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Zeitumstellung 2018: Schlägt der Winterzeit jetzt die letzte Stunde?

Zeitumstellung 2018

Schlägt der Winterzeit jetzt die letzte Stunde?

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    Am 28. Oktober 2018 werden in Europa die Uhren umgestellt.
    Am 28. Oktober 2018 werden in Europa die Uhren umgestellt. Foto: Antti Aimo-Koivisto, Lehtikuva, dpa (Symbolbild)

    Der Sonntag dauert zwar eine Stunde länger, wird aber dafür dunkler. Denn in der Nacht stellen viele Europäer ihre Uhren auf die winterliche Normalzeit zurück (in Deutschland um 3 Uhr - auf 2 Uhr). Zum letzten Mal? Die Brüsseler EU-Kommission würde das gerne so haben. Aber sie überlässt die Entscheidung den Mitgliedstaaten. Wir bringen Sie auf den neuesten Stand.

    In einer Umfrage haben sich die Europäer überwiegend für die Abschaffung der Zeitumstellung ausgesprochen. Erfüllt die Politik den Wunsch der Menschen?

    Die Regierungen sind sich uneins. In den Arbeitsgruppen der Mitgliedstaaten, die inzwischen in Brüssel tagen, zeichnet sich ein höchst unterschiedliches Bild ab: Portugal würde ebenso wie Griechenland am liebsten bei der heutigen Lösung bleiben und die Uhren weiter zwei Mal jährlich umstellen. Frankreich und Spanien tendieren ebenso wie die Niederlande, Dänemark und Finnland zur winterlichen Normalzeit als dauerhaften Weg. Polen und Zypern sowie die baltischen Staaten treten für die ewige Sommerzeit ein. Am kommenden Montag tagen die Minister der Mitgliedstaaten in Graz. Dort steht das Thema erstmals auf der Tagesordnung.

    Wofür setzt sich Deutschland ein?

    Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ist sicher: Die Deutschen möchten die ewige Sommerzeit – und auch im Winter, Herbst und Frühjahr nach harter Arbeit und Schule noch freie Zeit bei Tageslicht haben. Dafür, das hat Altmaier angekündigt, wird er sich bei der EU auch einsetzen.

    Wie genau ist die EU-weite Befragung ausgegangen?

    Eine Mehrheit von 84 Prozent der Teilnehmer will das Herumspielen an den Uhren nicht mehr. Wirklich repräsentativ verlief das Votum allerdings nicht: 4,6 Millionen Bürger beteiligten sich, die meisten Stimmen kamen aus der Bundesrepublik. Erst vor wenigen Wochen sprachen sich dann bei einer Umfrage allein in der Bundesrepublik 51 Prozent für den dauerhaften chronologischen Sommer aus.

    Stellen wir am Sonntag unsere Uhren also zum letzten Mal auf Winterzeit um?

    Die EU-Kommission möchte die letzte verpflichtende Zeitumstellung am 31. März 2019. Läuft alles nach Plan und bekommt Deutschland seinen Willen, müssen wir also noch einmal die Uhr vor auf Sommerzeit stellen. Gälte ab diesem Moment die dauerhafte Sommerzeit, würde die Uhr danach einfach weiterlaufen. Länder, die sich für die dauerhafte Winterzeit entscheiden, dürften am 27. Oktober 2019 noch einmal die Uhr zurückstellen. Eigentlich sollten sich die Länder bis März 2019 entscheiden. Ob der Zeitplan zu halten ist, ist jedoch derzeit mehr als fraglich. Für den Gesetzgebungsprozess der EU, in dem manche Vorhaben teils jahrelang ausverhandelt werden, wäre dies ein enormes Tempo. Doch vor allem unter den EU-Staaten, die mehrheitlich zustimmen müssten, gibt es noch viele Fragezeichen. In einigen Regierungshauptstädten etwa wird überlegt, die Bevölkerung zu befragen. Das ist in der knappen Zeit kaum zu schaffen.

    Weshalb verordnet die EU nicht einfach eine einheitliche Zeitzone für Europa?

    Die Entscheidung ist höchst sensibel – nicht nur, weil die Sonne in jedem Land zu unterschiedlichen Zeiten aufgeht. Würde man etwa Spanien eine dauerhafte Sommerzeit verordnen, ginge die Sonne in Madrid im Winter erst zwischen neun und zehn Uhr auf – eine Tatsache, die den Lebenswandel der Bevölkerung entscheidend verändern könnte.

    Immer wieder hört man, dass ein Flickenteppich der Zeiten die freie Mobilität gefährden würde – weshalb?

    Aus der Führungsetage der Deutschen Bahn heißt es, mehrere Zeitzonen seien unproblematisch. Im grenzüberschreitenden Verkehr würden notfalls die Ankunfts- und Abfahrtszeiten angepasst. Schwieriger könnte es beim Luftverkehr werden, betont der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft. Der drohende Flickenteppich von einzelnen nationalstaatlichen Regelungen würde die Flugpläne der Fluggesellschaften und Flughäfen erheblich durcheinanderbringen. Schließlich müssten die Slots für Starts und Landungen angepasst werden. Bei längeren Verbindungen könne dies mit den Nachtflugverboten kollidieren.

    Wie ticken die Uhren in Europa eigentlich im Moment noch?

    Schon jetzt gibt es drei Zeitzonen in der EU. In Deutschland und 16 weiteren Staaten gilt dieselbe Zeit. Acht Länder – unter ihnen Bulgarien, Estland, Finnland, Griechenland und Zypern – sind eine Stunde voraus. Drei Staaten sind eine Stunde zurück, nämlich Irland, Portugal und Großbritannien.

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