Startseite
Icon Pfeil nach unten
Panorama
Icon Pfeil nach unten

Zwickauer Terrorzelle: Polizistin wegen Dienstwaffe von Neonazis ermordet?

Zwickauer Terrorzelle

Polizistin wegen Dienstwaffe von Neonazis ermordet?

    • |
    Im Fall der von Killern der Zwickauer Terrorzelle ermordeten Polizistin gehen die Ermittler von einem neuen Motiv aus. Die Neonazis wollten offenbar an die Dienstwaffe der Frau.
    Im Fall der von Killern der Zwickauer Terrorzelle ermordeten Polizistin gehen die Ermittler von einem neuen Motiv aus. Die Neonazis wollten offenbar an die Dienstwaffe der Frau.

    Bei den Ermittlungen zum Zwickauer Neonazi-Trio ist einem Zeitungsbericht zufolge das Motiv für den  Mord an der 2007 in gefunden worden. 

    Die Süddeutsche Zeitung berichtet in ihrer Samstagsausgabe, dass die Neonazis Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos vermutlich an die Dienstwaffe der Polizistin gelangen wollten.

    Polizistin Michèle K.: Durch Zufall Opfer von Neonazis

    Die Ermittler gehen demnach inzwischen davon  aus, dass die 22-jährige Michèle K. eher zufällig Opfer der Bande  wurde.

    Weil die Polizistin wie die beiden Mörder aus Thüringen  stammte, war zuvor über eine Beziehungstat spekuliert worden.  Ermittlungen in Heilbronn und Oberweißbach, dem Heimatort der  Polizistin, hätten diese Hypothese jedoch nicht bestätigt,  berichtete die Süddeutsche Zeitung.

    Die Zwickauer Terrorzelle - Chronologie der Ereignisse

    Freitag, 4. November: Am Vormittag überfallen zwei Männer eine Bank im thüringischen Eisenach und fliehen. Während der Fahndung stoßen Polizisten auf zwei Leichen in einem Wohnmobil. Beamte hatten Hinweise erhalten, dass ein Caravan bei dem Überfall eine Rolle gespielt haben könnte.

    Samstag, 5. November: Ermittler untersuchen die Schusswaffen, die in dem Wohnmobil gefunden wurden.

    Montag, 7. November: Unter den Pistolen im Wohnwagen sind die Dienstwaffen der im April 2007 in Heilbronn getöteten Polizistin Michele Kiesewetter und ihres schwer verletzten Kollegen. Die später identifizierten Männer Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt, deren Leichen entdeckt wurden, sollen den Banküberfall begangen haben. Sie sollen zusammen mit einer Frau in einer Wohnung in Zwickau gelebt haben, die wenige Stunden nach dem Banküberfall explodiert war. Nach der Frau, Beate Zschäpe, wird gefahndet.

    Dienstag, 8. November: Die bundesweit gesuchte Beate Zschäpe stellt sich der Polizei in Jena. Spekulationen kommen auf, dass die mutmaßlichen Bankräuber eine Verbindung in die Neonazi-Szene gehabt haben könnten. Sie und die verdächtige Frau sollen in Thüringen als rechtsextreme Bombenbauer in Erscheinung getreten sein.

    Mittwoch, 9. November: Zschäpe sitzt in U-Haft und schweigt. Nach Aussage von Thüringens Innenminister Jörg Geibert hatten die Männer bis 1998 Verbindungen zum rechtsextremen Thüringer Heimatschutz - danach jedoch nicht mehr. Polizei und Staatsanwaltschaft in Sachsen machen die Frau zunächst nur für die Explosion des Wohnhauses in Zwickau verantwortlich.

    Donnerstag, 10. November: In den Trümmern des abgebrannten Hauses in Zwickau werden weitere Schusswaffen gefunden.

