«Neid» ist für Equanimeous St. Brown ein Fremdwort. Der 28 Jahre alte NFL-Profi ist zwar in den USA aufgewachsen, hat aber eine deutsche Mutter und spricht fließend Deutsch, daran liegt es also nicht. Der Profi der New Orleans Saints gönnt seinem jüngeren Bruder Amon-Ra St. Brown vielmehr einfach alles: den Erfolg, die Touchdowns, den 120-Millionen-Dollar-Vertrag. «Ich bin super happy für ihn. Er verdient das alles», sagte St. Brown der Deutschen Presse-Agentur am vergangenen Wochenende in Los Angeles. «Wenn wir die Playoffs nicht schaffen will ich, dass sie es schaffen und den Super Bowl gewinnen.»
Die Chancen darauf, dass es genau so kommt, stehen nicht schlecht. Für die New Orleans Saints, bei denen der älteste von insgesamt drei Brüdern seit dieser Saison spielt, war das 8:26 bei den Los Angeles Chargers am Sonntag nach zwei Siegen zum Saisonstart die sechste Niederlage in Serie. Die Playoffs rücken jede Woche etwas weiter weg. Amon-Ra St. Brown dagegen spielt für die Detroit Lions und hat dort sechs von sieben Partien gewonnen. Nur die Kansas City Chiefs, der Super-Bowl-Sieger der beiden vergangenen Jahre, ist derzeit noch erfolgreicher unterwegs.
Für Equanimeous St. Brown läuft es seit Monaten nicht rund
Der persönlich aber viel wichtigere Unterschied zwischen den beiden Brüdern: Während Amon-Ra St. Brown am Sonntag seinen fünften Touchdown in den vergangenen fünf Partien erzielte und zu den wichtigsten Profis im Kader der Lions zählt, muss der drei Jahre ältere Equanimeous St. Brown froh sein, überhaupt auf dem Platz gestanden zu haben. «Es ist nicht ideal. Aber ich muss tun, was ich tun muss», sagte er. Als Kinder stemmten sie gemeinsam mit ihrem Vater Gewichte in der Garage, aus dieser Zeit haben beide ihre Disziplin. Während Amon-Ra inzwischen aber zu den Stars der Liga zählt, geht es für seinen Bruder darum, ein schleichendes Ende der NFL-Karriere zu verhindern.
Statt nach zwei durchwachsenen Jahren bei den Chicago Bears in New Orleans wieder Schwung aufzunehmen, bremste ihn eine Oberschenkelverletzung in der Saisonvorbereitung so stark aus, dass er den Sprung in den 53-Mann-Kader verpasste und entlassen wurde. Die Saints verpflichteten ihn zwar kurz darauf für den Trainingskader und können ihn wie am Sonntag gegen die Chargers hochziehen - befriedigend ist die Situation allerdings nicht. «Ich bin unzufrieden damit, im Trainingskader zu sein. Das ist seit acht Wochen so. Aber ich muss einfach mein Bestes geben», sagte St. Brown. «Ich bin mental stark. Es war schwierig am ersten Tag. Aber danach habe ich meinen Kopf hochgehalten und gearbeitet.»
Der jüngere führt im Bruderduell
Seine Karriere sieht er aber noch nicht auf der Zielgeraden. «Ich bin noch nicht fertig, ich habe noch ein paar Jahre vor mir», sagte St. Brown. Es gibt für ihn schließlich doch noch eine offene Rechnung mit seinem Bruder. Dreimal standen sich die beiden in der NFL bislang auf dem Platz gegenüber, Amon-Ra St. Brown führt in dieser Wertung mit zwei Siegen und einer Niederlage. Equanimeous St. Brown gewann nur das erste Spiel vor drei Jahren, damals noch bei den Green Bay Packers. Am Sonntag gibt es das Duell zwischen den Lions und den Packers wieder, in der NFC North darf sich keines der beiden Teams eine Niederlage erlauben.
Die Saints und Lions treffen in dieser Saison nicht aufeinander - für Equanimeous St. Brown muss es also weitergehen in der NFL, um im Bruderduell ausgleichen zu können. Zumindest nach Siegen. In allen anderen Kategorien ist der jüngere dem älteren uneinholbar enteilt. Das aber ist okay für den großen Bruder.
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