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Vorwurf sexueller Missbrauch: Der Fall Walter Mixa

Vorwurf sexueller Missbrauch

Der Fall Walter Mixa

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    Walter Mixa.
    Walter Mixa.

    Hat Bischof Walter Mixa einen minderjährigen Jungen sexuell missbraucht, oder nicht? Aus welchen Gründen musste er genau zurücktreten? War er erpressbar wegen seiner angeblich homosexuellen Neigungen? Viele Gerüchte ranken sich um die Ereignisse der letzten Wochen. Was stimmt nun?

    Noch laufen die Vorermittlungen der Staatsanwaltschaft Ingolstadt. Sie klärt in Gesprächen mit mehreren Informanten und möglichen Betroffenen, ob an dem Missbrauchsverdacht etwas dran ist. Wenn ja, leitet sie ein Ermittlungsverfahren ein. Das ist bislang nicht geschehen. Nach Informationen unserer Zeitung hat sich der Missbrauchsverdacht bislang nicht erhärtet. Mixa selbst wies ihn entschieden zurück.

    Am Samstag um 11.27 Uhr veröffentlichte die höchst umstrittene Internetseite kreuz.net Namen und Alter des angeblichen Missbrauchsopfers Marco S. Etwa eine halbe Stunde später teilte der Vatikan mit, dass Papst Benedikt XVI. das Rücktrittsgesuch Mixas angenommen hat. Marco S. (26) aus Eichstätt erfuhr davon während eines Ehevorbereitungsseminars. Der Bild am Sonntag sagte er daraufhin: "Ich bin nicht von Walter Mixa missbraucht worden." - Und nahm sich einen Rechtsanwalt, Thomas Obermeier. Der sagte, dass sein Mandant kein Opfer Mixas sei. Dies sei an den Haaren herbeigezogen. Den Artikel von kreuz.net halte er für eine "Riesensauerei". Er wisse nicht, wie Marco S. ins Spiel komme.

    Die Gerüchteküche brodelt. Wie unsere Zeitung erfuhr, bezieht sich der Missbrauchsvorwurf auf Mixas Bischofszeit in Eichstätt (1996 bis 2005). Marco S. würde ins Bild passen. Jemand, der ihn als Jugendlichen erlebt hat, bezeichnete ihn als einen "Mixa-Fan". S. sei fasziniert vom Bischof gewesen und habe sein ganzes Leben in der Kirche verbracht. "Marco S. hat alles liegen und stehen lassen für Mixa." Ein anderer sagte, man habe sich gut vorstellen können, dass Marco S. ins Eichstätter Priesterseminar eintreten werde. Das geschah jedoch nie.

    Marco S. war Domministrant und Mitglied des von Mixa gegründeten "Interessentenkreises für Glaubens- und Lebensfragen". Auf der Internetseite des Bistums Eichstätt findet sich folgende Beschreibung: "In diesem (...) Kreis kommen junge Männer im Alter von ca. 15 bis 30 Jahren zusammen, die Interesse an Glaubens- und Lebensfragen haben." Bekanntlich hat Mixa die Zahl der Priesteramtskandidaten in Eichstätt deutlich erhöht und zu den jungen Männern eine, so heißt es in Kirchenkreisen, "problematische Nähe" gepflegt. Wie nah sich Marco S. und Mixa tatsächlich waren, ob ein Abhängigkeitsverhältnis bestand oder ob es zu einem sexuellen Übergriff kam - all das muss jetzt die Staatsanwaltschaft herausfinden.

    Am Montag bestätigte Martin Swientek, Sprecher des Bistums Eichstätt, auf Anfrage: "Wir haben heute erfahren, dass der Hinweis auf einen möglichen Missbrauchsfall aus Mitarbeiterkreisen der Diözese Eichstätt an die Diözese Augsburg gegangen ist." Er sprach von einer Mitarbeiterin. Einer Diözesanverordnung zufolge sind "alle Personen, die von einem Fall sexuellen Missbrauchs Minderjähriger durch Geistliche oder kirchliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter Kenntnis erhalten", verpflichtet, dies direkt an den

    Völlig unklar ist, worauf sich der Missbrauchsverdacht gründet und wie schwer er wiegt. Ungeklärt ist auch die Frage: Warum wendete sich die Frau an die Diözese Augsburg? Es kursieren abenteuerlich klingende Spekulationen. Hochrangige Kirchenvertreter oder Verantwortliche im Bistum Augsburg sollen die Frau vorgeschoben haben, um Mixa endgültig zu stürzen. Er habe nicht zurücktreten wollen. Eine Intrige also? Fakt ist: Kurz vor Mixas Rücktritt sind die Erzbischöfe Reinhard Marx (München), Robert Zollitsch (Freiburg) und Weihbischof Anton Losinger (Augsburg) zu Papst Benedikt XVI. gereist. Der Missbrauchsvorwurf aus Eichstätt lag ihnen da bereits vor. Ob der Verdachtsfall den Papst dazu bewegt hat, das Rücktrittsgesuch von Mixa anzunehmen, steht nicht fest. Als sicher gilt, dass Benedikt XVI. sehr gut über die Geschehnisse in Deutschland informiert war - und Mixa unter anderem wegen der Prügel- und Veruntreuungsvorwürfe sowie seines Verhaltens ("Ich habe ein reines Herz") wohl ohnehin nicht im Amt hätte belassen können.

    Fakt ist auch: Die Staatsanwaltschaft Ingolstadt hat offensichtlich mit der Mitarbeiterin der Diözese Eichstätt und Marco S. gesprochen. Was beide gesagt haben, drang nicht nach außen. Der Anwalt von Marco S. sagte zudem, dass Montagabend ein Treffen seines Mandanten mit dem Eichstätter Generalvikar und dessen Vertreter stattfand. "Es war ein sehr konstruktives Gespräch." Man habe Marco S. Hilfe angeboten. "Die Vorwürfe belasten ihn."

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