Im Gletschervulkan Bardarbunga rumort es kräftig. Nach einem ersten Mini-Ausbruch des isländischen Vulkans hat Island ein Flugverbot in der betroffenen Region verhängt. Nachdem Erschütterungen am Krater registriert worden waren, rief der Wetterdienst den Flugverkehr am Samstag Alarmstufe Rot aus. Offenbar handelte es sich aber um eine kleinere Eruption. Der Ausbruch eines kleineren isländischen Vulkans hatte vor vier Jahren den Flugverkehr in Europa wochenlang lahmgelegt.
Sorge vor Ausbruch des Vulkans Bardarbunga
Island - Insel aus Feuer und Eis
Die nordatlantische Insel Island, knapp 300 Kilometer südöstlich von Grönland gelegen, grenzt an den nördlichen Polarkreis und besteht zum großen Teil aus Lavagestein.
Gletscher, Geysire und Vulkane prägen die Landschaft. Mit drei Einwohnern pro Quadratkilometer ist Island das am dünnsten besiedelte Land Europas.
Zum Vergleich: In Deutschland leben auf einem Quadratkilometer im Durchschnitt 229 Menschen.
Bis zum Ausbruch der Wirtschafts- und Finanzkrise hatte Island einen der höchsten Lebensstandards weltweit.
Der Banken-Kollaps trieb die Insel an den Rand des Staatsbankrotts. Die Zahl der Arbeitslosen schoss in die Höhe, sank 2012 im Zuge der wirtschaftlichen Erholung aber wieder auf 6 Prozent.
Weitere Fakten: Hauptstadt: Reykjavik mit 120 000 Einwohnern
Einwohnerzahl insgesamt: 315 000
Fläche: 103 000 Quadratkilometer - entspricht etwa der Fläche der neuen Bundesländer
Regierungsform: parlamentarische Demokratie
Geschichte: im 9. Jahrhundert von Wikingern aus Norwegen besiedelt; seit dem 17. Juni 1944 unabhängig von Dänemark
Touristen: vor allem aus Großbritannien, USA und Deutschland
Der Bardarbunga ist der größte Vulkan Islands. Er liegt unter dem Gletscher Vatnajökull im Südosten des Landes. Aus Sorge vor einem möglichen Vulkanausbruch waren vor einigen Tagen in dem Gebiet bereits etwa 300 Menschen in Sicherheit gebracht worden.
Die Aschewolke vom Eyjafjallajökull 2010
Ausbrüche von isländischen Vulkanen können den Flugverkehr massiv stören.
Nach fast 200 Jahren Ruhe war der isländische Eyjafjallajökull-Vulkan am 20. März 2010 ausgebrochen. Seine Aschewolken legten den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahm.
Lavaasche führt zunächst zu Flugverboten bis nach Norwegen, nach und nach folgen Sperrungen in immer mehr Teilen Europas.
In Deutschland schließt am 16. April der letzte Flughafen, Hunderttausende Menschen sitzen fest.
Mehr als 100.000 Flüge waren ausgefallen, als am 21. April die Sperrung des Luftraums zunächst wieder aufgehoben wird.
Anfang bis Mitte Mai wird der Luftraum über den Britischen Inseln, Belgien und den Niederlanden erneut teilweise gesperrt, auch einige süddeutsche Flughäfen sind stundenlang dicht.
Nach einer Studie von Oxford Economics hat die Beeinträchtigung des Flugverkehrs die weltweite Wirtschaftsleistung um rund fünf Milliarden Dollar (gut vier Milliarden Euro) gedrückt.
Auch der Tourismus auf Island wird schwer getroffen. Die Zahl der ausländischen Touristen geht im Vergleich zu 2009 im April um 22 Prozent und im Mai um 15 Prozent zurück.
