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Zugunglück in Polen: Züge prallen frontal ineinander: 16 Tote in Polen

Zugunglück in Polen

Züge prallen frontal ineinander: 16 Tote in Polen

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    Bei einem schweren Zugunglück in Polen sind zwei Personenzüge in Polen aufeinander geprallt. Dabei sind mindestens 16 Menschen gestorben.
    Bei einem schweren Zugunglück in Polen sind zwei Personenzüge in Polen aufeinander geprallt. Dabei sind mindestens 16 Menschen gestorben. Foto: Grzegorz Michalowski

    Schweres Zugunglück in Polen: Zwei Personenzüge sind in Südpolen auf demselben Gleis frontal zusammengeprallt. Mindestens 16 Menschen kamen ums Leben, weitere 58 Menschen wurden nach Angaben der Behörden bei dem Unfall am Samstagabend verletzt. Präsident Bronislaw Komorowski hat zwei Tage Staatstrauer angeordnet. Während der Trauertage ab Montag werden die Landesflaggen vor öffentlichen Einrichtungen auf halbmast gesetzt und alle Sport- und Kulturveranstaltungen abgesagt, wie Präsidentensprecherin Joanna Trzaska-Wieczorek am Sonntag bekannt gab.

    Noch drei Verletzte in Lebensgefahr

    Am Sonntagabend haben sich noch drei der 58 Verletzten in Lebensgefahr befunden. Das sagte Innenminister Jacek Cichocki bei einer Pressekonferenz am Abend: "Wir haben aber große Hoffnungen, dass diese drei wieder gesund werden und die tragische Bilanz zumindest bei den 16 Todesopfern bleiben wird", zitierten polnische Medien den Politiker.

    Das sechzehnte Todesopfer wurde erst am Sonntagnachmittag in einem der völlig zerstörten Waggons entdeckt, wie die polnische Nachrichtenagentur PAP berichtete. In beiden Zügen hatten zusammen rund 350 Passagiere gesessen.

    Unter den bereits identifizierten neun Toten befand sich auch eine US-Bürgerin. Außerdem wurden mehrere Ausländer verletzt, vor allem aus der Ukraine, aber auch ein Tscheche. Ob auch Deutsche in einem der Züge saßen, war zunächst nicht bekannt. "Es gibt Anzeichen dass sich noch mindestens eine Leiche im vorderen Teil eines der Züge befindet", sagte Cichocki. "Wir können nicht ausschließen, dass sich dort noch andere Opfer befinden." Auch der Zustand von etwa 30 Verletzen ist Medienberichten zufolge kritisch.

    Das Zugunglück ereignete sich in der Nähe der Stadt Zawiercie

    Das Unglück hatte sich gegen 21.00 Uhr in der Nähe der Stadt Zawiercie ereignet. "Die ersten drei Waggons waren wie eine Ziehharmonika ineinandergeschoben. Ich war am Anfang des vierten Waggons eingeklemmt, nur einen halben Meter hinter dem Bereich der größten Zerstörung. Als es mir endlich gelang, auf den Korridor zu gelangen, dankte ich Gott." So zitierte das Internetportal "wyborcza.pl" einen Überlebenden. Dariusz Wisniewski berichtete dem Fernsehsender TVN 24: "Als wir ausstiegen, sahen wir, was passiert war. Wir sahen die Verletzten und die Toten. Ich konnte es gar nicht glauben."

    Schwere Zugunglücke in Europa

    Zugfahren ist relativ sicher. Aber Zusammenstöße auf den Schienen - so wie am 3. März 2012 in Polen - haben meist verheerende Folgen. Einige Unglücke in den vergangenen Jahren:

    Januar 2011 - Deutschland: Zehn Menschen sterben, als ein Nahverkehrszug bei Oschersleben in Sachsen-Anhalt mit einem Güterzug zusammenstößt. Ein Lokführer soll ein Haltesignal überfahren haben.

    Februar 2010 - Belgien: In Buizingen bei Brüssel übersieht ein Lokführer ein Stoppsignal, zwei voll besetzte Regionalzüge prallen zusammen. Mindestens 18 Menschen sterben, rund 80 werden verletzt.

