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Alkohol-Studie: Krebs-Gefahr steigt schon durch ein Glas am Tag

Alkoholkonsum

Durch Alkohol steigt die Gefahr, an Krebs zu erkranken

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    Viele genießen am Abend ein Gläschen Wein oder Bier – der neue Alkoholatlas warnt allerdings vor den Gefahren des regelmäßigen und zu starken Alkoholkonsums.
    Viele genießen am Abend ein Gläschen Wein oder Bier – der neue Alkoholatlas warnt allerdings vor den Gefahren des regelmäßigen und zu starken Alkoholkonsums. Foto: Christoph Soeder, dpa

    Geht es um die Gefahren von Alkohol, denken sicher viele zunächst an Verkehrsunfälle. Dann vielleicht an die Suchtproblematik und an Leberschäden. Aber wer denkt beim täglichen Wein- und Biergenuss auch an Krebs? „Vielen Menschen ist nicht bewusst, dass Alkohol ein erheblicher Krebsrisikofaktor ist“, sagt Katrin Schaller vom Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ) in Heidelberg. Dabei steige das Erkrankungsrisiko mit zunehmender Menge und Häufigkeit des Alkoholkonsums.

    Schon ein Glas Alkohol am Tag erhöhe das Krebs-Risiko

    Alle Gefahren sind detailliert im neuen Alkoholatlas Deutschland 2022 nachzulesen. Dort steht geschrieben: „Alkohol ist in jeder Menge krebserzeugend.“ Bereits ein geringer Alkoholkonsum „von etwa einem Glas Alkohol pro Tag erhöht das Risiko für die Entstehung von Krebs in Mund und Rachen, der Speiseröhre und der weiblichen Brust“. Darmkrebs mache den größten Anteil aller durch Alkoholkonsum bedingten Krebsfälle aus. Wer einen hohen Konsum hat, also mehr als 50 Gramm Alkohol pro Tag zu sich nimmt, treibe auch sein Risiko, an Leber-, Magen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs zu erkranken nach oben, heißt es. Schätzungen zufolge ließen sich in Deutschland laut dem DKFZ mehr als 8000 Krebstodesfälle auf Alkoholkonsum zurückführen. Zur besseren Einordnung der Mengen: 24 Gramm Alkohol entsprechen in etwa 0,6 Liter Bier oder circa 0,3 Liter Wein.

    Rund 16 Prozent der erwachsenen Männer und elf Prozent der erwachsenen Frauen, die wöchentlich Alkohol trinken, konsumieren nach Angaben des DKFZ riskante Mengen. Das heißt, Frauen nehmen über zehn Gramm Reinalkohol am Tag zu sich, Männer über 20 Gramm. Hier kommt der Alkoholatlas nicht nur zu dem Ergebnis, dass ein riskanter Alkoholkonsum besonders bei Menschen mit hohen Bildungsabschlüssen verbreitet sei. Bayern stehe beim riskanten Konsum der Frauen bundesweit sogar an der Spitze.

    Nicht nur Krebs: Alkoholkonsum kann zu mehr als 200 verschiedenen Krankheiten führen

    Doch nicht nur das Krebsrisiko steige mit dem Alkoholkonsum. Insgesamt sei Alkohol an der Entstehung von über 200 Krankheiten beteiligt. Neben verschiedenen Krebsarten sind Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes und Schädigungen des Gehirns genannt.

    Daher fordert das DKFZ, das den Alkoholatlas mit Unterstützung der Deutschen Krebshilfe herausgebracht hat, konkrete Maßnahmen, um den Alkoholkonsum zu senken. So müssten alkoholische Getränke teurer werden. Auch fordert das DKFZ eine stärkere Beschränkung der Verfügbarkeit: Alkohol darf nicht nur in den meisten Bundesländern rund um die Uhr verkauft werden, auch Jugendliche erhalten ihn schon ab 16. Dabei sei gerade das besonders schädliche Rauschtrinken unter Jugendlichen und jungen Erwachsenen weit verbreitet.

    Kritik an von der Alkoholindustrie geförderten Studien

    Problematisch sehen die Medizinerinnen und Mediziner aber auch die Werbung für Alkohol und die Praktiken der Alkoholindustrie. Für das DKFZ steht fest: Die Einflussnahme der Alkoholindustrie auf Politik und Forschung müsse reguliert werden. Denn die Alkoholindustrie beeinflusse Entscheidungstragende in der Politik nicht nur, indem sie etwa öffentliche Veranstaltungen sponsert. Sie würde auch wissenschaftliche Studien unterstützen, die beispielsweise eine mögliche schützende Wirkung eines geringen Alkoholkonsums vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen hervorheben.

    Dabei werde oft vergessen: Alkohol ist ein Zellgift, das sich nach der Aufnahme über den Blutkreislauf im ganzen Körper verteilt und – vor allem, wenn er in größeren Mengen konsumiert wird – alle Organe schädigen kann. Da Frauen einen geringeren Wasseranteil als Männer im Körper haben und daher ein geringeres Wasservolumen, in dem sich der Alkohol verteilen kann, sollten sie auch wesentlich weniger trinken, erklären die Forschenden. Auch Jugendliche, ältere und übergewichtige Menschen haben demnach ein geringeres Verteilungsvolumen als jüngere Erwachsene und Normalgewichtige.

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