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Vertrauen sinkt: Der Papst befindet sich im Umfragetief

Vertrauen sinkt

Der Papst befindet sich im Umfragetief

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    Umfrage: Deutsche mit Papst unzufrieden
    Umfrage: Deutsche mit Papst unzufrieden Foto: DPA

    Papst Benedikt XVI. und Roms Regierungschef Silvio Berlusconi, sonst so verschieden, haben derzeit dasselbe Problem: Sie befinden sich im Umfragetief in Italien.

    Im Oktober hatten noch 62 Prozent der Italiener Vertrauen in Berlusconi, jetzt sind es nur noch 41 Prozent. Private Skandale des lebenslustigen Politikers sind ein Grund dafür. Auch der Koalitionskrach und Korruptionsaffären in seiner Regierung schrecken die Bürger ab. Ein Minister musste deswegen schon, wie berichtet, zurücktreten.

    Gleichzeitig ist das Vertrauen der Italiener in den Papst laut einer von der römischen Tageszeitung La Repubblica veröffentlichten Meinungsumfrage auf ein Rekordtief gesunken. Schuld daran seien, so heißt es in Rom, die Missbrauchsfälle der katholischen Kirche in aller Welt.

    Nur noch 46 Prozent der Bürger im vorwiegend katholischen Italien blicken demnach vertrauensvoll auf den deutschen Papst. 2008 waren es noch zehn Prozent mehr. "Schreckliches Jahr für den Vatikan", titelte daher die Zeitung. Die Sympathiewerte für Benedikts Vorgänger, Johannes Paul II., lagen 2003 bei über 77 Prozent.

    Auch das Vertrauen in die katholische Kirche ist laut Umfrage generell gesunken. 62 Prozent der Befragten meinten, die Kirche versuche, die von Geistlichen verübten Missbrauchsfälle zu vertuschen oder herunterzuspielen. 18 Prozent hingegen sehen die Kirche als Opfer einer ungerechtfertigten Attacke wegen längst bekannter Fälle. Und rund 42 Prozent der Befragten zeigten sich überzeugt, dass die Zölibatspflicht für Priester abgeschafft werden sollte.

    Wie reagiert der Papst auf die Vertrauenskrise? Er missbilligt bei jeder sich bietenden Gelegenheit die Skandale in der eigenen Kirche und ruft Priester zu einem makellosen Heiligen-Leben auf. "Der wahre Feind, den es zu fürchten und zu bekämpfen gilt, ist die Sünde und das Böse, das manchmal leider auch Mitglieder der Kirche ansteckt", sagte er noch letzten Sonntag vor fast 200.000 Gläubigen.

    Sie waren zum Mittagsgebet auf dem Petersplatz gekommen, um eine "Solidaritätskundgebung für den Papst in schwerer Stunde der Kirche" abzugeben. Der Organisator: die italienische Bischofskonferenz.

    Ähnlich hatte der Pontifex schon letzte Woche während seiner Portugal-Reise gesprochen. "Die Vergebung ersetzt nicht die Gerechtigkeit", auch diese Papstworte stießen rund um den Vatikan auf besondere Aufmerksamkeit. Offenbar ändere die Kirchenzentrale jetzt ihre Strategie, heißt es.

    Statt wie vorher vornehmlich Angreifer von außen, insbesondere Medienkampagnen, auszumachen, die die Skandale zum Schaden der Kirche aufbauschten, klopfe man sich jetzt schuldbewusst an die eigene Brust und fordere auch irdische Gerechtigkeit für die Missbrauchsopfer.

    Regierungschef Berlusconi hingegen reagiert zunehmend nervöser auf sein Umfragetief. Auch seine Minister werden laut Umfrage immer unpopulärer. Die schwarzen Schafe in seiner Mehrheit, sprich Korruptionsverdächtige, werde er hinauswerfen, kündigte der Ministerpräsident verärgert an. Diesmal hat er, der sich selbst als "verfolgt von der Justiz" bezeichnet, sogar nichts gegen Ermittlungen einzuwenden.

    Vorgezogene Neuwahlen 2011 soll er gar selbst schon in Erwägung ziehen. Dann werde er nur noch mit jungen, unverdächtigen Kandidaten antreten, soll er angekündigt haben. Das hieße: Der Chef heißt weiter Berlusconi. Von Christa Langen-Peduto

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