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Zwei Naturkatastrophen: Indonesien: Das Ausmaß des Horrors

Zwei Naturkatastrophen

Indonesien: Das Ausmaß des Horrors

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    Tsunami-Horror in Indonesien
    Tsunami-Horror in Indonesien Foto: DPA

    Die Horrornachrichten reißen nicht ab: In Indonesien wurde nach zwei Naturkatastrophen das Ausmaß von Erdbeben und Tsunami erstmals deutlich.

    Das Land kommt nach den beiden Naturkatastrophen nicht zur Ruhe. Am Donnerstag brach der erwachte Vulkan Merapi zum zweiten Mal innerhalb von zwei Tagen aus. Auf den Mentawai-Inseln wurde erstmals das Ausmaß des Horrors nach dem schweren Erdbeben und Tsunami deutlich.

    Angst und Schrecken, Verwüstung und Tod - in Indonesien reißen die Horrornachrichten nicht ab. Am Donnerstag schleuderte der wieder erwachte Vulkan Merapi erneut eine glühend heiße Aschefontäne in die Luft. Ob es neue Opfer gab, war zunächst unklar. Von den Mentawai-Inseln westlich von Sumatra berichteten die ersten Helfer drei Tage nach dem schweren Erdbeben und Tsunami vom Ausmaß der Tragödie. Sie fanden tausende verstörte Menschen, die in den verwüsteten Dörfern nach Angehörigen suchten. Die US- Geologiebehörde korrigierte die Stärke des Bebens von 7,5 auf 7,7. Die beiden Naturkatastrophen forderten mindestens 370 Menschenleben, 340 Einwohner wurden noch vermisst.

    Die Horrorerlebnisse der Mentawai-Bewohner wecken Erinnerungen an den verheerenden Tsunami, der Weihnachten 2004 rund um den Indischen Ozean mehr als 230 000 Menschenleben forderte. "Wir haben nichts mehr", jammerte der Dorfvorsteher von Montei Baru-Baru, Jersanius Sanaloisa. Er hatte sich, als am Montag die Killerwellen kamen, an einen Baum geklammert und überlebte mit seinem Kind. Seine Frau kam ums Leben. In seinem Dorf starben nach Angaben seines Büros 67 der 301 Bewohner, 64 wurden noch vermisst.

    Neun australische Surfer hatten sich auf einem Boot in einer Bucht gerade zum Schlafen fertig gemacht, als die erste Killerwelle kam, berichteten sie dem "Sydney Morning Herald". Minuten später raste eine drei bis fünf Meter hohe Wasserwand auf einer Breite von mehr als 500 Metern auf das Boot zu. "Es sah aus, als kämen eine Million Lastwagen herangedonnert", sagte Jethro Jones der Zeitung. Die Surfer überlebten nur wie durch ein Wunder.

    Viele Einheimische hatten nicht so viel Glück. Eine Mutter suchte verzweifelt nach ihrem sechs Monate alten Baby. "Mein Mann und mein Sohn sind noch nicht gefunden worden", sagte sie Helfern. Sie selbst war am Montagabend von einer Tsunamiwelle in eine Palme gespült worden. "Ich hätte sonst nicht überlebt", sagte sie. Tausende Menschen brachten sich auf den wenigen Anhöhen hinter dem Strand in Sicherheit. Sie kampierten unter freiem Himmel und trauten sich nicht in die Dörfer zurück. Es war schwierig, sie über Straßen mit Hilfsgütern zu erreichen. Zudem wurde das Benzin knapp.

    "Wir brauchen dringend ein paar hundert Leichensäcke", zitierte die Nachrichtenagentur Antara Katastrophenhelfer Joskamtir. "Wir brauchen auch Gesichtsmasken, der Gestank der verwesenden Leichen ist kaum auszuhalten." Die Medikamente gingen auch aus. "Die Hilfe ist unterwegs, aber es dauert alles", versicherte Bambang Suharjo, ein Mitarbeiter der Katastrophenschutzbehörde. Fähren brauchen von Sumatra aus zehn Stunden bis zu den Inseln. Einige Dürfer auf der Insel Pagai Selatan waren noch von der Außenwelt abgeschnitten. "Wir wissen nicht, wie es den 1945 Einwohnern dort geht", sagte ein Mitarbeiter des Vizepräsidenten der Zeitung "Kompas".

    Zwei deutsche Bojen, die im Rahmen des Tsunamifrühwarnsystems vor Mentawai installiert worden waren, waren am Montag defekt, als das Unglück passierte. Sie hätten aber ohnehin nichts genützt, sagte Erdbebenexperte Danny Hilman Natawidjaja. Die Flutwellen hätten die Küsten viel zu schnell erreicht. So rasch hätten die Bojen den veränderten Wasserpegel nicht messen und Alarmsignale geben können. Leben hätten aber gerettet werden können, wenn die Einwohner von Mentawai gewusst hätten, wo sie sich in Sicherheit bringen können. "Indonesien ist immer noch nicht vorbereitet auf ein Desaster wie das an Weihnachten 2004", sagte er der Nachrichtenagentur dpa.

    Am Merapi ging unterdessen nach der zweiten glühenden Aschefontäne wieder brandheißes Material auf die Hänge nieder. Eine Helferin berichtete, was Einwohner beim ersten Ausbruch am Dienstagabend erlebten. "Es war katastrophal, unglaublich heiß", sagte sie der Zeitung "Jakarta Globe". "Ich habe Blasen an den Füßen bekommen, obwohl ich Schuhe mit dicken Sohlen anhatte." Aus dem knapp 3000 Meter hohen Vulkankrater nördlich der Großstadt Yogyakarta zogen am Abend dunkle Rauchschwaden.

    Trotz Warnungen der Behörden kehrten am Donnerstag 50 Arbeiter in dsa Dorf Rahayu am östlichen Hang des Merapi zurück. Sie tragen dort Sand ab, der bei früheren Ausbrüchen des Vulkans aus dem Krater geschleudert worden war. "Wir haben zwei Tage nicht gearbeitet", sagte Sugiyem, eine 60-jährige Frau. "Ohne Arbeit haben wir kein Geld und nichts zu essen." Auch andere Anwohner wollten dringend in ihre Dörfer zurück. Sie wolle wenigstens nach dem Vieh sehen, sagte Jumniyasih aus dem Dorf Kali Adem. "Wenn es gefährlich aussieht, gehe ich in die Notunterkunft zurück." dpa

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