    Freitag, 11. November: Es ist die spektakuläre Wende in dem Fall: Unter den Waffen ist die Pistole, mit der zwischen 2000 und 2006 neun Kleinunternehmer erschossen wurden - Türken, ein Grieche und Deutsche mit Migrationshintergrund. Außerdem entdecken Fahnder rechtsextreme Propaganda-Videos. Diese beziehen sich auf eine Gruppierung mit dem Namen Nationalsozialistischer Untergrund (NSU) und enthalten Bezüge zur Mordserie. Die Bundesanwaltschaft in Karlsruhe übernimmt die Ermittlungen.

    Sonntag, 13. November: Die Bundesanwaltschaft geht erstmals ausdrücklich von Rechtsterrorismus aus. Der Bundesgerichtshof erlässt  Haftbefehl gegen Zschäpe wegen des dringenden Tatverdachts «der Gründung und Mitgliedschaft in einer terroristischen Vereinigung». In Lauenau bei Hannover wird ein mutmaßlicher Komplize festgenommen. Holger G. soll dem Neonazi-Trio 2007 seinen Führerschein und vor etwa vier Monaten seinen Reisepass zur Verfügung gestellt haben. Die Rolle des Verfassungsschutzes in dem Fall ist unklar. Politiker fragen, warum die Rechtsextremen, die unter Beobachtung standen und schon 1998 in Jena als Bombenbauer auffielen, so lange unbehelligt blieben.

    Montag, 14. November: Justizministerin Sabine Leutheusser- Schnarrenberger sagt, die Strukturen des Verfassungsschutzes sollten auf den Prüfstand gestellt werden. Ihre Frage: «Was mich wirklich umtreibt, ist: Gibt es ein fester gefügtes rechtsextremistisches Netzwerk in Deutschland als bisher angenommen wurde?».

    Donnerstag, 17. November: Der hessische Verfassungsschutz dementiert einen Bericht, ein 2006 suspendierter Mitarbeiter habe einen V-Mann beim rechtsextremen Thüringer Heimatschutz geführt. Der Verfassungsschützer war 2006 in einem Internetcafé in Kassel gewesen, kurz bevor dort die tödlichen Schüsse auf den türkischstämmigen Betreiber fielen.

    Freitag, 18. November: Die Terrorzelle ist möglicherweise größer als bisher bekannt. Ermittler haben zwei weitere Personen im Visier. Sie sollen Mundlos, Böhnhardt und Zschäpe unterstützt haben. Nach mehreren Ermittlungspannen in der Vergangenheit wollen Bund und Länder mit besseren Strukturen auf den über Jahre unentdeckten rechtsextremistischen Terror reagieren.

    Dienstag, 29. November: Fahnder nehmen den früheren NPD-Funktionär Ralf W. fest. Er soll ein weiterer mutmaßlicher Unterstützer der terroristischen Vereinigung «Nationalistischer Untergrund» (NSU) sein.

    Zwickauer Neonazi-Trio soll zahlreiche Morde begangen haben

    In dem Bericht hieß es weiter, dass nach Erkenntnissen der Ermittler die Mörder nicht wissen konnten, dass die Polizistin am 25. April 2007 Dienst hatte. Die junge Frau hatte demnach eigentlich Urlaub und war kurzfristig eingesprungen. Auch die Fahrtroute der Polizistin und ihres 24-jährigen Kollegen, der bei der Tat schwer verletzt worden war, sei eher zufällig gewesen.

    Das Zwickauer Neonazi-Trio Uwe Böhnhardt, Uwe Mundlos und Beate  Zschäpe soll zwischen 2000 und 2006 neun Migranten ermordet haben. Neben dem Mord an der Polizistin 2007 steht die Gruppe im Verdacht, 2001 und 2004 zwei Sprengstoffanschläge mit insgesamt 23 Verletzten in Köln verübt zu haben. AZ/afp

    Diskutieren Sie mit
    0 Kommentare
    Dieser Artikel kann nicht mehr kommentiert werden