Jayne Thomas konnte nicht glauben, dass das Unglück in ihrer Familie zweimal zuschlägt, sagt sie. Ihre Tochter Rebecca und ihr Sohn James haben unabhängig voneinander die beiden Costa-Havarien miterlebt. Beide arbeiteten als Tänzer an Bord der Kreuzfahrtschiffe Costa Concordia und Costa Allegra. Wie die Mutter Jayne Thomas am Dienstag im BBC-Fernsehen berichtete, arbeitete ihre Tochter Rebecca als Tänzerin auf der Costa Allegra, als ein Brand im Maschinenraum das Schiff manövrierunfähig machte. Erst rund sechs Wochen zuvor hatte ihr Sohn James das Unglück der Costa Concordia überlebt.
Brand auf der Costa Allegra: Von Tochter nichts gehört
Fakten und Zahlen zur Kreuzfahrt-Branche
Seit Jahren ist die Kreuzfahrtbranche der große Boom-Sektor im Tourismus. Galten Kreuzfahrten angesichts hoher Preise lange Zeit als Nische, ist die Branche längst auf dem Weg zum Massenmarkt.
1,2 Millionen Deutsche haben 2010 eine Hochseereise gebucht. Seit 1998 hat sich ihre Zahl mehr als vervierfacht.
In den vergangenen zwei Jahrzehnten haben Kreuzfahrtschiffe nach Angaben des Branchenverbandes European Cruise Council (EEC) weltweit mehr als 90 Millionen Passagiere befördert.
Nur 1,5 Prozent der Bundesbürger leisten sich eine Seereise. Zum Vergleich: 3 Prozent sind es in Großbritannien, 5 Prozent in den USA.
Umsatz und Zahl der Passagiere haben nach Angaben des Deutschen Reiseverbandes in den vergangenen Jahren um 18 bis 20 Prozent zugelegt.
Hochsee-Kreuzfahrten brachten deutschen Veranstaltern wie Aida oder Hapag-Lloyd 2010 mehr als 2 Milliarden Euro Umsatz.
Für den Urlaub auf hoher See musste der deutsche Gast 2010 durchschnittlich 1696 Euro hinlegen - 185 Euro weniger als 2009.
Mit Abstand wichtigste Region ist das Mittelmeer, auf dem gut jeder dritte deutsche Bord-Urlauber kreuzt.
Der Kampf um den deutschen Markt wird härter: Angesichts lahmenden Wachstums auf dem Heimatmarkt sind führende US-Reedereien in Europa auf Expansionskurs.
2010 gab es nach EEC-Angaben weltweit 198 Kreuzfahrtschiffe. 99 Prozent davon wurden in europäischen Werften gebaut.
Die Branche sichert in Europa rund 300 000 Arbeitsplätze, ein Zuwachs von 55 Prozent seit 2005.
Bis 2014 sollen 10,3 Milliarden Euro in den Bau neuer Schiffe investiert werden.
Von ihrer Tochter habe sie seit dem Brand auf der Costa Allegra am Montag nichts mehr gehört. Sie mache sich aber keine größeren Sorgen, da die Costa Allegra derzeit zu den Seychellen geschleppt werde. Ob Rebecca ihre Arbeit danach fortsetzen wolle, wisse sie nicht. "James will zurzeit nicht zurück, ganz bestimmt nicht," fügte sie hinzu. Bei dem Unglück am 13. Januar waren 32 Menschen umgekommen.
Hubschrauber versorgen Menschen an Bord
Unterdessen versorgen Hubschrauber das Kreuzfahrtschiff Costa Allegra nach seiner Havarie im Pazifik mit Hilfsmitteln, wie ein deutscher Vertreter der Reederei Costa Crociere am Dienstagabend sagte. Helikopter bringen den Menschen an Bord Nahrung, Taschenlampen und andere notwendige Ausrüstung für die Costa Allegra. Die Wetterbedingungen seien gut. "Nachts wird es für die Passagiere am besten sein, draußen auf dem Deck zu bleiben", riet Giorgio Moretti von der Reederei den Passagieren. Denn vor den Seychellen sind bis zu 30 Grad Hitze angesagt.
Costa Allegra wird abgeschleppt
Das Schiff wird nun zu den Seychellen geschleppt, wo es am Donnerstagmorgen mit zweitägiger Verspätung eintreffen solle. Ein französischer Hochsee-Fischtrawler und zwei Schlepper sollen die manövrierunfähige "Costa Allegra" zur Seychellen-Hauptinsel Mahé im Indischen Ozean ziehen. Die Schlepper hätten das italienische Schiff erreicht und könnten es nun rascher dorthin bringen, teilte die Genueser Reederei Costa Crociere mit. Von den 1049 Menschen an Bord sind 636 Passagiere aus 25 Ländern. Dabei sind 38 Deutsche, 90 Schweizer, 97 Österreicher, 127 Franzosen und 135 Italiener.
Nach einem Bericht der österreichischen Nachrichtenagentur APA hat die Staatsanwaltschaft der italienischen Hafenstadt Genua inzwischen Ermittlungen eingeleitet, um die Ursachen des Brandes im Maschinenraum zu klären. Der Kapitän der "Costa Allegra" hatte ausgeschlossen, dass der Brand mutwillig gelegt worden sein könnte. dpa/Afp/AZ