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Votum: Warum die Schotten keine Briten sein wollen

Votum

Warum die Schotten keine Briten sein wollen

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    Nicht nur mit dem Kilt drücken die Schotten ihren Nationalstolz aus.
    Nicht nur mit dem Kilt drücken die Schotten ihren Nationalstolz aus. Foto: picture-alliance/dpa

    Mit dem Schotten und dem Engländer ist es ein bisschen so wie mit dem Bayern und dem „Preißn“. Irgendwie gehört man zusammen. Aber so richtig mögen? Na ja, eher nicht. Und manchmal kann einem schon der Gedanke kommen, wie man den anderen am besten los wird. Nächstes Jahr dürfen die Schotten das tun, wovon mancher Bayer insgeheim schon lange träumt: Sie stimmen darüber ab, ob sie unabhängig werden wollen . Nun kann man, wie gesagt, nicht behaupten, dass die Schotten emotional an Großbritannien hängen. Eine Abspaltung hätte trotzdem ihre Tücken.

    Die Sache mit der Queen

    Da ist zum Beispiel die Sache mit der Queen. Nach 300 Jahren unter der britischen Krone haben die Menschen im Norden der Insel die königliche Familie lieb gewonnen. Vielleicht auch deshalb, weil die Royals ihren Urlaub am liebsten auf Schloss Balmoral verbringen, und das liegt bekanntlich mitten in Schottland. Kurzum: Die Queen würde man gerne behalten. Das gibt sogar Alex Salmond zu. Er ist Chef der schottischen Regionalregierung und kämpft sein ganzes Leben für die Unabhängigkeit der Dudelsack-Nation. Dass Elizabeth II. im Falle einer Abspaltung von Großbritannien Staatsoberhaupt bleibt, steht aber auch für ihn außer Frage.

    Mitglied der Europäischen Union und der Nato?

    An der Queen wird das Projekt also nicht scheitern. Eher schon an der Frage, ob ein eigenständiges Schottland so einfach Mitglied der Europäischen Union und der Nato bleiben könnte. Wohl kaum. Die EU-Kommission hat jedenfalls klargemacht, dass die Regierung in Edinburgh einen Antrag auf Neumitgliedschaft stellen müsste. Außerdem braucht das Land dann eine eigene Armee und Botschaften im Ausland.

    Die Zukunft in den eigenen Händen

    Alex Salmond lässt sich davon nicht abschrecken. „Die Zukunft Schottlands liegt jetzt in Schottlands Händen“, sagt er mit reichlich Pathos in der Stimme. Und dann zählt er auf, was seiner Meinung nach für die Abspaltung spricht. Die Bodenschätze zum Beispiel. Vor der Küste Schottlands liegen riesige Ölvorkommen – ein Milliardengeschäft. Doch die Schotten haben das ungute Gefühl, dass die Erträge vor allem nach London fließen. Erinnert an den Streit um den Länderfinanzausgleich in Deutschland. Und damit wären wir wieder bei den Parallelen zwischen Bayern und Schotten.

    90 Prozent der Öl-Milliarden behalten

    Ein unabhängiges Schottland könnte 90 Prozent der Öl-Millionen behalten, rechnet Salmond vor. Er will den Norden der Insel „gerechter, demokratischer und wohlhabender“ machen. Seine Kritiker schütteln nur den Kopf. Der frühere britische Finanzminister Alistair Darling zum Beispiel. Für ihn sind die Pläne nur ein Hirngespinst. „Es wird mir doch niemand erzählen, alle guten Sachen bleiben nördlich der Grenze und alles Übel geht in den Süden“, sagt er.

    Und auch die Mehrheit der Schotten ist bislang skeptisch. Nur 38 Prozent würden derzeit für eine Abspaltung stimmen. Allerdings sind 15 Prozent noch unentschlossen. Sie könnten demnächst Post von Mister Salmond bekommen ...

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