    Oktober 2009: Bei einer Feier zum 125-jährigen Bestehen der historischen Lößnitzgrundbahn in Sachsen stoßen zwei der historischen Züge zusammen. 52 Menschen werden verletzt, vier von ihnen schwer.

    Januar 2005 - Italien: Auf der eingleisigen Strecke Bologna- Verona prallen ein Passagierzug und ein Güterzug zusammen. 17 Menschen sterben. Ein Lokführer hatte ein Haltesignal übersehen.

    Juni 2003: Bei Schrozberg in Baden-Württemberg stoßen zwei Regionalzüge frontal zusammen. Sechs Menschen sterben, 25 werden verletzt.

    September 2001: Beim Frontalzusammenstoß von zwei voll besetzten Regionalzügen werden im bayerischen Enzisweiler am Bodensee rund 80 Menschen verletzt.

    Der Zug Przemysl-Warschau war frontal mit dem Zug Warschau-Krakau zusammengestoßen. Auf dem Nachbargleis gab es Reparaturarbeiten. Es war zunächst unklar, warum einer der Züge falsch umgeleitet wurde. Unter den Verletzten waren auch mehrere ukrainische Reisende. An Bord waren außerdem französische und spanische Passagiere. Sie blieben unverletzt.

    "Es gab keine Notbremsung, es gab nur den Aufprall. Plötzlich wurde es finster und der Zug stoppte", berichtete der Reisende Dariusz Wisniewski dem Fernsehsender TVN 24. "Als wir ausstiegen, sahen wir was passiert war. Wir sahen die Verletzten und die Toten. Ich konnte es gar nicht glauben."

    Die Bewohner eines nahe gelegenen Dorfes waren die ersten Helfer am Unfallort und halfen, die Verletzen aus den entgleisten Waggons zu bergen. Später versorgten sie die Passagiere auch mit Decken und heißen Getränken. "Wir sahen viele Menschen, die im Zug gefangen waren", sagte ein Helfer der PAP. "Wir versuchten, die Fensterscheiben einzuschlagen, damit sie es leichter hatten."

    Zugunglück: 550 Helfer arbeiteten die ganze Nacht

    An der Unglücksstelle arbeiteten die ganze Nacht etwa 450 Feuerwehrleute und 100 Polizisten. Mit Spürhunden suchten die Rettungskräfte in den Trümmern der Waggons fieberhaft nach Überlebenden. Zur Versorgung der Verletzten wurden beheizte Zelte errichtet. Neben Krankenwagen waren auch Hubschrauber im Einsatz.

    Der Zug Przemysl-Warschau führte sieben Waggons und war mit rund 250 Passagieren halb besetzt, sagte ein Sprecher der staatlichen Eisenbahn PKP. In den vier Wagen des Zuges Warschau-Krakau saßen etwa 120 bis 150 Fahrgäste. An der Unfallstelle galt ein Tempolimit von 120 Stundenkilometern; auf dem Nachbargleis gab es Reparaturarbeiten. Zunächst war unklar, warum der Zug nach

    "Dies ist die tragischste Katastrophe seit Jahren", sagte der polnische Ministerpräsident Donald Tusk, der noch in der Nacht zur Unfallstelle geeilt war. "Unser Mitgefühl gilt den Opfern und ihren Familien." Präsident Bronislaw Komorowski besuchte am Sonntag die Verletzten im Krankenhaus in der Stadt Sosnowiec.

    Der Präsident besucht den Ort des Zugunglücks

    Die schwersten Zugunglücke in Deutschland

    Mai 2018: In Aichach kracht ein Nahverkehrszug in einen im Bahnhof stehenden Güterzug. Der Lokführer und ein Fahrgast sterben.

    Februar 2016: Bei Bad Aibling im Landkreis Rosenheim stoßen zwei Nahverkehrszüge zusammen. Zwölf Männer sterben, über 100 werden verletzt.

    August 2014: In Mannheim rammt ein Güterzug einen Eurocity mit 250 Passagieren - zwei Waggons stürzen um, 35 Menschen werden verletzt. Der Lokführer des Güterzugs hatte ein Haltesignal übersehen.

