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Zehn Jahre "Wer wird Millionär?": Vom Millionenregen und peinlichen Auftritten

Zehn Jahre "Wer wird Millionär?"

Vom Millionenregen und peinlichen Auftritten

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    Günther Jauch will vielleicht kürzer treten
    Günther Jauch will vielleicht kürzer treten Foto: DPA

    Eine Aachener Arzthelferin wagte sich als erstes auf den Ratestuhl. Doch mit der Frage: "Welchen Preis können Filmschaffende bei den Festspielen von Cannes gewinnen: A: Bär, B: Palme, C: Löwe, D: Oskar?", erwischte Günther Jauch seine Kandidatin am 3. September 1999 auf falschen Fuß.

    Heute gilt "Wer wird Millionär?" als erfolgreichste deutsche Quizshow. Auch wenn das RTL-Format nach zehn Jahren nicht mehr ganz so bombastische Quoten einfährt wie früher: Noch immer schauen schauen Millionen Deutsche zu, wenn Jauchs Kandidaten sich durch die 15 Fragen zur Million quälen.

    Nur 49 der insgesamt 1700 Kandidaten allerdings schafften es bis zur Millionenfrage. Und nur für acht von ihnen erfüllte sich der Traum, den viele "Wer wird Millionär"-Zuschauer zwei Mal pro Woche träumen. Den Anfang machte Mediävistik-Professor Eckhard Freise aus Münster, der sich im Jahr 2000 allerdings noch mit einer DM-Million zufrieden geben musste.

    Eine Hausfrau, zwei Studenten, eine Assistenzärztin und ein Aufzugsmonteur räumten ebenfalls den Hauptpreis ab. Und für einen wohltätigen Zweck rätselten sich bei Prominentenfolgen sowohl Moderator Oliver Pocher als auch Kollege Thomas Gottschalk zum Milliönchen.

    Mancher Kandidat allerdings dürfte seinen Auftritt bereut haben. So scheiterte ein Beamter an der 500-Mark-Frage, weil er nicht wusste, dass im Refrain eines Stimmungsliedes ein Pferd auf dem Flur steht. Und ein Diplomingenieur vergeudete bei der ersten Frage seinen Publikumsjoker, als Jauch wissen wollte: "Warum ist die...? A: Blondine dumm, B: Forelle stumm, C: Banane krumm, D: Show schon rum."

    "Gier frisst Hirn"

    In Erinnerungen geblieben ist aus 816 Folgen auch eine Projektingenieurin, die sich von Jauch partout nicht von der falschen Antwort abbringen ließ und mit 500 Euro und vier ungenutzten Jokern heim ging. "Gier frisst Hirn", fiel dem Moderator da nur ein. Sympathischer kam ein katholischer Priester rüber, der von seinem 125.000-Euro-Gewinn knapp die Hälfte zur Renovierung seiner Kirche spendete.

    Anders als in der britischen Originalshow "Who wants to be a millionaire?", wo sich ein Hauptpreisgewinner die richtigen Antworten von einem Komplizen hatte "vorhusten" lassen, blieb Jauchs Show von betrügerischen Kandidaten weitgehend verschont. Einer allerdings wurde ertappt, nachdem er sich unter anderem Namen zum zweiten Mal in die Show geschlichen hatte.

    Auch Horst Schlämmer zu Gast

    Und dann gab es da noch die Kandidaten, die den Spieß umdrehten. Frauenrechtlerin Alice Schwarzer etwa lieferte sich leidenschaftliche Rededuelle mit Jauch und deutete dessen Krawatte als Phallussymbol - sehr lang, sehr breit: "Aber wer's nötig hat.... " Und ganz Deutschland lag am Boden vor Lachen, als Zeitungsreporter Horst Schlämmer alias Hape Kerkeling auf Jauchs Stuhl Platz nahm und den verdutzten Moderator zum Kandidaten erklärte. Er habe dabei erstmals gemerkt, wie es sei, auf der anderen Seite zu sitzen, sagte Jauch später. "Es ist nicht angenehm."

    Die Zuschauer hingegen lieben es, wenn sich die Kandidaten auf dem Ratestuhl winden. Der Berliner Medienpsychologe Jo Groebel zumindest unterstellt den Zuschauern der Quizshow eine klitzekleine Prise Schadenfreude. "Wenn die Kandidaten etwas nicht wissen, das man selbst gewusst hätte, ist das ein Triumphgefühl." Groebel glaubt aber auch, dass wegen des charmant rüber kommenden Jauchs eingeschaltet wird, den sich viele Deutsche laut Umfragen sogar als Kanzler vorstellen können.

    Zwar kommt "Wer wird Millionär?" heute nicht mehr auf durchschnittlich rund elf Millionen Zuschauer wie 2001. Doch im Schnitt gut sechs Millionen Zuschauer machen die Konkurrenz noch immer neidisch. Inzwischen steht sogar der Begriff "Telefonjoker" im Duden. Jauch, der zum Geburtstag drei Doppelfolgen moderiert, versichert, "immer noch sehr viel Spaß" bei der Moderation zu haben - auch wenn er nicht glaube, noch mal zehn Jahre voll zu bekommen.

    Seine allererste Kandidatin übrigens kam partout nicht drauf, dass in Cannes die Goldene Palme verliehen wird. Sie stieg aus und ging mit 8000 Mark heim.

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