Krake Paul ist der neue Staatsfeind Nummer eins. Das Octopus-Orakel sagte der deutschen Nationalmannschaft die Niederlage gegen die Spanier voraus. Jetzt bekommt WM-Orakel Paul Morddrohungen im Internet.
Krake Paul musste schnell lernen, dass das Leben als Star auch seine Schattenseiten hat. Am Dienstag war die Krake noch live auf zahlreichen Fernsehsendern zu sehen. Da war Pauls Welt noch in Ordnung - zumindest bis elf Uhr vormittags.
Seit Beginn der Fußballweltmeisterschaft tippte die Krake aus einem Aquarium in Oberhausen bei allen Spielen der deutschen Nationalelf richtig. Paul wusste immer schon Tage vor dem Spiel, wie dieses ausgehen wird: Er wusste, dass die Deutschen gegen Australien, England, Argentinien und Ghana gewinnen und gegen Serbien verlieren werden.
Doch Paul wusste zu viel. Am Dienstag um elf Uhr sagte er den Deutschen das WM-Aus voraus. Die Krake fraß ihre Miesmuschel lieber aus dem Behälter mit der spanischen Flagge - und tippte (leider) schon wieder richtig.
Jetzt hassen ihn die Fußballfans. Paul, der Verräter. Hat er mit seinen hellseherischen Fähigkeiten das Spiel gar manipuliert? Die Hetzkampagnen im Internet laufen auf Hochtouren. So fordern enttäuschte Fans bei Twitter, dass die Krake jetzt im Kochtopf landen muss - oder zumindest auf dem Grill.
Doch die Tierpfleger im Sealife-Aquarium halten zu ihm: "Pauls Job ist es, die Ergebnisse korrekt vorherzusagen", sagt Daniel Fey vom Sealife in Oberhausen. Das habe die Krake auch gemacht. Dass das Ergebnis leider nicht so gut für die Deutschen ausfiel - dafür könne Paul ja schließlich auch nichs. Trotz Morddrohungen habe die Krake übrigens auch noch viele Fans: "Er kriegt nach wie vor noch viele Liebesbriefe", so Fey.
Und jetzt? Bislang durfte Paul nur bei den Spielen der Deutschen orakeln. Ist die Krake jetzt arbeitslos? "Nein", sagt Fey. Paul orakelt fleißig weiter - er wird auf alle Fälle das Deutschland-Spiel um Platz drei tippen. Und wenn er noch nicht die Lust verloren hat, denn das könne laut Fey bei Kraken schnell passieren, wird Paul noch seinen Tipp fürs Finale abgeben. Von Stephanie Kundinger