    September 2012: Ein Intercity entgleist beim Verlassen des Stuttgarter Hauptbahnhofs. Acht Menschen werden verletzt. Bereits im Juli war an gleicher Stelle ein IC aus den Gleisen gesprungen. Ursache waren jeweils defekte Puffer an den Waggons.

    April 2012: Eine Regionalbahn stößt bei Offenbach (Hessen) mit einem Baukran-Zug zusammen. Drei Menschen werden getötet, 13 verletzt.

    September 2006: Ein Transrapid kollidiert in Lathen im Emsland mit einem Werkstattwagen. Von den 31 Fahrgästen und den zwei Mitarbeitern im Reinigungsfahrzeug verlieren 23 Menschen ihr Leben. Elf Personen werden schwer verletzt. Seither wurde der Versuchsbetrieb der Magnetschwebebahn nicht wieder aufgenommen.

    Juni 2003: Auf der Strecke zwischen Niederstetten und Schrozberg stoßen zwei Regionalzüge zusammen. Sechs Menschen sterben.

    Februar 2000: Ein Nachtexpress entgleist in Bühl bei Köln. 52 Menschen werden verletzt, sechs sterben.

    Juni 1998: In Eschede kracht ein ICE gegen einen Brückenpfeiler. Insgesamt sterben 101 Menschen. Hunderte sind teilweise schwer verletzt.

    Juli 1997: Bei Marburg verliert ein Güterzug Stahlrohre. Eines durchbohrt die Seite des entgegenkommenden Nahverkehrszuges. Sechs Menschen verlieren dabei ihr Leben.

    November 1992: In Northeim entgleist ein Güterzug, weil sich ein Puffer gelöst hatte. Elf Meschen kommen ums Leben, 52 werden zum Teil schwer verletzt.

    Februar 1990: 17 Menschen verlieren ihr Leben, als in Rüsselsheim zwei S-Bahnen frontal zusammenstoßen. Die Schuld lag beim Zugführer, der ein Haltesignal übersehen hatte.

    Januar 1988: Ein Schnellzug, der zwischen Leipzig und Stralsund verkehrt, kollidiert mit einem sowjetischen Panzer. Der Zusammenstoß kostet sechs Menschen das Leben.

    Februar 1984: Dichter Nebel behindert die Sicht. Im Bahnhof von Hohenturm bei Halle übersieht der Lokführer eines Schnellzuges ein Signal und fährt auf einen Personenzug auf. Elf Tote sind zu beklagen.

    Juni 1975: 41 Tote und zahlreiche Verletzte fordert der Zusammenstoß zweier Eilzüge auf einem eingleisigen Streckenabschnitt zwischen München und Lenggries.

    Juli 1971: In der Nähe von Freiburg im Breisgau entgleist ein D-Zug mit viel zu hoher Geschwindigkeit in einer Kurve. Anschließend stürzt er die Böschung hinunter und zerstört ein Wohnhaus. 23 Menschen sterben und 121 werden verletzt.

    Mai 1971: Zwischen Wuppertal und Radevormwald kollidieren ein Güterzug und ein Schienenbus frontal. Der Zusammenstoß fordert 46 Tote, darunter 41 Schüler aus Radevormwald.

    Juli 1967: Das schwerwiegendste Schienenunglück der DDR ereignete sich an einem Bahnübergang bei Magdeburg. Ein Minol-Tanklaster überfährt eine halb geöffnete Schranke und wird von einem Zug gerammt. 15.000 Liter Benzin explodieren. Fast 100 Menschen finden den Tod.

    Er wisse aus eigener Erfahrung wie wichtig der Kontakt zur Familie sei, sagte er den Angehörigen von zwei verletzten Frauen. "Die Dinge können nun nur besser werden. Ich wünsche Ihnen allen das Beste", sagte Komorowski. Später besuchte der Präsident auch den Unfallort. Sobald die Waggons von den Gleisen entfernt seien, werde eine Nationaltrauer angeordnet, kündigte er an.

    Bundesaußenminister Guido Westerwelle übermittelte das Mitgefühl und die Anteilnahme der Bundesregierung. "Wir trauern mit den Angehörigen der Opfer und wünschen den Verletzten eine rasche Genesung", so der Minister. An Bord der Unglückszüge waren auch französische und spanische Passagiere. Sie blieben unverletzt.  AZ, dpa, afp

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