Erfrischend, peppig, anders: So hat man sich das Interview zwischen YouTube-Star LeFloid und Bundeskanzlerin Angela Merkel vorgestellt. Was dabei herauskam, war ein gewöhnliches Interview. Eigentlich kein schlechtes Urteil, doch LeFloid dürfte das Wort "gewöhnlich" ehr als Beleidigung interpretieren. Denn der auf rund 2,6 Millionen Abonnenten seines Kanals kommende Videoblogger profitiert gerade davon, sich von üblichen Fernsehformaten und -moderatoren mit einer unkonventionellen Art abzusetzen. Le Floid wirkte in dem 30-minütigen Gespräch mit Merkel irgendwie gehemmt. Wenig jugendlicher Leichtsinn, dafür viel Einheitsbrei. Eines von vielen Interviews mit Angela Merkel eben.
Wäre da nicht das ungewöhnliche Auftreten von LeFloid, der eigentlich Florian Mundt heißt. Dunkelblaue Baseballkappe und schwarzes Tshirt. So ist noch nie ein Journalist der Bundeskanzlerin gegenübergetreten. Doch sobald man die Augen schließt, wird der coole LeFloid zum hippen Bruder von Markus Lanz. Seine Sätze fangen oft so an: "Was mich natürlich interessiert? ... äh ..." Auf eine Antwort Merkels reagierte der YouTube-Star mit "ah, sehr cool". Das schien Merkel irgendwie zu gefallen. Neue Positionen konnte der Internetblogger trotzdem nicht aus der Kanzlerin herauskitzeln.
Jüngere Themen sollten Bundeskanzlerin Angela Merkel auflockern
LeFloid versuchte Merkel vor allem mit Themen, die jüngere Leute interessieren, zu konfrontieren. Er fragte etwa zur Homo-Ehe, zum Freihandelsabkommen TTIP oder zur Freigabe von Cannabis. Merkel antwortete zu allen Punkten so wie immer. Lange und ausführlich. Unterbrechungen ließ sie nicht zu. Bei der Homo-Ehe sagte Merkel, sie sei gegen Diskriminierungen, die Ehe sei für sie aber ausschließlich eine Verbindung von Mann und Frau. "Ich glaube, dass man das auch akzeptieren muss, dass es da verschiedene Meinungen gibt." Solch ein Konflikt müsse halt auch mal eine Weile ausgehalten werden.
LeFloid spricht Merkel auf Cannabis an
Auch beim strittigen Thema Cannabis konnte LeFloid die Kanzlerin nicht von ihren bisherigen Positionen abbringen. "Da bin ich sehr restriktiv", sagte sie ablehnend zu Forderungen nach einer Cannabis-Freigabe.
LeFloid's Fans hatten sich von dem Interview mehr versprochen. Viele fanden die Fragen an Merkel zu zahm. Das kommentierten sie auch auf der Facebook-Seite des YouTubers. Manche lobten die neue Seriosität des Bloggers. Was Le Floid von diesem Lob hält, ist unklar.