Wenn Menschen überflüssiges Gewicht verlieren wollen, können sie dafür ganz unterschiedliche Methoden wählen. Ein Trend sind Medikamente, die das körpereigenen Haushalt des Hormons Insulin beeinflussen. Die Medikamente - etwa Trulicity, Wegovy oder Ozempic - sind eigentlich für Diabetes-Patienten bestimmt, doch der Hype sorgt dafür, dass sie für die eigentliche Behandlung zeitweise wegen Engpässen nicht mehr zur Verfügung stehen. Ausgelöst wurde der Trend im Internet, Promis wie Elon Musk oder Kim Kardashian haben ihn befeuerert. Aber welche Rolle spielt Insulin überhaupt beim Abnehmen? Und wozu dient das Hormon im Körper sonst noch?
Abnehmen mit Insulin: Was ist Insulin eigentlich?
Insulin ist ein lebenswichtiges Hormon, also ein Botenstoff, den der Körper im Normalfall selbst bildet. Das passiert in den sogenannten Beta-Zellen der Bauchspeicheldrüse. Von der Bauchspeicheldrüse aus wird es ins Blut abgegeben und im Körper verteilt. Laut dem Informationsportal gesund.bund regelt Insulin zusammen mit dem Hormon Glukagon den Zuckerstoffwechsel. Die Bauchspeicheldrüse setzt mehr Insulin frei, wenn wir Kohlenhydrate mit der Nahrung aufnehmen, erklärt gesundheitsinformation.de.
Abnehmen mit Insulin: Was macht Insulin im Körper?
Das Diabetes-Informationsportal Diabinfo erklärt, dass Insulin die Aufnahme des Zuckers (Glukose) in die Körperzellen ermöglicht. Außerdem hemmt es auch die Abgabe von Glukose aus der Leber in das Blut. Als Folge sinkt der Blutzuckerspiegel, der nach dem Essen angestiegen ist. Die Blutglukose wird anschließend von Leber oder den Muskeln aufgenommen, verwertet oder gespeichert, erklärt das Portal gesundheitsinformation.de. Je zuckerlastiger die Ernährung, desto mehr Insulin schüttet die Bauchspeicheldrüse aus.
Fehlt das Insulin im Körper, kommt es zu schweren Störungen des Zuckerstoffwechsels. Als Folge steigt die Menge des Zuckers im Blut an und es entsteht Diabetes. Dann gilt für Betroffene meistens: Das Insulin muss per Injektion zugeführt werden.
Übrigens: Im Falle eines Verdachts auf Diabetes gibt es auch Selbsttests, um ersten Hinweisen nachzugehen. Doch die Diagnose sollte schlussendlich nur ein Arzt stellen.
Insulin: Welche Rolle spielt es beim Abnehmen?
Wenn man die Rolle von Insulin im Körper betrachtet, spielt nicht nur der Zucker eine Rolle. Insulin fördert laut gesundheitsinformation.de auch die Produktion von Eiweiß, fördert das Wachstum und reguliert den Fettstoffwechsel. Denn das Insulin fördert unter anderem den Glukoseabbau sowie die Umwandlung in Fett im Fettgewebe. Es gibt Leber und Muskeln sozusagen eine Anweisung, den Zucker im Blut zu verwerten und zu speichern. Ist dieser Speicher aber voll, wird der Zucker zu Fett umgewandelt.
Die AOK erklärt außerdem eine weitere Eigenschaft: Insulin hemmt den Fettabbau. Das kann problematisch werden, wenn zu viel zwischendurch gegessen wird: "Vermehrte Mahlzeiten über den Tag liefern dementsprechend nicht nur viele Kalorien – sie verhindern auch das Abfallen des Insulinspiegels und dadurch den Abbau von Körperfett. Nur wenn zwischen den Mahlzeiten bis zu fünf Stunden liegen, sinkt der Insulinspiegel weit genug, damit die Fettverbrennung eintreten kann", so die AOK.
Auch im Gehirn kann Insulin eine Wirkung haben, die wiederum das Abnehmen beeinflusst: Eine Studie des Deutschen Zentrums für Diabetesforschung (DZD) aus dem Jahr 2020 zeigte, dass Körpergewicht und Fettverteilung auch damit zusammenhängen, wie empfindlich das Gehirn für Insulin ist. "Reagiert das Gehirn empfindlich auf das Hormon, nimmt man deutlich ab, reduziert ungesundes Bauchfett und kann auch langfristig das Gewicht halten", erklärte das DZD in einer Mitteilung. Reagiere das Gehirn dagegen nur wenig oder gar nicht auf Insulin, verliere man nur zu Beginn der Maßnahme etwas Gewicht und nimmt dann wieder zu.
Abnehmen mit Insulin: Worauf muss man achten?
Eine hohe Ausschüttung von Insulin selbst unterstützt das Abnehmen also nicht wirklich. Vielmehr hilft ein möglichst niedriger Insulinspiegel dabei, Fett abzubauen und damit abzunehmen. Außerdem fühlt man sich dann länger satt, was verhindert, dass man zwischendurch isst und neue Kalorien aufnimmt.
Da die Bauchspeicheldrüse das Insulin bei Bedarf selbständig herstellt, kann man die Hormonmenge zumindest über den Blutzuckerspiegel beeinflussen. Und das geht, indem man kontrolliert, welche Nährstoffe man dem Körper zuführt. Lebensmittel können laut der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) unterschiedlich Einfluss nehmen auf den Insulinspiegel. Lebensmittel, die den Insulinspiegel schnell und stark ansteigen lassen sind demnach:
- zuckergesüßte Getränke
- Süßigkeiten
- Gebäckstücke ohne Vollkornzubereitung
- manche Obstsorten.
Solche Lebensmittel sollten also vermieden werden, wenn man abnehmen möchte. Wesentlich schwächer und langsamer steigt der Insulinspiegel laut DGE dagegen bei solchen Lebensmitteln an:
- Vollkornprodukte
- zuckerarme Früchte
- Zubereitungen mit hohem Ballaststoffanteil.
Häufig lassen sich Lebensmittel des alltäglichen Verzehrs gut und schnell durch blutzuckerfreundlichere Alternativen ersetzen, rät die DGE und nennt als Beispiel: Nüsse statt Chips, Beeren statt Bananen oder Trauben, Vollkornvarianten von Brot und Keksen statt der gewöhnlichen Rezepturen.
Auch viel Bewegung ist wichtig. "Durch regelmäßige körperliche Aktivität steigt der Energieumsatz sowie die Insulinwirksamkeit", erklärt die DGE. Eine konsequente Ernährung kann beim Abnehmen helfen und auch den sogenannten Jojo-Effekt vermeiden. Und auch die mentale Gesundheit kann eine Rolle beim Abnehmen spielen.
Übrigens: Ein weiterer aktueller Abnehm-Trend sind spezielle Fruchtgummis, die jedoch von der Forschung umstritten sind.