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Amokfahrt in Berlin 2022: Verdächtiger Gor H. wohl schon einmal in Psychiatrie

Berlin

Amokfahrt in Berlin: Verdächtiger war wohl schon einmal in der Psychiatrie

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    Das Fahrzeug kam nach der tödlichen Fahrt im Schaufenster einer Filiale der Parfümerie-Kette Douglas zum Stehen.
    Das Fahrzeug kam nach der tödlichen Fahrt im Schaufenster einer Filiale der Parfümerie-Kette Douglas zum Stehen. Foto: Michael Sohn, dpa

    Am Mittwoch war in Berlin ein Auto in eine Menschenmenge gefahren. Der Vorfall ereignete sich nach Angaben der Polizei gegen 10.30 Uhr in der Nähe des Breitscheidplatzes, nahe der Gedächtniskirche und dem Ku'damm. Eine Lehrerin aus Hessen starb, der Verdächtige Gor H. sitzt in einer Psychiatrie und schweigt weiter zum Motiv. Laut Medienberichten soll er 2020 schon einmal in einer

    Auto rast in Berlin in Menschenmenge: Eine Tote, ein Lehrer in Lebensgefahr

    Die getötete Lehrerin war mit den Schülern einer 10. Klasse aus dem nordhessischen Bad Arolsen in Berlin auf Klassenfahrt, teilte die hessische Landesregierung mit. Mehrere Schüler wurden schwer verletzt. Insgesamt sind noch acht der Opfer im Krankenhaus zur Behandlung. Keiner der Verletzten schwebe mehr in Lebensgefahr, wie eine Sprecherin der Gesundheitsverwaltung am 13. Juni mitteilte. Zuvor war noch um das Leben des Lehrers, der die Schulgruppe begleitete, gebangt worden.

    Die Staatsanwaltschaft geht von einer vorsätzlichen Tat aus. Der Verdächtige sei "bewusst mit einem Fahrzeug" in eine erste Gruppe von Menschen an der Ecke Ku'damm und Rankestraße sowie dann auf der Tauentzienstraße in eine Gruppe von Schülern und Lehrern gefahren, so der Sprecher der

    Der Verdächtige war polizeibekannt. Nach Medieninformationen soll er wegen häuslicher Gewalt, Körperverletzung, Beleidigung und Hausfriedensbruch aufgefallen sein.

    Hessen geschockt nach Amokfahrt in Berlin

    In Hessen steht man unter Schock angesichts der betroffenen Schülergruppe aus dem Bundesland. "Diese schockierende Nachricht aus Berlin macht mich fassungslos und tief betroffen. Meine Gedanken sind bei den Opfern, die voller Freude auf einer Klassenfahrt in der Hauptstadt waren", wird Hessens neuer Ministerpräsident Boris Rhein (CDU) zitiert.

    Hessens Kultusminister Alexander Lorz (CDU) sagte: "Wir haben umgehend Notfallbetreuungsteams nach Bad Arolsen geschickt, um den Angehörigen, Mitschülerinnen und Mitschülern sowie den Lehrkräften beizustehen."

    Ein Team aus der Schule reiste noch am Mittwoch nach Berlin, um den Jugendlichen vor Ort sowie ihren Eltern zur Seite zu stehen: "Neben der Aufklärung dieses Vorfalls ist es wichtig, dass die Schülerinnen und Schüler über die traumatischen Erlebnisse sprechen können." Inzwischen ist ein Teil der Jugendlichen sowie ihre Eltern, die am Mittwoch nach Berlin kamen, wieder auf dem Heimweg Richtung Hessen.

