Ein Eisberg, der in etwa die Ausmaße der Metropole London, samt Außenbezirken, einnimmt, ist ins Meer gestürzt: In der Antarktis hat sich am vergangenen Sonntag ein riesiger Eisklotz vom sogenannten Brunt-Schelfeis gelöst. Der Eisberg mit dem Namen "Chasm-1" nimmt rund 1550 Quadratkilometer ein. Seine Abspaltung ist laut führenden Forschern keine Folge des Klimawandels.
Eisberg in der Antarktis abgebrochen: Abspaltung von Chasm-1 wurde erwartet
Der riesige Eisberg ist während einer Springflut vom Festland abgebrochen. Das teilte die Polarforschungsorganisation British Antarctic Survey (BAS) mit. "Diese Abspaltung haben wir erwartet, sie ist Teil des natürlichen Verhaltens des Brunt-Schelfeises. Das hängt nicht mit dem Klimawandel zusammen", wird der BAS-Gletscherforscher Dominic Hodgson in einer Mitteilung zitiert.
Forscher hatten schon vor Jahren einen Spalt in der Eisdecke entdeckt und diesen "Chasm-1" getauft. Der Spalt wurde über die Jahre immer größer, bis sich der Eisberg nun vom Festland ablöste. Auf dem Brunt-Schelfeis betreibt die British Antarctic Society eine Forschungsstation. Die Forscher konnten die Abspaltung des Eisberges daher aus nächster Nähe beobachten. Als Vorsichtsmaßnahme wurde die Station im Jahr 2016 rund 20 Kilometer weiter ins Landesinnere verlegt. So sollte eine Gefährdung bei Abbrüchen von Eisbrocken, wie nun der von Chasm-1, verhindert werden. Im antarktischen Sommer sind von November bis März Gletscherforscher vor Ort. In den verbleibenden Monaten werden Satellitenbilder der Weltraumorganisationen Nasa und Esa zur Hilfe genommen, um die Region zu überwachen. Auch Bilder des deutschen Satelliten "TerraSAR-X" helfen den Forschern.
Antarktis: Riesiger Eisberg Chasm-1 abgebrochen – der Brocken wird weiter beobachtet
Der riesige Eisberg wird nun entlang des antarktischen Küstenstroms abtreiben. Er soll vom US National Ice Center noch einen Namen erhalten. Der Name "Chasm-1" war eigentlich nur für den Spalt vorgesehen. Britische Gletscherforscher werden den Eisbrocken auf seinem Weg beobachten. Laut der British Antarctic Survey ist das Brunt-Eisschelf ohnehin das am engsten überwachte Schelfeis der Welt.
Forscher hatten im vergangenen Jahr auch den Abbruch eines Eisberges mit den Ausmaßen von rund 1200 Quadratkilometern beobachtet. Für die Abspaltung hatten sie damals, anders als im aktuellen Fall, den Klimawandel verantwortlich gemacht. Durch die höheren Temperaturen wird das Schmelzen des Meereises deutlich beschleunigt.