Rosario geschossen.
    Unbekannte haben auf den Supermarkt des Schwiegervaters von Fußball-Superstar Lionel Messi in der argentinischen Stadt Rosario geschossen. Foto: Sebastian Lopez Brach, AP/dpa

    Vor ein paar Wochen, da erfüllte eine Woge des Glücks Rosario. Als im Dezember Lionel Messi als Kapitän der argentinischen Fußball-Nationalmannschaft den WM-Pokal in die Höhe reckte, da fühlten sich auch die Einwohner der Industriestadt ein klein wenig als Weltmeister. Internationale Filmteams kamen in die rund drei Autostunden nördlich von Buenos Aires gelegene Stadt. Denn Messi kommt von hier, trat in der Jugend für die Newell's Old Boys vor das runde Leder – besser gesagt, er streichelte es. Und ging dann noch in jungen Jahren nach Barcelona.

    Aktuell ist Rosario wieder im Fokus des Medieninteresses. Doch diesmal geht es nicht um Glanz und Glamour, sondern um Gewalt und Drogenkrieg. Schüsse auf einen Supermarkt, der der Familie von Messis Ehefrau Antonella gehört, dazu eine Drohung auf ein Stück Pappe geschrieben – gegen den Fußballstar selbst. "Messi, wir warten auf dich", stand da zu lesen, berichtet die Zeitung La Nación. So ein Vorfall hat eine mediale Strahlkraft über die Stadt und das Land hinaus.

    Der argentinische Präsident Alberto Fernandez spricht bei einer Pressekonferenz.
    Der argentinische Präsident Alberto Fernandez spricht bei einer Pressekonferenz. Foto: Maria Eugenia Cerutti, Presidencia/telam, dpa

    Seit Unbekannte vergangene Woche 14 Schüsse auf den Metall-Rollladen des Geschäfts abgefeuert haben, seit die Drohung gegen Messi und darüber hinaus gegen den Bürgermeister von Rosario, Pablo Javkin, bekannt wurde, fragt sich die argentinische Öffentlichkeit, was da los ist in Messis Geburtsstadt. Denn Rosario leidet unter einer Welle der Gewalt. Mehrere Drogenbanden ringen um die Kontrolle in der Stadt nordwestlich von Buenos Aires. Im vergangenen Jahr kamen bei den Auseinandersetzungen 288 Menschen ums Leben. In diesem Jahr wurden in Rosario bereits 56 Menschen getötet. Immer wieder greifen Mitglieder der Drogengangs auch öffentliche Gebäude, Gefängnisse und Polizeiwachen an.

    Präsident Alberto Fernandez schaltete sich in die Diskussion ein. „Es muss etwas getan werden“, zitieren argentinische Medien den in den Umfragewerten abgestürzten peronistischen Staatschef, der sich im vierten und damit letzten Amtsjahr befindet. Wiederwahl Stand heute eher unwahrscheinlich. Dessen Sicherheitsminister Anibal Fernandez kam zu der hilflosen Erkenntnis, dass die „Drogenhändler gewonnen“ hätten. Fernandez beauftragte seinen Kabinettschef Agustín Rossi mit der Aufgabe, sich um die Lage in Rosario zu kümmern. Rossi stammt aus der Region. 

    Die Armut in Argentinien steigt, die Kämpfe zwischen Drogenbanden eskalieren

    Das eigentliche Problem für Fernandez und seine regierenden Peronisten sind aber nicht die Schüsse, sondern die sich tatsächlich verschlechterte Sicherheitslage im ganzen Land. Das wiederum hängt mit der unter Fernandez noch einmal angestiegen Armutsrate zusammen. „Es gibt sehr harte Drogen wie zum Beispiel Paco. Es gibt ständig gewalttätige Kämpfe zwischen den rivalisierenden

    In diesem Szenario gerät zunehmend die Bevölkerung zwischen die Fronten. Vor über einem Jahr erschütterte der Raubmord am Kioskbesitzer Roberto Sabo in Buenos Aires die Gemüter, denn die Gewalt kam nun auch in der Nachbarschaft um die Ecke an.

    Armenpriester Padre Pepe aus der Provinz Buenos Aires.
    Armenpriester Padre Pepe aus der Provinz Buenos Aires. Foto: Tobias Käufer

    In Rosario tobt schon lange ein Drogenkrieg. So blutig und gefährlich, dass der lokale Erzbischof Eduardo Eliseo Martin bereits vor längerer Zeit zu einem Friedensmarsch aufrief: "Wir wissen, was wir gerade erleben, insbesondere in Rosario, wo die Gewalt in den letzten Monaten einfach nicht aufgehört hat.“ 

    Der aktuelle Vorfall könnte auch mit rivalisierenden Bandenkämpfen unter den Ultras der Newell´s Old Boys zu tun haben. Was wiederum eine fußballromantische Rückkehr Messis zu seinem Jugendklub, wie zuletzt sein Freund und Ex-Nationalspieler Sergio Agüero ins Spiel brachte, ein Stück weit unwahrscheinlicher machen wird. 

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