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WikiLeaks-Doku: "We Steal Secrets": Assange ist wie die anderen

WikiLeaks-Doku

"We Steal Secrets": Assange ist wie die anderen

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    "We Steal Secrets": Assange ist wie die anderen
    "We Steal Secrets": Assange ist wie die anderen

    Alex Gibney, Sie legen Ihren Finger auf die wunden Punkte unserer Gesellschaft. Ist der Ansatz Ihrer Arbeit vergleichbar mit der Idee hinter WikiLeaks?

    Ich glaube, das trifft in vieler Hinsicht zu. Deshalb hat mich die Geschichte von WikiLeaks und Julian Assange auch so angezogen. Unser beider Ziel ist es, den Missbrauch von Macht aufzudecken. Auf der anderen Seite unterscheiden wir uns auch voneinander. Julian sagt: „Ich möchte Bastarde zerschmettern!“ Ich selbst bin kein großer Fan des Zerschmetterns. Ich möchte sie bloßstellen, aber nicht vernichten.

    "We Steal Secrets": Julian Assange und Alex Gibney konnten sich nicht einigen

    Wie gestaltete sich Ihre Zusammenarbeit mit Julian Assange, der ein Interview für den Film "We Steal Secrets" ablehnte?

    In mein erstes Treffen mit Julian Assange ging ich mit großen Sympathien. Nichtsdestotrotz habe ich ihm gesagt, dass ich den Film machen werde, mit oder ohne seine Zusammenarbeit. Manchmal nutzen Leute ihre Mitarbeit für den Versuch einer Einflussnahme. Julian strebte eine Art Arrangement an, das ihm Kontrolle über den Film gegeben hätte. Darauf konnte ich mich nicht einlassen.

    Ich habe auch einen Film über den Vatikan gemacht und ein Interview mit dem Papst angefragt, aber keines bekommen. Das bedeutet aber nicht, dass mein Porträt des Vatikans am Ende unstimmig wäre. Genauso verhält es sich auch mit WikiLeaks. Ich habe aber bis zum Schluss versucht, ein Interview mit Assange zu bekommen. We Steal Secrets: Die WikiLeaks Geschichte

    WikiLeaks-Gründer Assange forderte Geld für ein Film-Interview

    Die letztlich negative Entscheidung fiel dann in einem sechs Stunden langen Treffen mit Assange.

    Ja. Ich flog dafür eigens aus den USA ein. Für den nächsten Tag stand eine Kameracrew bereit, für den Fall, dass er zustimmen würde. Er forderte Geld, aber ich habe ihm schon beim ersten Treffen deutlich gemacht, dass ich für Interviews nicht bezahle. Dann tat er etwas, was mich noch mehr überraschte: Er wollte Details über meine Interviews mit anderen Gesprächspartnern erfahren. Das war für mich wirklich bizarr. Dieser Mann hat sich so sehr für den Quellenschutz engagiert. Und dann fragt er mich im Grunde, ob ich für ihn spionieren würde.

    Die WikiLeaks-Geschichte: Assanges böse Seite

    Hat sich Ihr Blick auf Assange während der Arbeit am Film "We Steal Secrets" verändert?

    Zu Beginn erschien mir Assange immer als eine Art David-Figur in einer David-und-Goliath-Geschichte, als ein beinahe romantischer Charakter von einem tiefen und furchtlosen Idealismus. Auch am Ende des Filmes spreche ich Julian Assange diesen Aspekt seiner Persönlichkeit nicht ab. Aber ich habe auch einen Assange entdeckt, den ich zuerst nicht gesehen habe, einen mit einer dunkleren, gegensätzlichen Seite.

    Julian Assange teilt am Ende die Sichtweise der Leute, deren Machenschaften er enthüllt, nämlich, dass der Zweck die Mittel heiligt. Das ist es, was Regierungen tun. Sie tun schlimme Dinge, sie foltern Menschen, sie lügen uns an. Und dann sagen sie, dass sie das alles für uns tun, zu unserem Schutz. Die Kinostarts vom 11. Juli

    "We Steal Secrets": "Edward Snowden hat aus der WikiLeaks-Geschichte gelernt"

    Würden Sie Ihre eigene persönliche Freiheit riskieren, um die Wahrheit zu enthüllen?

    Vielleicht. Aber dies ist eine der Entscheidungen, die man treffen muss, wenn es soweit ist. Einer der Gründe, aus denen ich diese Geschichte erzähle, ist die Tatsache, dass sie sich wiederholen wird. Auch ein Edward Snowden hat aus der WikiLeaks-Geschichte gelernt. Wir alle können aus dieser Geschichte lernen.

    Kinostart in Augsburg, Kempten, Ulm

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