Sinkende Verkaufszahlen, Aktie im Sturzflug und Image-Probleme: Die einst schillernde US-Modemarke "Victoria's Secret" hat sich beim Mutterkonzern L Brands vom Aushängeschild zum Problemfall entwickelt. Der Abwärtstrend zeichnet sich bereits seit einiger Zeit ab. Jetzt setzt das Dessous-Label auf eine neue Marketingstrategie: Valentina Sampaio.
"Victoria's Secret": Valentina Sampaio wird erster Transgender-Engel
Die Brasilianerin ist das erste Transgender-Model, das der Marke ihr Gesicht leiht. Die Entscheidung gleicht einer Kehrtwende um 180 Grad, denn als das Modemagazin Vogue den Marketing-Direktor Ed Razek vor einigen Monaten fragte, ob er sich vorstellen könne, bei den Laufsteg-Shows auch Transgender-Models auftreten zu lassen, fiel seine Antwort klar aus: "Nein. Nein, ich finde, wir sollten das nicht."
Nun veröffentlichte Valentina Sampaio auf ihrem Instagram-Account mit immerhin 276.000 Abonnenten ein Bild vom Shooting einer neuen Kampagne und verlinkte den offiziellen Account der Produktlinie PINK von "Victoria's Secret". Unter den Beitrag fügte die 22-Jährige unter anderem den Hashtag #diversity, Vielfalt, hinzu. Über die neue Kollektion der Produktlinie PINK verrät das Bild allerdings nicht sehr viel: Valentina Sampaio trägt lediglich einen weißen Bademantel. Unter einen weiteren Post zum Shooting der Kampagne schrieb das Model: "Hört nie auf zu träumen."
Die Brasilianerin schaffte es als erste Transgender-Frau auf das Cover der französischen Vogue im Jahr 2017 und wurde so weltweit bekannt. Die renommierte Modezeitschrift schrieb zu einem Post des Titelbilds auf Instagram: "Wir sind stolz, diesen Monat Transgender-Schönheit zu feiern". Man sei außerdem stolz, wie Models wie Valentina Sampaio, das Gesicht der Mode verändern und Vorurteile abbauen, heißt es. Inzwischen zierte die 22-Jährige auch das Cover der brasilianischen Ausgabe der Vogue.
"Victoria's Secret" kämpft seit #MeToo mit Image-Problemen
Das Reizwäsche-Label, das bei seinen pompösen Modenschauen stets die internationale Elite der Top-Models über den Laufsteg schickt, trifft den Nerv vieler Kundinnen nicht mehr. Laut einer Umfrage der Marktforschungsfirma YouGov hat "Victoria's Secret" bei Frauen im Alter zwischen 18 und 49 Jahren kräftig an Ansehen eingebüßt. Der "Buzz Score", der anzeigen soll, wie angesagt eine Marke ist, fiel bereits in den Jahren 2016 bis 2018 von 31 auf 23 Punkte.
Die "Sex Sells"-Vermarktung des Unternehmens, die auf makellose, leichtbekleidete Frauenkörper setzt, scheint in Zeiten reger "Body Shaming"-Debatten und der "#MeToo"-Bewegung nicht mehr zeitgemäß. "Victoria's Secret" hat nun offenbar mit der Wahl des Transgender-Models Valentina Sampaio für die neue PINK-Kampagne die Zeichen der Zeit erkannt - ob die Kehrtwende den gewünschten Erfolg bringt, wird sich zeigen. (mit dpa)