Die Talkshow "Günther Jauch" aus dem Berliner Gasometer lief erst fünf Minuten. Gerade als Talkgast Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche in Deutschland, seine Meinung kundtun wollte, ob Uli Hoeneß nun ins Gefängnis gehöre oder nicht, stürmte ein Mann auf die Bühne. Noch bevor sein Gesicht erkennbar war, war er schon von drei Sicherheitsmännern überwältigt worden. Während diese ihn von der Bühne trugen, schrie der Mann "Freiheit! Freiheit!" und "Alles Verarsche hier, alles Verarsche!"
Moderator Jauch blieb gelassen. Ohne Hast stand er auf und beobachtete den Vorfall. Während er einem Mitarbeiter ein offenbar bei der Rangelei heruntergefallenes Handy in die Hand drückte, kommentierte er: "Ich weiß nicht, was der Herr wollte. Es ist nicht das erste Mal, dass das passiert." Auf dem Weg zu seinem Platz sagte er: "Wir werden versuchen, festzustellen, was da gewesen ist, was der Mann wollte."
Günther Jauch-Sendung verlief danach störungsfrei
Dann forderte Günther Jauch Huber auf, weiterzusprechen. Und dieser, der zunächst beim unerwarteten Auftritt des Störers zusammengezuckt war, knüpfte dann auch nahtlos an seine These an: Es gehe ihm im Fall Hoeneß darum, Person und Tat "nicht zu trennen, aber voneinander zu unterscheiden."
Dann verlief der Talk bis zum Ende der Sendung störungsfrei. Dabei sprachen neben Huber auch Edmund Stoiber, ehemaliger Ministerpräsident Bayerns, Aufsichtsratsmitglied und Fan des FC Bayern und mit Uli Hoeneß befreundet, Johannes Röhrig, Journalist des Stern, der zuerst über ein "geheimes Fußballkonto" schrieb, Georg Mascolo, Leiter des Rechercheteams von NDR, WDR und der Süddeutschen und mit den Umständen von Hoeneß Selbstanzeige vertraut sowie Simone Kämpfer, früher Staatsanwältin, nun Strafverteidigerin, spezialisiert auf große Steuerfälle.
Störer hatte private Probleme
Am Ende der Sendung lüftete Günther Jauch das Geheimnis um den Störer. Offenbar war ihm die Information zugetragen worden, dass der Mann private Probleme mit seiner Wohnung habe. Und, so führte Jauch weiter aus, der "ansonsten auch der Meinung ist, dass diese ganze Sendung hier nur eine große Verarsche ist".
Zuletzt warb der Moderator um Verständnis. Weil dies eine Live-Sendung und damit angreifbar sei für Störungen, könne man in einem solche Fall den Mann nicht einfach hinzubitten und ihn nach seinen Probleme befragen. "Dem Mann geht es jetzt aber entsprechend soweit gut", verabschiedete sich Jauch unter dem Applaus des Publikums. Die nächste Sendung verlaufe dann "hoffentlich halbwegs störungsfrei".