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Pandemie: Wie das Coronavirus die TV-Branche trifft

Pandemie

Wie das Coronavirus die TV-Branche trifft

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    Thomas Gottschalk in seiner Geburtstags-Show mit Moderatorin Barbara Schöneberger (links), Feministin Alice Schwarzer – und künstlicher Hand.
    Thomas Gottschalk in seiner Geburtstags-Show mit Moderatorin Barbara Schöneberger (links), Feministin Alice Schwarzer – und künstlicher Hand. Foto: Manfred H. Vogel, ZDF/ dpa

    „So leer hätte das hier auch nicht sein müssen“, sagt Thomas Gottschalk gleich zu Beginn seiner eigenen Geburtstagsparty im ZDF. Der Sender hatte ihm die Liveshow „Happy Birthday, Thomas Gottschalk!“ geschenkt, um mit ihm in der Nacht auf Montag in dessen 70. hineinzufeiern. Statt wie gewohnt vor Millionen-Publikum und in aufwendiger Studiokulisse, musste sich der Entertainer mit einer Berliner Bar zufriedengeben – alles eben anders in Corona-Zeiten.

    Nett war es trotzdem, Gottschalk mit seinen Überraschungsgästen plaudern zu sehen, die irgendwie bemüht waren, den gebotenen Sicherheitsabstand zu wahren. Und so plauderte Thommy mit Günther Jauch, Fritz Egner oder Katarina Witt über längst vergangene Zeiten. Dass keine Partystimmung aufkommen wollte, lag schon daran, dass Mitarbeiter mit Mundschutzmasken nach jedem Gast dessen Ledersessel desinfizierten.

    Wegen des Coronavirus ruhen seit Mitte März fast alle Dreharbeiten

    Weiterer Partystimmungskiller: Auf die Frage von Moderator Klaas Heufer-Umlauf, was denn mit der für den November geplanten Sonderausgabe von „Wetten, dass..?“ zu Gottschalks Ehren sei, erklärte der: „’Wetten, dass..?’ kann keine Notausgabe sein.“ Das müsse eine Party sein, eine Nostalgie-Party. Menschen mit Mundschutz und Abstand? Ausgeschlossen. Zumal ja jetzt auch schon Baggerfahrer beim Proben für Wetten sein müssten. „Wenn wir das Ding um ein Jahr verschieben – sollten wir hinkriegen!“, sagte Gottschalk. Er halte auch bis November 2021 durch.

    Und so bringt die Pandemie nicht nur seine Pläne durcheinander, sie stellt eine ganze Branche vor Probleme. Seit Mitte März ruhen aus Sicherheitsgründen fast alle Dreharbeiten, hunderte Produktionen sind betroffen. Bereits Ende März sagte Johannes Kreile, stellvertretender Geschäftsführer der Produzentenallianz und Honorarprofessor an der Münchner Hochschule für Fernsehen und Film: „Die Situation ist dramatisch. Denn viele mittelständische Produktionsfirmen verfügen nicht über die Liquidität, um diese Krise zu bewältigen.“

    Film- und Fernsehschaffende rechnen mit "Erstausstrahlungslücke"

    Weil Filme und Serienfolgen in der Regel einen Vorlauf von mindestens einem halben Jahr haben, wird es jedoch noch eine Weile dauern, bis sich dies bei den Sendern bemerkbar macht. Film- und Fernsehschaffende rechnen spätestens für das nächste Jahr mit einer „Erstausstrahlungslücke“. Die öffentlich-rechtlichen Sender ARD und ZDF könnten mit ihren vielen Film- und Seriensendeplätzen am stärksten betroffen sein. Panik bricht deshalb bei ihnen offenbar nicht aus. Sie haben von den Ausgangsbeschränkungen der letzten Wochen profitiert – nicht zuletzt das häufig schöne Wetter hätte sie normalerweise Zuschauer gekostet.

    In Produzenten-Kreisen munkelt man zudem, ARD und ZDF hätten so viel nicht-ausgestrahltes fiktionales Programm „im Keller“, dass sie eine Zeit lang gar keine neuen Produktionen in Auftrag geben müssten. Dem widerspricht Florian Kumb, Leiter der ZDF-Hauptabteilung Programmplanung. Er sei dankbar für jede Produktion, die ohne größere Verzögerungen ins Haus komme. Denn derzeit hätten Dreharbeiten „von etwas mehr als einem Drittel unserer Jahresproduktion stattfinden sollen“.

    Dreharbeiten für zweiteiligen Jubiläums-"Tatort" mussten unterbrochen werden

    Eine besondere Rolle innerhalb der ARD spielt die für die Donnerstagskrimis und Freitagsfilme zuständige Degeto Film GmbH, die rund 160 Erstausstrahlungen im Jahr verantwortet. Etwas mehr als hundert dieser Filme werden in Deutschland produziert. In diesem Jahr könnten die Sendeplätze „weitestgehend wie geplant“ bespielt werden, sagt Geschäftsführerin Christine Strobl. Bei den ARD-Sendern gibt man sich ebenfalls entspannt, wenngleich nicht ausgeschlossen wird, dass es 2021 zu Engpässen kommen könnte.

    Vieles sei sendefertig oder in der sogenannten Postproduktion. Das gilt vor allem für die Sonntagskrimis. Mit einer Ausnahme: dem „Tatort“. Der wird in diesem Jahr 50. Doch ausgerechnet die Dreharbeiten des für den Herbst geplanten zweiteiligen Jubiläumskrimis, in dem die Teams aus Dortmund und München gemeinsam ermitteln, mussten unterbrochen werden. Die Produktionsfirma arbeitet nach Aussage von Bettina Ricklefs, BR-Programmbereichsleiterin Spiel-Film-Serie, an einem „Wiederaufnahmeszenario unter Berücksichtigung aller gesetzlichen Hygienevorschriften“.

    "Dahoam is Dahoam" wird wieder gedreht - unter strengen Auflagen

    Eine gute Nachricht hat sie dagegen für Fans der Serie „Dahoam is Dahoam“: Die Dreharbeiten seien wieder aufgenommen worden. „In der sechswöchigen Pause wurden Drehbücher umgeschrieben, sodass Gruppenszenen sowie Szenen mit großer körperlicher Nähe aufgelöst wurden und zugleich die Zahl jener Darstellerinnen und Darsteller vorerst reduziert wurde, die zu Risikogruppen gehören“, erklärt Ricklefs. Die Produktionsfirma Constantin habe überdies einen Katalog an Sicherheitsmaßnahmen erstellt. Dazu zählten Abstandsmarkierungen und Plexiglas-Schutzwände am Produktionsort, die Verfügbarkeit von Mundschutz und Desinfektionsmitteln sowie ein „Medical Consultant“, der sich um die Einhaltung der Maßnahmen kümmere.

    Thomas Gottschalk verzichtete in seiner Show auf Plexiglas-Wände. Dafür hatte er zum Händeschütteln eine Stange samt Plastikhand.

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