Frau Mai, „Regenbogen“ ist der Titel Ihres neuen Albums. Ist mit der Gesangskarriere ein Traum in Erfüllung gegangen?
Mai: Ja, unglaublich. Erst hieß es: 2015 ist dein Jahr, dann 2016 und jetzt, 2017, geht das so weiter. Das ist schon ziemlich cool.
Die Musikbranche ist kurzlebiger geworden. Was ist Ihr Erfolgsrezept, um nicht zu leuchten und dann zu verglühen wie eine Sternschnuppe?
Mai: Ein allgemeines Rezept gibt es nicht. Und auch ich weiß nicht, wie lange der Erfolg anhält. Aber ich mache meine Musik mit Herz. Dazu gehört natürlich auch ein gutes Team, die Sterne müssen richtig stehen. Und wir tun wirklich alles dafür, weiter erfolgreich zu sein.
Wie kamen Sie auf den Titel „Regenbogen“?
Mai: Es gibt, glaube ich, keinen Menschen, der sich nicht über einen Regenbogen freut. Das Wort ist sehr positiv besetzt. Der Begriff steht für mich für Lebensfreude, Hoffnung, Gleichberechtigung, Toleranz und vieles mehr.
Vanessa Mai arbeitete mit Dieter Bohlen
Auch Dieter Bohlen ist wieder einer Ihrer Songschreiber.
Mai: Ja, das freut mich sehr. Der letzte Titel „Für dich“ war sehr erfolgreich. Und diesmal hat er mich echt überrascht mit neuen Songs, bei denen ich das Gefühl habe, auch er hat sich weiterentwickelt. Ich habe mich zudem viel eingemischt und selbst auch geschrieben. Denn ich wusste genau, wie sich das alles anhören sollte, und habe viel Herzblut in die Produktion gesteckt.
Apropos Herzblut. Nachträglich Gratulation zur Hochzeit. Es heißt, ihr Mann war erst einmal zurückhaltend, als Sie sich kennenlernten?
Mai: Stimmt. Er kam gerade aus einer Beziehung. Aber manchmal muss man Männern eben ein wenig auf die Sprünge helfen. Bis wir dann ein Paar wurden, hat es tatsächlich fast ein Jahr gedauert.
Waren Sie schon in den Flitterwochen?
Mai: Noch nicht. Aber wir wünschen uns, nach New York zu fliegen.
Und Sie heißen jetzt?
Mai: Ferber.
Andrea Berg ist Vanessa Mais Stiefschwiegermutter
Ihr Mann, Andreas Ferber, ist der Stiefsohn von Andrea Berg, sie ist also Ihre Stiefschwiegermutter. Was bedeutet für Sie diese ungewöhnliche Konstellation?
Mai: Ich weiß nicht. Wir sind uns schon bewusst, dass das besonders ist. Aber wir trennen unsere Karrieren sehr strikt. Ich mach’ mein Ding, sie ihres. Wir sehen uns auch nicht so oft wie viele meinen.
Nicht jeder gönnt dem anderen den Erfolg. Bekamen Sie den Neid der Konkurrenz auch schon zu spüren?
Mai: Ich selbst bin frei von Neid. Wenn ich ihn von anderen spüre, spornt mich das eher an. Ich kann gut damit umgehen. Den Neid habe ich mir hart erarbeitet.
Ihr Karrieretraum?
Mai: Ich würde gerne mal alleine die Berliner Waldbühne bespielen oder große Stadionkonzerte geben.
Sie sind gelernte Mediengestalterin. Wie wird man dann zum Schlagerstar?
Mai: Singen war schon von Kind auf meine Nummer eins. Mein Vater ist Profimusiker, er hat mich sehr schnell auf die Bühne genommen. Ich wollte aber erst mal etwas Handfestes und zog eine Ausbildung zur Mediengestalterin durch. Aber dafür muss man auch 24 Stunden brennen, und das tat ich letztendlich nicht. Bis Mitternacht im Büro sitzen, weil der Kunde noch einen Änderungswunsch hat, das war nicht mein Ding. Ich bin aber stolz, dass ich die Ausbildung durchgezogen habe. Dann hat mich mein Vater mit den Musikern von Wolkenfrei bekannt gemacht, die eine Sängerin suchten. Daraufhin ging es Schlag auf Schlag. Dann kam mein Mann Andreas als Manager. Er holte gleich die Plattenfirma mit ins Boot, dann kam schon die erste TV-Sendung.
Sie heißen ursprünglich Mandekic. Wie kamen Sie auf den Künstlernamen Vanessa Mai?
Mai: Als es mit Wolkenfrei losging, hieß es, mein Name wäre schwer auszusprechen und ich brauche einen Künstlernamen. Da ich im Mai Geburtstag habe, dachte ich mir: Das klingt doch gut. Anfangs rieb sich der Name noch ein wenig mit dem der Geigerin Vanessa Mae. Heute hat sich im deutschsprachigen Raum Vanessa Mai durchgesetzt.
Sie haben bei der RTL-Show „Let’s Dance“ Platz zwei belegt. Welche Rolle spielt das Tanzen für Sie?
Mai: Tanzen ist mit Musik fast gleichberechtigt. Das ist eine große Leidenschaft. Aber ich wusste gar nicht, dass ich auch klassischen Paartanz beherrsche, zumal hohe Stöckelschuhe nicht meine Freunde sind. Aber es war lässig, den Paartanz zu entdecken.
Wie haben Sie die Tanzshow erlebt?
Mai: Ich hätte nie gedacht, dass einen so etwas so prägen kann. Man lebt in dieser Zeit wie in einem eigenen Kosmos, und das Tanzen bekommt eine ganz andere Gewichtung. Das war psychisch und physisch ziemlich hart. Aber ich habe das Gefühl, dass mich die Leute seit „Let’s Dance“ mehr respektieren. Denn sie haben gesehen, dass ich richtig Leistung bringen kann.
Würden Sie gerne mal vom Schlagergenre in ein anderes wechseln?
Mai: Da halte ich es mit Pippi Langstrumpf: Ich brauche kein anderes Genre. Ich mache mir stattdessen den Schlager, wie er mit gefällt. Da verschwimmen die Grenzen immer mehr. Natürlich gibt es auch das Volkstümliche und den klassischen Schlager. Da kann ich auch nicht mit jedem Stück etwas anfangen. Aber es hat alles seine Berechtigung.
Am Schluss drängt sich noch eine indiskrete Frage auf. Bei uns im katholisch geprägten Südbayern gehört zum Heiraten meist auch bald der Kinderwunsch. Ist das bei Ihnen auch so?
Mai: Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich selbst oft noch wie ein Kind. Da hat ein Baby noch ganz viel Zeit. Aber wir haben seit einigen Wochen einen kleinen Hund, einen altdeutschen Mops. Der ist auch fast wie ein Kind.
Zur Person: Vanessa Mai, 25, stammt aus Backnang bei Stuttgart. Morgen erscheint ihr viertes Album „Regenbogen“. Sie wurde bekannt als Sängerin der Band Wolkenfrei. 2015 löste sich die Band auf, seitdem ist Vanessa Mai solo unterwegs.