Baku ist der Verlierer. So sahen es die Mitglieder der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bei ihrer Jahresversammlung in Neu-Ulm. Kurz vor dem Eurovsion Song Contest hat Amnesty International der Regierung des Gastgeberlandes Aserbaidschan symbolisch "Null Punkte" gegeben. Etwa 500 Mitglieder zeigten in Neu-Ulm gelbe Schilder, auf denen eine große schwarze Null geschrieben stand. Damit will Amnesty gegen die Unterdrückung der Meinungsfreiheit in Aserbaidschan protestieren, wo am Abend das Finale des Musikwettbewerbs stattfinden sollte. Null Punkte vergab Amnesty auch in den Kategorien Pressefreiheit und Versammlungsfreiheit.
Menschenrechte in Aserbaidschan kritisiert
"Die Freilassung der gewaltlosen politischen Gefangenen ist unsere primäre Forderung. Das wäre ein Schritt in Richtung Verbesserung der Menschenrechte in Aserbaidschan", sagte der Amnesty-Generalsekretär für Deutschland, Wolfgang Grenz. Er wünschte der aserbaidschanischen Künstlerin Sabina Babayeva für das Finale zwar viel Erfolg. Es sei nun jedoch an der Zeit, dass Aserbaidschan auch in Sachen Menschenrechte Punkte sammelt.
Die Regeln des Eurovision Song Contests
Jedes Land darf maximal sechs Künstler auf die Bühne schicken.
Nicht länger als drei Minuten darf ein Song dauern, der am Wettbewerb teilnimmt.
Die Sprache seines Songs darf jedes Land frei wählen.
Der Titel darf nicht vor dem 1. September des Vorjahres kommerziell veröffentlicht worden sein.
Politische Botschaften sind auf der Bühne streng verboten, egal ob als Aufdruck auf dem Shirt, per Handzeichen oder verbal.
Alle Länder, die am ESC teilgenommen haben, sind auch stimmberechtigt. Auch wenn sie im Halbfinale ausgeschieden sind.
Jedes Land vergibt Punkte, außer an den eigenen Künstler. Der Sieger einer Landeswertung bekommt zwölf Punkte, der Zehnte einen Punkt und der Rest geht leer aus.
Die Wahl der Zuschauer wird mit einer Jurywertung verrechnet (50:50). Daraus wird eine Ländergesamtnote gebildet.
Aus fünf Musikexperten besteht die Jury eines Landes. Ihre Namen werden erst am Entscheidungstag veröffentlicht.
Die Zuschauer können erst für ihren Favoriten stimmen, wenn alle 26 Finalisten gesungen haben. Es gibt dafür extra eine Voting-Pause nach der Samstagshow.
Sollten mehrere Teilnehmer die gleiche Punktzahl haben, dann gewinnt der, der häufiger die Höchstwertung von zwölf Punkten bekommen hat. Sollte es immer noch einen Gleichstand geben, geht es weiter mit der Anzahl der Zehn-Punkt-Nennungen, der Acht-Punkt-Nennungen und so weiter.
"Wir fordern auch die Regierung in Deutschland auf, weiter Druck auf die Regierung in Aserbaidschan zu machen", sagte Amnesty-Sprecher Ferdinand Muggenthaler. Die Organisation habe 17 Fälle dokumentiert, in denen Menschen in Aserbaidschan verurteilt worden seien, weil sie friedlich ihre Meinung geäußert hätten. Sie hätten dabei jedoch die Regierung kritisiert.
Festnahmen vor Eurovision Song Contest
Bei einer Demonstration vor dem Finale des Eurovision Song Contest in Aserbaidschan sind nach neuen Angaben der Opposition am Freitag mehr als 60 Menschen festgenommen worden. Wie das Oppositionsbündnis Public Chamber auf seiner Facebook-Seite mitteilte, wurden zudem rund zehn Demonstranten verletzt. Auf einer belebten Promenade in der Hauptstadt Baku hatten sich am Freitag dutzende Menschen versammelt und "Freiheit!" gerufen. Die Polizei schritt jedoch sofort ein und beförderte die Demonstranten gewaltsam in Polizeiautos und Busse. Zunächst war von rund 30 Festnahmen die Rede gewesen. afp/dpa/AZ