Deutschlands Castingshow-Landschaft ist geprägt von knallharten Bohlen-Sprüchen und Detlef D! Soost-Tiefschlägen. Auffallen um jeden Preis schien die Devise zu sein, die die Talente und die Musik oft zu überdecken drohte. Ganz anders ist dagegen die neue Sendung "The Voice of Germany".
Die Castingshow lässt sich kaum anhand der typischen Kategorien beschreiben, die bei DSDS, das Supertalent oder Popstars greifen. Durchgeknallte Typen wie Daniel Kübelböck, dramatische Zusammenbrüche nach Art einer Nina Richel und heftige Bewertungen im Bohlen-Jargon sucht man bei "The Voice of Germany" vergeblich.
Stattdessen sitzen kompetente Juroren aus der deutschen Musikbrance in der Jury: Xavier Naidoo, Nena, Rea Garvey und Bosshoss müssen sich auf ihr Gehör verlassen und dürfen die Kandidaten bei ihrem Auftritt nicht sehen. Erst wenn die Sänger durch ihre Stimme überzeugen konnten, dürfen sich die Juroren umdrehen. Die Stimme zählt, nicht das Aussehen, ist die Devise der Show. Und ähnliches gilt für die Bewertungen. Ohne großes Theater, sondern mit klaren Worten und sachlichem Musikverstand äußern sich die Juroren.
Voice of Germany vs DSDS
Selbst wenn es ein Kandidat nicht in eines der Jury-Teams schafft, so werden diese nicht vor ganz Deutschland abgestraft. Fremdschämen à la "Deutschland sucht den Superstar" muss man sich in dieser Castingshow nicht. Das könnte allerdings auch daran liegen, dass die Vorauswahl der Kandidaten bereits im Juni und Juli 2011 getroffen wurde, bei "The Voice of Germany" aber nicht ausgestrahlt wird. Wer bei "The Voice of Germany" mitmachen wollte, konnte sich online bewerben. Dadurch werden die skurrilsten Quotenfänger bereits ausgefiltert.
Die Sendung kommt aber auch ohne Tanzeinlage und hochstilisierte Schicksalsschläge der Kandidaten aus. Die Castingshow "The Voice of Germany" wird zum Quotenrenner. Die dritte Ausgabe des neuen Formats holte am Donnerstagabend für ProSieben den Spitzenwert bei den jüngeren Zuschauern von 14 bis 49 Jahren: 27,8 Prozent der Fernsehzuschauer in der werberelevanten Zielgruppe schalteten ab 20.15 Uhr ein; auch bei den absoluten Zahlen (alle Zuschauer ab drei Jahren) hätte es mit dem "Voice"-Spitzenwert von 4,58 Millionen Zuschauern (Marktanteil 14,9 Prozent) fast zum Spitzenplatz gereicht. Besser war nur "Das unglaubliche Quiz der Tiere" in der ARD, das 4,95 Millionen Menschen (15,4 Prozent) einschalteten. AZ