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Anorexia nervosa: Wie KI bei der Therapie von Magersucht helfen könnte

Gesundheit

Anorexia nervosa: Wie KI bei der Therapie von Magersucht helfen könnte

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    Neues Aufgabenfeld für die KI? Forscher machen Magersüchtigen neue Hoffnung.
    Neues Aufgabenfeld für die KI? Forscher machen Magersüchtigen neue Hoffnung. Foto: Monique Wüstenhagen, dpa (Symbolbild)

    Künstliche Intelligenz (KI ) mischt immer mehr im menschlichen Leben mit. Vor allem ChatGPT schrieb Schlagzeilen, wobei sich die zumeist um die Befürchtung drehten, das Programm könnte sich zum heimlichen Helfer entwickeln und etwa Hausaufgaben in der Schule oder Hausarbeiten im Studium obsolet werden lassen.

    Ohnehin stellt sich immer häufiger die Frage: Welche bislang von Menschen durchgeführten Arbeiten könnten künftig in die Hände der KI fallen? Sogar als Arzt-Ersatz wurde ChatGPT schon getestet. Deutlich positiver klingt da das Thema dieses Textes. Denn hier soll sich alles darum drehen, wie die KI bei der Therapie von Magersucht helfen könnte.

    Künstliche Intelligenz: Was steckt dahinter?

    Mit dem Thema KI befasst sich auch die Politik. So definiert das Europäische Parlament: "Künstliche Intelligenz ist die Fähigkeit einer Maschine, menschliche Fähigkeiten wie logisches Denken, Lernen, Planen und Kreativität zu imitieren." Weiter heißt es, dank KI könnten technische Systeme ihre Umwelt wahrnehmen, mit dem Wahrgenommenen umgehen und Probleme lösen, "um ein bestimmtes Ziel zu erreichen".

    So würden Computer Daten empfangen, verarbeiten und darauf reagieren. Außerdem könnten KI-Systeme ihr Handeln anpassen, "indem sie die Folgen früherer Aktionen analysieren und autonom arbeiten".

    Die EU hat bereits einen Plan, wie Künstliche Intelligenz in Zukunft reguliert werden soll.

    Magersucht: Was versteht man darunter?

    Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung weist darauf hin, dass Magersucht auch unter den Begriffen Anorexie oder Anorexia nervosa bekannt ist. Es handele sich um eine "schwerwiegende und meist sehr langwierige Erkrankung, die unbedingt behandelt werden muss".

    Auffallend sei, dass Betroffene häufig sehr dünn seien und stark an Gewicht verlieren würden. Da sie sich selbst jedoch als unförmig und dick wahrnehmen würden, "schränken sie sich beim Essen immer mehr ein und nehmen daher weiter ab".

    Alarmierend ist in diesem Zusammenhang die Meldung, mit "Wegovy" würde ein "Abnehm-Wundermittel" den Weg nach Deutschland finden.

    Künstliche Intelligenz und Magersucht: Wie kann KI bei der Therapie helfen?

    Dem Thema Künstliche Intelligenz und Magersucht hat sich das Zentrum für Essstörungen an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden angenommen. Die Mediziner haben in ihrer Arbeit festgestellt, dass auch bei "gewichts-rehabilitierenden Patientinnen und Patienten" dauerhafte strukturelle Gehirnveränderungen bestehen.

    Die Teilnehmer der Studie wurden in vier Gruppen eingeteilt. Untersucht wurden 289 gesunde Personen sowie 165 untergewichtige Patientinnen, die eine Intensivbehandlung beginnen, 115 Patientinnen nach teilweise Wiederherstellung des Gewichts und 89 ehemalige Patientinnen nach stabiler und vollständiger Wiederherstellung des Gewichts.

    Dabei gelang es ihnen, "auf der Basis von MRT-Daten mittels Künstlicher Intelligenz Vorhersagen zum Krankheitsverlauf der Magersucht auf Basis dieser Hirnveränderungen" zu machen. Laut Zentrumsleiter Prof. Stefan Ehrlich bestand daher die Möglichkeit, mit Hilfe der KI "Therapieverläufe und -anwendungen individuell auf die jeweilige Patientin anzupassen".

    Weiter heißt es, die Forscher hätten bei ihrer Arbeit "die Möglichkeiten des maschinellen Lernens" genutzt, "um potenzielle dauerhafte Veränderungen in den Gehirnstrukturen" von Betroffenen festzustellen. Über einen Vergleich zwischen gesunden Personen und Magersüchtigen in verschiedenen Stadien der Erkrankung sollen "strukturelle Unterschiede erkannt werden, die nach der Wiederherstellung des Gewichts bestehen bleiben könnten".

    So soll eine Klassifizierung der Betroffenen vorgenommen werden können, "sowohl im untergewichtigen Zustand als auch nach Gewichtszunahme am Ende einer stationären Behandlung". Ehrlich erklärt hierzu: "Bemerkenswert ist, dass die Gehirnveränderungen bei Patientinnen und Patienten mit schlechterem folgenden Langzeitverlauf stärker ausgeprägt waren." Dagegen seien diese Veränderungen bei ehemaligen Erkrankten mit langfristiger Erholung nicht festgestellt worden.

    Künstliche Intelligenz in der Medizin: Eine Radiologin betrachtet in einer KI-basierten App auf einem Tablet Gehirnbilder eines Patienten.
    Künstliche Intelligenz in der Medizin: Eine Radiologin betrachtet in einer KI-basierten App auf einem Tablet Gehirnbilder eines Patienten. Foto: Monika Skolimowska, dpa (Symbolbild)

    Das Forscherteam schließt anhand seiner Ergebnisse, "dass es auch einen Zusammenhang zur individuellen Therapie, dem Therapieerfolg und der Nachsorge gibt". Dank der Arbeit sei es möglich, "personalisierte Interventionen für Patientinnen nach ihrer Entlassung zu entwickeln".

    Entdeckt wurden auch Unterschiede bei den Betroffenen, die ihr Gewicht nur teilweise wiedererlangt hatten. Besonders auffällig waren die Hirnveränderungen in Fällen, in denen die einst Erkrankten "nach einem Jahr rückfällig oder in einem schlechten Gesundheitszustand waren". Am deutlichsten traten die Unterschiede in bestimmten Hirnregionen zutage, die für ihre komplexe Konnektivität bekannt sind.

    Prof. Michael Albrecht, Medizinischer Vorstand am Uniklinikum Dresden, lobt: "Die Erkenntnisse sind extrem wichtig, wenn es um individuelle Therapiepläne der Betroffenen geht." Die Studie wurde als wissenschaftlicher Beitrag in Psychological Medicine veröffentlicht.

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