Zahlreiche Diäten beruhen auf dem Prinzip des Kalorienzählens. Dieses ist eigentlich ganz einfach: Sie zählen die Kalorien aller Lebensmittel, die Sie zu sich nehmen und versuchen, ein Kaloriendefizit zu erreichen. Das ist dann erreicht, wenn Sie weniger Kalorien zu sich nehmen als der Körper normalerweise braucht. Der Kalorienbedarf errechnet sich aus einigen Parametern wie der Größe, dem Gewicht, dem Geschlecht und dem Alter. Aber muss das sein? Oder anders gefragt: Kann man auch ohne Kalorienzählen abnehmen?
Die Ernährungsberaterin Denise Bianchini beantwortete diese Fragen im Interview mit dem Focus mit einer Gegenfrage: „Haben Sie schon mal ein dickes Eichhörnchen gesehen?“ Das ist wahrscheinlich nicht der Fall, denn Eichhörnchen haben in aller Regel kein Übergewicht - und zwar ganz ohne Kalorienzählen. In der Tierwelt sind sie damit nicht allein, doch haben auch Menschen dieses Talent in sich?
Kann man ohne Kalorienzählen abnehmen?
„Während Tiere instinktiv wissen, was ihnen guttut, hat unsere Gattung hier einen Rückschritt gemacht“, sagt Bianchini. Das liege vor allem daran, dass man sich bei der modernen Ernährungsweise selbst austrickse. „Überall lauern Zuckerbomben und verarbeitete Lebensmittel, die uns verführen“, erklärt sie dem Focus. Demnach lassen viele Lebensmittel den Körper nach Nährstoffen hungern, obwohl sie ihn zeitgleich mit schneller Energie fluten. „Es ist, als würden wir ein Auto mit billigem Sprit betanken: Es fährt, aber der Motor macht irgendwann schlapp“, zieht Bianchini einen Vergleich.
Genau hier findet sich auch eine Schwäche des Kalorienzählens, wie sich im Magazin von oviva.com nachlesen lässt: Viele Kalorien lassen sich gar nicht ermitteln und Kalorienzählen ist daher in der Praxis oft gar nicht praktikabel. Zumindest nicht genau. Es kommt hinzu, dass der Kalorienbedarf des Körpers täglich variiert. Bianchini macht klar, dass Kalorienzählen auch keine Lösung des Problems bietet, dass man sich ständig hungrig fühlt. Das Fazit lautet demnach: Abnehmen ist auch ohne das Zählen von Kalorien möglich - und zwar mit einer gesunden Ernährungsumstellung.
Abnehmen ohne Kalorienzählen: Tipps und Tricks
Wer ohne Kalorienzählen abnehmen möchte, muss trotzdem ins Kaloriendefizit kommen. Erst in diesem Stadium verbrennt der Körper aufgebaute Fettreserven. Der Schlüssel für den Erfolg ist die Qualität der Lebensmittel. „Unser Körper schreit nach gesunden Fetten, die wichtige Prozesse wie die Hormonproduktion unterstützen. Er sehnt sich nach Eiweiß, dem Baustein für Muskeln und Gewebe. Und er will Ballaststoffe, die den Blutzucker stabilisieren und die Verdauung in Schwung bringen. Diese Stoffe geben uns echte Energie und ein Sättigungsgefühl, das auch anhält“, erklärt Bianchini im Focus-Interview.
Eine ausgewogene und gesunde Ernährung ist die Basis einer Diät ohne Kalorienzählen, da sind sich Ernährungsberaterinnen und Ernährungsberater einig. Die folgenden Tipps, die in Magazinbeiträgen von oviva.com und fitforfun.de gegeben werden, können ergänzend einen Effekt mitbringen.
- Ernährungstagebuch führen: Schreiben statt rechnen. Wer in ein Tagebuch einträgt, was er isst, und wie viel davon, der kann einen guten Überblick über die Auswahl der Lebensmittel und das Essverhalten bekommen.
- Unverarbeitete und frische Lebensmittel: Tiefkühlgerichte, Fast Food und andere verarbeitete Lebensmittel sind weniger nährstoffreich und sättigend. Je frische Lebensmittel sind, desto besser.
- Bewegung muss sein: In den Alltag sollte regelmäßige Bewegung eingebaut werden. Das kann von Spazierengehen bis zu Krafttraining alles sein. Mindestens 10.000 Schritte am Tag sind ratsam, doch auch ein kurzer Fußweg hat bereits einen Effekt.
- Stressvermeidung: Der Körper reagiert auf Stress mit der Speicherung von mehr Fett, was gegen jeden Diätplan arbeitet.
- Schlaf als Schlüssel: Schlaf bedeutet Regeneration. Wenn man nicht ausreichend schläft, schüttet der Körper vermehrt das Hungerhormon Ghrelin aus.
Wer ohne Kalorienzählen abnehmen möchte, der sollte einen guten Mix aus diesen Tipps und eine gesunde Ernährung über einen längeren Zeitraum aufrechterhalten. „Letztlich geht es nicht um die schnell schwindenden Kilos, sondern um die, die wirklich nachhaltig wegbleiben. Und die Chancen dafür sind deutlich höher, wenn man nicht jeden Tag aufs Neue mühsam ein Kaloriendefizit nachweisen muss“, resümiert Bianchini.
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