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ZDF-Dokumentation "Der Rassist in uns": Über Manipulation - oder: Warum Blauäugige dumm sind

ZDF-Dokumentation "Der Rassist in uns"

Über Manipulation - oder: Warum Blauäugige dumm sind

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    Sind blauäugige Menschen dümmer als solche mit braunen Augen? Ein Experiment macht deutlich, wie leicht Meinung manipulierbar ist.
    Sind blauäugige Menschen dümmer als solche mit braunen Augen? Ein Experiment macht deutlich, wie leicht Meinung manipulierbar ist. Foto: Tim Brakemeier, dpa

    Menschen mit blauen Augen sind weniger intelligent, weil ihnen durch die fehlenden Pigmente auf der Iris die Sonne direkt ins Gehirn scheint. Außerdem können sie sich nicht an Regeln halten, sind undemokratisch und neigen zu Kriminalität. Diese völlig aus der Luft gegriffenen Vorurteile trichtert Antirassismus-Trainer Jürgen Schlicher den braunäugigen Teilnehmern eines Workshops so erfolgreich ein, dass sie sich den Blauäugigen schon bald überlegen fühlen. In der ZDFneo-Dokumentation „Der Rassist in uns“ wird in 75 Minuten deutlich, wie schockierend einfach es ist, Menschen zu manipulieren.

    Schlicher macht klar: "Ich bin das Gesetz"

    Bereits bei der Anmeldung zum Workshop werden die Teilnehmer ihrer Augenfarbe entsprechend behandelt. Die Braunäugigen begrüßt Workshopleiter Schlicher freundlich, bittet sie, sich in eine Liste einzutragen und bietet ihnen Getränke an. Die Blauäugigen hingegen behandelt er herablassend, geht sie harsch an, wenn sie sich nicht schnell genug eintragen oder Fragen stellen. Er macht ihnen klar: „Ich bin das Gesetz.“ Woraufhin die ersten Probanden das Experiment bereits abbrechen.

    Die Blauäugigen werden in einen leeren Raum gebracht, ohne ihnen zu sagen, wann sie wieder herausdürfen oder was auf sie zukommt. Zur weiteren Stigmatisierung müssen sie einen grünen Kragen tragen. Spätestens als Schlicher der ersten Teilnehmerin ihren Kragen umlegt, wird allen bewusst, dass der Workshop für Blauäugige kein Vergnügen wird. Er fragt sie mit versteinerter Miene: „Hast du einen nervösen Tick, der dich zwingt, mich so blöd anzugrinsen?“ Sie antwortet immer noch lächelnd: „Das liegt wohl in meiner Natur.“ Als Schlicher ihr jedoch klarmacht, dass ihm ihre Natur „völlig scheißegal“ ist, wird sie ernst und antwortet eingeschüchtert „Okay, das hab’ ich verstanden.“

    Nur eine Teilnehmer bricht ab

    Zur gleichen Zeit dürfen sich die Mitglieder der privilegierten Gruppe an Getränken und Snacks bedienen, bis sie Seminarleiter Schlicher auf ihre Aufgabe vorbereitet. Diese besteht darin, den dummen und unangepassten Blauäugigen eine sogenannte Lernerfahrung zu verschaffen. Schlicher schwört die Braunäugigen ein, lobt sie für ihre schnelle Auffassungsgabe und betont immer wieder, dass sie intelligenter sind, als die „Blue Eyes“. Trotz der offensichtlichen Manipulation scheinen sich die Teilnehmer sehr geschmeichelt zu fühlen. Auch wenn viele bei diskriminierenden Bemerkungen nervös kichern oder sich irritiert umsehen. Nur eine weigert sich, weiter mitzumachen.

    Als die Teilnehmer mit blauer Iris und grünem Kragen in den Raum geführt werden, müssen sie hintereinander sitzend zwischen den Braunäugigen Platz nehmen. Allerdings gibt es einen Hocker zu wenig. Als sich eine ältere Frau deshalb in die Reihe der Braunäugigen setzt, ist das der Beweis dafür, dass sie sich nicht an Regeln halten kann. Durch die ständige Verunsicherung durch Schlicher schaffen es die Blauäugigen kaum, einfache Sätze richtig vorzulesen oder aufzuschreiben, was wiederum einen Beweis für ihre Dummheit darstellen soll. Dieses Konzept hat die Anti-Rassismus-Aktivistin Jane Eliott, bei der Schlicher in die Lehre ging, in den 60er Jahren entwickelt. Und es funktioniert bis heute.

    Warum lassen die Teilnehmer all das über sich ergehen?

    Als Zuschauer fragt man sich ständig, warum sich die Teilnehmer diese Behandlung gefallen lassen und was das Experiment bringen soll. Es wird einem allerdings schlagartig klar, als die blauäugige Nelé aus dem Workshop aussteigen möchte. Eine Mitarbeiterin fragt sie vor der Tür: „Ist dir klar, dass es in unserer Gesellschaft Menschen gibt, die einen Kragen tragen?“, und deutet dabei auf den dunkelhäutigen Moderator der Sendung.

    Schließlich entscheidet sich Nelé weiter an diesem Arbeitskreis teilzunehmen. Denn das Ziel des Workshops ist es, am eigenen Leib zu erfahren, wie sich Diskriminierung anfühlt. Das gelingt den Veranstaltern auf eindrückliche Weise. Völlig überflüssig sind allerdings die zwei Experten in der Sendung, die immer wieder erklären, was keiner Erklärung bedarf.

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