Am 23. Mai enden die Ausbrüche, nur Wasserdampf strömt noch aus dem Krater. Neun Monate nach der Eruption erklärten die Behörden in Reykjavik den Ausbruch offiziell für beendet. (dpa)
Durch den kleinen Ausbruch am Bardarbunga sei die Eisdecke des Gletschers sei nicht zum Schmelzen gebracht worden, sagte Theodor Hervasson, der für die Warnhinweise des isländischen Wetterdienstes verantwortlich ist. Nach Angaben der Polizei mussten einige Touristen nördlich des Bardarbunga in Sicherheit gebracht werden. Die Bewohner in der Region wurden zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Ihre Häuser mussten sie aber nicht verlassen. Auch die Polizei sprach von einer "kleineren Eruption".
Warnstufe für Flugverkehr über Island angehoben
Die aktivsten Vulkane der Welt
Der Kilauea auf Hawaii ist der aktivste Vulkan der Erde. Er stößt mit Abstand das meiste Magma aus. Zu explosiven Ausbrüchen kommt es aber in der Regel nicht.
Der Popocatepetl in Mexiko stößt seit 1994 immer wieder Asche und bisweilen auch Lava aus. Zuvor hatte er eine rund 50-jährige Ruheperiode.
Der Ätna auf der Insel Sizilien gilt als einer der aktivsten Vulkan Europas.
Der Stromboli auf der gleichnamigen italienischen Insel ist der aktivste Europas.
Der Vesuv mit seinen derzeit 1281 Metern Höhe ist der einzige aktive Vulkan auf dem europäischen Festland, jedoch seit 1944 in einer Ruhephase. Er liegt am Golf von Neapel. Im Jahr 79 n. Chr. verschüttete ein Ausbruch des Vesuvs die Stadt Pompeji.
Der Mount St. Helens im Grenzgebiet zwischen USA und Kanada gilt als sehr aggressiv und unberechenbar. Spektakulär war sein großer Ausbruch 1980. Im Herbst 2004 brach er wieder aus - ebenso überraschend wie beim Mal davor.
Schwierig auszusprechen, dennoch in aller Munde: Der Vulkan Eyjafjallajökull auf Island spuckte im März 2010 kilometerhohe Aschewolken in die Luft und löste damit ein Chaos im weltweiten Flugverkehr aus.
Der Mount Sinabung auf Sumatra brach im Sommer 2010 eher überraschend aus. Die Eruption des Vulkans, der zuvor 400 Jahre schlief, war rund acht Kilometer weit zu spüren.
Der Mayon auf den Philippinen liegt rund 330 Kilometer östlich der Hauptstadt Manila. Er brach in den letzten Jahrhunderten immer wieder aus. Besonders folgenschwer war eine Eruption 1993. Dabei starben 79 Menschen.
Der Nyiragongo mit seinen knapp 3500 Metern Höhe gilt als einer der gefährlichsten Vulkane Afrikas. Er steht im Grenzgebiet zwischen Demokratischer Republik Kongo und Ruanda.
Der Kelud auf der indonesischen Insel Java brach zuletzt 2014 aus. Mehrere Menschen starben. Bei einem Ausbruch 1990 kamen 30 Menschen um, 1919 kamen mehr als 5000 Menschen um.
Der Bardarbunga ist seit einer Woche aktiv. Am Montag wurde ein Erdstoß der Stärke 4,5 gemessen und die Warnstufe für den Flugverkehr auf Orange angehoben. Wissenschaftler befürchten, dass ein größerer Ausbruch des Vulkans erhebliche Schäden anrichten und durch Aschewolken den Flugverkehr in Nordeuropa und über dem Nordatlantik behindern könnte.
Im April 2010 hatte die Eruption des isländischen Vulkans Eyjafjallajökull einen Monat lang den Flugverkehr in Europa lahmgelegt. Mehr als 100.000 Flüge wurden gestrichen, mehr als acht Millionen Reisende saßen zum Teil tagelang auf Flughäfen fest. afp/AZ