Ameisen dringen in der baden-württembergischen Stadt Kehl in Häuser ein, zerstören Straßen und sorgen für Stromausfälle. Die Schäden sind beträchtlich, aber noch nicht zu beziffern. Inzwischen bereitet die invasive Art auch dem Stuttgarter Umweltministerium Kopfzerbrechen. „Das Auftreten der Ameisenart Tapinoma magnum ist ein neues Phänomen mit komplexen Folgen. Wir nehmen die Sorgen und die durch die Ameisen entstandenen Beeinträchtigungen der Bürgerinnen und Bürger ernst“, sagte eine Sprecherin. Das Ministerium stehe in Kontakt zu Wissenschaftlern und anderen Ländern, um schnellstmöglich Informationen über Vorkommen, Folgen und Wirksamkeit von Bekämpfungsmethoden einzuholen. „Dieser Prozess ist allerdings noch nicht abgeschlossen.“
Die bisherigen Versuche, die Ameisen zu bekämpfen, waren nur bedingt erfolgreich – vor allem, weil es in Kehl große „Superkolonien“ gibt. „Nach aktueller Bewertung kann nicht von einer Gefährdung des Ökosystems ausgegangen werden“, betonte die Sprecherin. Damit fehle auch die Grundlage für landesweite naturschutzfachliche Empfehlungen oder Hilfen. Man wolle sich auch mit dem für die Bekämpfung von Schädlingen zuständigen Gesundheitsministerium abstimmen.
Invasive Ameisen können große Schäden verursachen
Die Ameisen können große Schäden an der Infrastruktur verursachen – vor allem dort, wo sandige Böden vorhanden sind. Die Tiere transportieren Erde aus dem Boden nach oben, und das schneller und in größeren Mengen als heimische Arten. Dadurch sinken Pflasterwege ab. Zudem können die Ameisen in Verteilerkästen eindringen und Kurzschlüsse verursachen. Aber auch die Vegetation leidet unter der Ameisen-Plage. Die Tiere beschützen Blatt- und Schildläuse, um deren Honigtau zu verzehren. Die Schädlinge setzen geschwächten Bäumen in Trockenperioden zusätzlich zu, wodurch sie verstärkt absterben.
Invasive Ameisen nicht nur in Kehl
Die Stadt Kehl appellierte wiederholt an das Umweltministerium, sie in ihrem Kampf gegen die Ameisen nicht allein zu lassen. Nach Angaben der Stadt kommen die Tiere dort auf etwa vier Hektar Fläche vor. Zwei Superkolonien mit Millionen von Tieren wurden in den Stadtteilen Marlen und Neumühl entdeckt. Es gebe aber auch zusätzliche Verdachtsfälle.
Im Südwesten ist die aus dem Mittelmeerraum stammende invasive Ameisenart Tapinoma magnum bereits seit 2009 an verschiedenen Orten dokumentiert. Außer in Kehl wurde sie bereits in Lörrach, Schutterwald, Karlsruhe, Weinheim, Heidelberg, Ketsch und bei Stuttgart gesichtet. Auch angrenzende Regionen in Rheinland-Pfalz, Hessen und Frankreich sind betroffen.
Gegenüber dem Spiegel sagte der Myrmekologe der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung Bernhard Seifert, er habe die Tapinoma-Ameisen inzwischen in Proben von 29 verschiedenen Fundorten in Deutschland gefunden. „Die Ausbreitung geht nördlich bis Hamburg“, wird er zitiert. Nur aus den östlichen Bundesländern ist ihm kein Vorkommen bekannt. (mit dpa)
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