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Welttreffen der "Feuerköpfe"

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Welttreffen der "Feuerköpfe"

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    Welttreffen der «Feuerköpfe»
    Welttreffen der «Feuerköpfe» Foto: DPA

    Durch die Völkerwanderung fanden sie in weiten Teilen der Erde Verbreitung. Nun reisten Rothaarige aus aller Welt nach Holland - um zu feiern, aber auch, um jenen, die immer noch Witze über "wandelnde Feuermelder" machen, die rote Karte zu zeigen.

    "Das ist ein tolles Gefühl", sagt Jake Rayen (24), der eigens aus Denver im US-Bundesstaat Colorado kam. "Hier bist du kein Sonderling, sondern einer von vielen netten Menschen." Wer den Rothaarigen in der südniederländischen Stadt Breda beim 4. Welttreffen der "Feuerköpfe" zuhörte, begriff rasch, dass hier - bei aller Fröhlichkeit - eine Art Schicksalsgemeinschaft zusammengekommen war.

    Menschen aus so verschiedenen Ländern wie Belgien und Brasilien haben wegen ihrer Haarfarbe ganz ähnliche Lebenserfahrungen gemacht wie zum Beispiel der Berliner Robert Petzold. "An meiner Grundschule damals in der brandenburgischen Kleinstadt Trebbin hörte die Hänselei nie auf. So etwas kann für Kinder verdammt hart sein", sagt der 27- jährige Ingenieur. "Man zieht sich ins Schneckenhaus zurück."

    Inzwischen nimmt Petzold seine Haarfarbe fast schon als Hobby und trägt zum feurigen Wuschelkopf selbstbewusst einen leuchtend roten Bart. "Das ist die beste Methode, mit dem Mobbing in der Schule oder am Arbeitsplatz umzugehen", meint

    Dem Bredaer Maler, der selbst dunkelblond ist, kam die Idee zu jährlichen Rothaarigen-Treffen 2005. Damals wollte er nach dem Vorbild Gustav Klimts eine Serie von Frauenbildern schaffen und suchte dafür rothaarige Modelle. Es meldeten sich mehr als 150 Frauen. Rouwenhorst lud sie alle ein und machte ein Gruppenfoto. Seitdem ist die fröhliche Aufstellung zum Gruppenbild im Stadtpark von Breda einer der Höhepunkte des Rothaarigen-Treffens.

    Wie sehr "Erdbeerblonde" Solidarität brauchen, schilderten Teilnehmer aus Großbritannien. Obwohl es in Schottland mit rund 16 Prozent der Bevölkerung die weltweit stärkste Konzentration von Rothaarigen gebe, hätten viele Briten Vorbehalte. Schlagzeilen machte 2007 der Fall der Familie Chapman, die derartig gemobbt wurde, dass sie mehrfach umzog. Immer wieder wurden die vier rothaarigen Kinder auf der Straße beleidigt und geschlagen. Und an die Wohnungstür der Chapmans schmierten Leute gemeine Graffiti.

    Dass schlüpfrige Vorurteile gegenüber Rothaarigen auch in Deutschland durchaus als "harmlos-lustig" akzeptiert werden, machte der Blödel-Barde Frank Zander deutlich: "Ich wünsch mir 'ne Pizza und zwei Rothaarige", ließ er an seinem 65. Geburtstag wissen - zur allgemeinen Erheiterung des Publikums.

    Allerdings ist das Getuschel über erotische Qualitäten von Rotschopf-Damen wohl nicht völlig aus der Luft gegriffen. "Rothaarige Frauen sind leidenschaftlicher", beteuerte die attraktive New Yorker Schauspielerin und Sängerin Lindsay Lohan. Und der deutsche Sexualwissenschaftler Werner Habermehl machte mit einer Studie Furore, wonach Rothaarige häufiger sowie mit mehr Partnern Sex haben als Blonde und Brünette.

    Da wirkte es fast wie eine Hiobsbotschaft, als Wissenschaftler erklärten, eine leichte Mutation des Gens mc1r, die für eine rote Haarfärbung sorgt, sei weltweit auf dem Rückzug. In weniger als 100 Jahren, berichtete das Magazin "National Geographic", werde es deshalb wohl keine echten roten Haare mehr geben. Prompt gingen Aufrufe durchs Internet, dass mehr "Feuerköpfe" miteinander Familien gründen und rothaarige Kinder in die Welt setzen sollten.

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