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Würzburg: Einbrecher-Gang folterte ihr Opfer mit Bügeleisen

Würzburg

Einbrecher-Gang folterte ihr Opfer mit Bügeleisen

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    Vor knapp zwei Jahren entführten sieben Männer eine 62-jährige Frau. Kurz darauf wurde das Opfer schwer verletzt auf einem Feld gefunden.
    Vor knapp zwei Jahren entführten sieben Männer eine 62-jährige Frau. Kurz darauf wurde das Opfer schwer verletzt auf einem Feld gefunden. Foto: Christiane Gläser, dpa

    Unter spektakulären Umständen war im Januar 2013 eine 62-jährige Unternehmersgattin am Würzburger Katzenberg in ein Auto gezerrt worden. Das Auftauchen eines Spaziergängers verhinderte offenbar Schlimmeres. Dem Verbrecher-Trio ging es möglicherweise nicht um eine Entführung der Frau. Nach Recherchen der Main-Post spricht vieles dafür, dass die drei ausländisch sprechenden Männer als Einbrecher (mit der Frau als „Türöffner“) in ihr Haus wollten, um die Herausgabe von Geld zu erpressen – wie in ähnlichen Fällen, für die zwei der Männer gerade in Saarbrücken vor Gericht stehen.

    Würzburg: Unternehmersgattin beim Gassigehen überfallen

    Die 62 Jahre alte Ehefrau eines Unetrnehmers war beim Gassigehen mit ihrem Hund abgepasst worden. Wenig später kam ein anderer Hundebesitzer des Weges und wurde mit einer Schusswaffe bedroht. Er floh. Die Täter ließen die Frau in Panik auf einem Feld zurück. Gegen eine Entführung spricht, dass sich die Kidnapper mit dem Opfer im Auto nicht sofort vom Tatort entfernt hatten. Das hätte man von Entführern erwarten dürfen, nachdem sie die Frau auf dem Feldweg unterhalb der Autobahn-Raststätte in ihren weißen Kastenwagen gezogen hatten.

    Ein weiteres Indiz, das die Kripo aufhorchen ließ: Die drei Täter hatten wohl Insiderkenntnisse. Denn nach Informationen dieser Zeitung fesselten und schlugen sie die Frau nicht nur. Sie fragten gezielt nach dem Tresor in dem Haus, dessen Eingang mit Kamera gesichert ist. Dies bestätigen Ermittler auf Nachfrage.

    Enge Verbindung zu einer kriminellen Bande aus Ex-Jugoslawien?

    Glaubt man den Aussagen eines Kriminalbeamten in einem anderen Fall vor Gericht in Saarbrücken, gibt es enge Verbindungen zwischen den Entführern in Würzburg und einer kriminellen Bande aus dem ehemaligen Jugoslawien. Sie begeht in wechselnder Zusammensetzung seit 2011 Raubüberfälle mit massiver Gewalt. Für Tipps dazu, wo sich Einbrüche lohnen, soll es eine Belohnung von 30 Prozent geben.

    Die Bande habe es regelrecht darauf abgesehen, dass die Bewohner zu Hause sind, beschrieb der Zeuge. Man könne sie so befragen und brauche sich nicht mit langen Suchen aufzuhalten. Für dieses „Befragen“ hatte die Bande einen Spezialisten, der seine Opfer sogar folterte.

    Den brutalsten von mehreren ähnlichen Fällen haben die Täter in Saarbrücken gestanden, von denen zwei wohl auch in Würzburg tätig waren: Ein Informant verriet ihnen im November 2013, Rentner Karl L. habe in seinem Haus in Saarlouis 330 00 Euro versteckt. Das Geld wollte sich das Trio holen, wie der Anklageschrift und Geständnissen der Beschuldigten zu entnehmen ist.

    Für Karl L. begann ein Martyrium

    Drei Männer brachen nachts über den Balkon ein. Dann begann für Karl L. ein Martyrium. Der Staatsanwalt beschrieb das so: „Sie fesseln ihn, schlagen immer wieder auf ihn ein. Herr L. schreit vor Schmerzen.“ Einer der Angeklagten soll ihm eine Pistole an den Kopf gehalten und gedroht haben: „Wir sind von der Russenmafia. Jetzt wirst du erschossen.“

    Als L. das Versteck noch nicht verriet, soll ihm einer mit einem heißen Bügeleisen Beine und Fußsohlen verbrannt haben. Auch mit einem Messer soll er das Opfer traktiert haben. Das Opfer habe geschrien, sei mehrfach ohnmächtig geworden, heißt es in der Anklage. Schließlich gab der Rentner den Räubern 50 000 Euro.

    Zwei der drei Männer waren laut Polizei auch in Würzburg dabei. Das extra für die Tat angeschaffte Fluchtfahrzeug ist sichergestellt. Die Ermittler geben sich zuversichtlich, die Verdächtigen überführt zu haben, halten sich aber mit Details noch zurück. „Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Saarbrücken sind noch nicht abgeschlossen“, sagt Pressesprecherin Isabelle Michels.

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