    Steinmeier und Giffey gedenken der Opfer – Scholz spricht von Amoktat

    Iris Spranger gab ein Update darüber, ob es sich um einen Unfall, oder eine geplante Tat handelte. Die Innensenatorin auf Twitter: "Nach neuesten Informationen stellt sich das heutige Geschehen an der Tauentzienstrasse als eine Amoktat eines psychisch beeinträchtigten Menschen dar." Sie sagte am Donnerstag, dass sie in der Nacht kaum ein Auge zugemacht habe, angesichts der Schwere der Tat. Auch Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach von einer "

    Einsatzkräfte am Unglücksort: Mindestens eine Person starb, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge fuhr.
    Einsatzkräfte am Unglücksort: Mindestens eine Person starb, nachdem ein Auto in eine Menschenmenge fuhr. Foto: Fabian Sommer, dpa

    Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier zeigte sich bestürzt über das Geschehene. "Meine Gedanken sind bei den schwer und sehr schwer Verletzten, bei dem Todesopfer", erklärte der SPD-Politiker: "Und sie sind bei denen, die Schreckliches erleben mussten. Mein tiefes Mitgefühl gilt ihnen, allen Angehörigen und Hinterbliebenen."

    Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) sprach am Donnerstag von einer "furchtbaren Tat", sie sei "zutiefst erschüttert". Zusammen mit Berlins Polizeipräsidentin Barbara Slowik besuchte sie den Tatort. Viele Passanten haben dort inzwischen Kerzen und Blumen niedergelegt. Faeser sagte, sie wolle die "tief empfundene Anteilnahme der Bundesregierung" vor allem mit den Angehörigen der toten Lehrerin und den verletzten Menschen ausdrücken. Sie dankte auch allen beteiligten Rettungskräften für ihre tatkräftige Arbeit.

    Berlins Regierende Bürgermeisterin Franziska Giffey (SPD) sagte den Betroffenen Unterstützung zu: "Wir werden alles dafür tun, den Betroffenen zu helfen." Ebenso werde alles dafür getan, den Hergang aufzuklären: "Wir wissen, dass wir eine Tote und zehn Schwerverletzte haben." Sie machte sich am Nachmittag ein Bild von der Lage vor Ort.

    Verdächtiger Gor H. polizeibekannt: Plakate in Auto gefunden

    Der Fahrer soll 29 Jahre alt sein und in Berlin leben. Es handelt sich um einen Deutsch-Armenier, der psychisch auffällig sei, hieß es von der Polizei. Er wurde 2015 eingebürgert.  Nach dpa-Informationen nutzte der 29-Jährige das Fahrzeug seiner älteren Schwester.

    In dem Wagen seien neben Schriftstücken auch Plakate mit Aufschriften gefunden worden. Innensenatorin Spranger sagte aber: "Ein richtiges Bekennerschreiben gibt es nicht." Spranger sprach von "Plakaten", auf denen Äußerungen zur Türkei stehen würden. Die genaue Motivation des Fahrers müsse untersucht werden. Eine Polizeisprecherin sagte: "Welcher Art die Äußerungen auf Schriftstücken und Plakaten sind, die im Auto gefunden wurden, prüfen wir noch."

    Auto fährt in Berlin in Menschenmenge: Böse Erinnerungen werden wach

    Einige schwer bewaffnete Polizeibeamte sicherten nach dem Vorfall die Umgebung ab, die Feuerwehr war mit rund 60 Einsatzkräften vor Ort. Auch ein Rettungshubschrauber kam zum Einsatz. Der Unfall ereignete sich in unmittelbarer Nähe zum Breitscheidplatz.

    Daher werden bei dem Vorfall böse Erinnerungen wach. Am Breitscheidplatz hatte im Dezember 2016 der Attentäter Anis Amri einen Lkw in den Berliner Weihnachtsmarkt gesteuert und dabei 13 Menschen in den Tod gerissen. 70 Menschen wurden bei der Amokfahrt verletzt.

    Außerdem erinnert der Vorfall an den Tod von vier Menschen im Bezirk Mitte im Jahr 2019: Ein Mann war damals mit seinem schweren Wagen von der Invalidenstraße abgekommen. Der SUV überschlug sich und tötete auf dem Gehweg einen Dreijährigen und seine Großmutter sowie zwei Männer. Im Februar 2022 war der Fahrer zu einer Bewährungsstrafe von zwei Jahren verurteilt worden. Er war trotz einer Epilepsie-Erkrankung und einer Gehirnoperation einen Monat vor dem Unfall Auto gefahren. (mit dpa)

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