Am Dienstag waren in Gesamtdeutschland sechs Züge der Deutschen Bahn von Ausfällen bei den Klimaanlagen betroffen, davon zwei in Bayern. Ein Bahnsprecher erklärte dazu am Mittwoch: "Wir betreiben insgesamt über 1.500 Fernverkehrszüge, da sprechen wir bei sechs Fällen eher von Ausnahmen."
Probleme beheben, Lösungen finden
In den vergangenen Jahren sei einiges geschehen, um die großen Probleme, die vor allem im Jahr 2010 auftraten, aus dem Weg zu schaffen - nach Angaben der Bahn erfolgreich. Das Hauptproblem seien nunmehr einzelne Bauteile, die den Wetterverhältnissen schlichtweg nicht gewachsen sind. "Wir sind fieberhaft dabei, die fehlerhaften Bauteile von den Herstellern durch robustere austauschen zu lassen", sagte der Pressesprecher. Allerdings gebe es immer wieder Probleme mit den Lieferungen.
Zahlen und Fakten zum ICE
Der ICE ist ein Hochgeschwindigkeitszug der Deutschen Bahn. Hier Zahlen und Fakten:
ICE steht für InterCity-Express.
Offiziell im Dienst sind die ICE seit 29. Mai 1991.
Ein ICE besteht aus acht Wagen und ist rund 200 Meter lang.
ICE dürfen bis zu 330 km/h fahren und sind damit die schnellsten Reisezüge in Deutschland.
In der Praxis sind ICE in Deutschland mit bis zu 300 km/h und in Frankreich mit bis zu 320 km/h unterwegs.
ICE (ICE-T) mit Neigetechnik können sich bis zu acht Grad in die Kurve legen und sind damit auf kurvenreichen Strecken schneller unterwegs.
Allein Jahr 2010 waren fast 78 Millionen Reisende in einem ICE unterwegs.
"Wenn die Temperatur draußen moderat ist, haben wir keine Probleme. Erst bei hohen Temperaturen fällt das auf", so der Sprecher. Falls also auf einer Fernfahrt die Klimaanlage in einem Wagen ausfalle, werden die Fahrgäste gebeten, von diesem in einen anderen zu wechseln. Betreffe der Ausfall allerdings alle Waggons, so werde versucht, den nächstgrößeren Bahnhof anzufahren und dort Ersatzzüge bereitzustellen oder die Fahrgäste zu bitten, auf den nächsten Zug zu warten.
Fahrgäste können sich über defekte Klimaanlagen beschweren
"Wir wollen gegenüber unseren Fahrgästen immer kulant sein. Sollte sich also jemand vom Ausfall einer Klimaanlage belästigt fühlen, kann er sich jederzeit an den Kundendialog wenden", erläuterte der Experte. Dort werden die Einzelfälle geprüft. Ob und wieviele Fahrgäste sich seit den Vorfällen vom Dienstag beschwert hatten, konnte er nicht sagen. Bei Verspätungen, die die Bahnreisenden durch die Ausfälle teilweise in Kauf nehmen müssen, gelte das übliche Formular, das man ab einer Stunde Verspätung ausfüllen könne.
Über weitere klimaanlagen-bedingte Ausfälle am Mittwoch hatte der Bahnsprecher noch keine Informationen. "Es ist fast so als ob Sie mich nach dem Wetterbericht fragen. Ich kann das leider nicht absehen", beteuerte er.
Pro Bahn: Bahn unter erschwerten Bedingungen in Sachen Klimaanlagen
Bahnstrecke Augsburg-München
Die Bahnstrecke Augsburg-München gilt als eine der meistbefahrenen Strecken Deutschlands.
Die Verbindung ist 61 Kilometer lang.
Seit 1998 wurden 700 Millionen Euro in den vierspurigen Ausbau investiert. Dabei ging es weniger darum, die Reisedauer zu verkürzen. Im Vordergrund stand, mehr Verkehr bewältigen zu können, zuverlässiger zu sein und sich für künftiges Wachstum des Verkehrsaufkommens zu rüsten. Die vier Gleise sind bereits seit Juni in Betrieb.
Auf zwei der vier Gleise kann der Fernverkehr eine Geschwindigkeit von bis zu 230 Stundenkilometern fahren. Auf den anderen zwei Gleisen können Regional- und Güterverkehr bis zu 160 Stundenkilometer schnell sein.
Täglich fahren 350 Züge auf der Strecke.
Täglich zählt die Bahn allein im Regionalverkehr 30.000 Fahrgäste auf der Strecke, vor allem Berufspendler, die nach München fahren.
Der ICE benötigt in der Regel eine Fahrzeit von 32 bis 35 Minuten, der IC von 34 Minuten, der Regionalexpress von 43 bis 49 Minuten und die Regionalbahn 45 Minuten.
Lediglich in der Gegenrichtung München-Augsburg erreichen die Züge im schnellsten Fall bei ICE und IC vereinzelt die Fahrtzeit aus den 1970er Jahren von 26 Minuten.
Die Strecke ist Teil der Magistrale zwischen Paris und Wien.
Auch Pro Bahn hatte eine Erklärung für die Ausfälle. "Weil die neuen ICE-Züge noch nicht fertig sind, werden die Wartungsintervalle ausgereizt." Dadurch würden häufiger technische Probleme auftreten, sagt Karl-Peter Naumann, Sprecher und Ehrenvorsitzender des Fahrgastverbandes Pro Bahn. Die Bahn habe "wirklich erschwerte Bedingungen". Unter dem ehemaligen Bahnchef Hartmut Mehdorn seien damals zu wenig neue Züge bestellt worden. "Das rächt sich jetzt."
Beim Nah- oder Regionalverkehr beobachtet Naumann "eine deutlich geringere Beschwerdehäufigkeit". Das läge vor allem daran, dass die Strecken kürzer seien. "Über 20 Minuten hält man die Hitze eher aus als über sechs Stunden."
Muss ein Zug wegen einer defekten Klimaanlage aus dem Verkehr genommen werden, greifen die normalen Fahrgastrechte, sagt Naumann. Kommt der Passagier mit mehr als einer Stunde Verspätung am Zielort an, werden ihm 25 Prozent seines Fahrpreises erstattet. Außerdem halte die Bahn Mineralwasser bereit, wenn es zu warm im Abteil sei oder biete den Passagieren an, in einem anderen Wagon zu sitzen.
Erfahrungen der AZ-Leser
Auch einige AZ-Leser haben schlechte Erfahrungen mit Klimaanlagen in Zügen gemacht - und das nicht nur in den Fernverkehrszügen. "Die waren nicht nur in den ICE-Zügen kaputt, sondern auch im ach so tollen Fugger-Express", beschwerte sich ein Leser. Andere stimmten zu und erzählten von REs, in denen die Klimaanlage ebenfalls ausgefallen war. Auch der Augsburger Nahverkehr kam nicht gut weg. In den Trams und Bussen sei es heißer als draußen gewesen.
Eine Pendlerin meinte: "Am morgen ist die Klimaanlage auf 15 Grad eingestellt. Völliger Irrsinn, wenn alle im T-Shirt unterwegs sind. Oder Sie fällt ganz aus. Dazwischen gibt es leider kein Mittelmaß."
Aber es wurde auch erwähnt, dass solche Ausfälle mittlerweile zur Ausnahme geworden sind. Man solle auch an die Lokführer, Busfahrer, S-Bahn Fahrer, Schaffner etc. denken, die mit den teilweise sehr alten Zügen jeden Tag fahren müssen.