Herr Urbanek, die baufällige Siedlung Alwine im Süden Brandenburgs ist vor einigen Wochen komplett an einen Investor verkauft worden. Darüber haben zahlreiche Medien berichtet – auch wir. Alwine soll nun angeblich ein „Erfinderdorf“ werden. Sie leben seit 2010 in dem Ort mit seinen 15 Einwohnern. Wie geht es Ihnen inzwischen: Haben Sie schon etwas erfunden?
Paul Urbanek: Nee, ich habe noch nichts erfunden. Ich habe nur meine Nachbarin, Erika Kühne, gefunden. Mit der verstehe ich mich sehr gut.
Zwei Österreicher, die in Berlin einen sogenannten „Erfinderladen“ betreiben und den Investor beraten, haben Alwine besucht. Sie haben gesagt, der Investor wolle Alwine auch sanieren. Ist schon etwas passiert? Regnet es noch durch die Dächer rein?
Urbanek: Bei der Hausnummer 103 haben sie Teerpappe draufgemacht, aber bei mir regnet es noch rein. Alles ist undicht. Auch bei meiner Nachbarin. Aber immerhin sollen wir jetzt Internet bekommen.
Angeblich haben ja Menschen Interesse geäußert, nach Alwine zu ziehen. Leben immer noch 15 Menschen dort oder haben Sie schon „Zuwachs“ bekommen? Sind das am Ende lauter Erfinder?
Urbanek: Zuwachs? Ja, eine unserer Mitbewohnerinnen kriegt jetzt ein Kind. Aber andere Leute sind hier noch nicht hergezogen. Letztlich liefen die beiden Österreicher hier herum mit weißen Kitteln und weißen Helmen. Die sahen aus wie Erfinder. Aber die ziehen hier nicht her.
Was haben die vor?
Urbanek: Ich glaube, die wollen hier eine Halle für Erfinder hinbauen. Es geht irgendwie um Dachziegel, die aus Fotovoltaik-Elementen bestehen. Aber Genaueres weiß ich nicht.
Bislang war der Käufer von Alwine unbekannt. Haben Sie ihn inzwischen kennengelernt?
Urbanek: Ja, der war jüngst mal da. Der ist nett. Er hat uns das Geld fürs Rasenmähen, Sprit und so, wiedergegeben. Das fand ich gut. Der Vorbesitzer hingegen hat sich ja nie blicken lassen. Der neue Besitzer ist aus Berlin, ich glaube, er heißt Fester. Herr Fester. Den Vornamen weiß ich aber nicht.
Wissen Sie, wie viel er für Alwine bezahlt hat? Ursprünglich sollte die Siedlung ja mal bei einer Auktion für 140.000 Euro verkauft werden. Der damalige Käufer stieg dann aber plötzlich wieder aus.
Urbanek: Ich weiß nicht, wie viel der jetzige Besitzer für Alwine bezahlt hat. Hat er mir nicht gesagt.
Haben Sie Angst, dass Ihnen womöglich wegen Eigenbedarfs gekündigt wird und Sie Alwine verlassen müssen?
Urbanek: Man soll nie nie sagen. Aber ich glaube, wir müssen hier nicht weg. Hat jedenfalls mal keiner etwas davon gesagt. Wir zahlen alle Miete. Und der Vermieter braucht sicher auch Geld.
Der Medienrummel um Alwine war ja gigantisch. Wie viel Interviews haben Sie eigentlich ungefähr gegeben, seitdem Alwine 2017 verkauft werden sollte?
Urbanek: Weiß der Kuckuck. Ich habe allen möglichen Medien Interviews gegeben. Etwa 50 Stück – würde ich schätzen.
Sie kommen aus Schleswig-Holstein, sind Rentner und wohnen seit 2010 in Alwine. Hand aufs Herz, vermissen Sie das Meer nicht? Was machen Sie eigentlich in diesem doch recht menschenleeren Landstrich? Mit „Benz“, Ihrem Hund spazieren zu gehen? Welcher Rasse gehört der eigentlich an – C-Klasse oder E-Klasse?
Urbanek: Nein, nicht E-Klasse... E-Motor. Aber im Ernst: Mein Hund ist ein netter Mischling aus Schäferhund und Golden Retriever. Ich bin viel mit ihm in den Wäldern hier unterwegs. Deshalb gefällt es mir hier auch so gut. Ich will hier- bleiben. Genauso wie die anderen. Aber es sieht ja derzeit ganz gut aus.
Falls Sie doch noch aus Alwine wegziehen müssen: Wollen Sie zur Not immer noch nicht zu uns nach Bayern kommen? Hier ist es immer noch ziemlich schön.
Urbanek: Ich habe Euch ja schon mal gesagt, dass ich ein Kartoffeltyp bin. Ich gehe nicht nach Bayern. Ich will keine Knödel. Ich bleibe hier.