Die Sonargeräte von acht Schiffen durchkämmen den Meeresboden im Südatlantik. Auf der Suche nach dem vor fast einem Monat verschollenen argentinischen U-Boot mit 44 Menschen an Bord werden Schallbilder von Objekten erstellt, die der 66 Meter langen "ARA San Juan" entsprechen könnten.
Russische und US-amerikanische ferngesteuerte Unterwasserfahrzeuge werden in Tiefen von bis zu 1000 Metern hinabgelassen, um über Videoaufnahmen aus unmittelbarer Nähe die Objekte zu identifizieren. Die sogenannten ROVs (Remotely Operated Vehicles) haben bislang fünf längliche Figuren auf dem Ozeangrund erkannt. Vier gehörten vor längerer Zeit untergegangenen Fischkuttern, eins einer Felsformation. Zwei weitere Echolot-Aufnahmen sollen in diesen Tagen noch von den Roboter-U-Booten untersucht werden.
Argentinische Politiker sind sich sicher, dass Schmiergeld floss
Nach Informationen des Bayerischen Rundfunkskönnten zwei deutsche Firmen schuld am Untergang des U-Boots sein. Die "ARA San Juan" war von den Nordseewerften gebaut worden und 1983 in Emden von Stapel gelaufen. Die Sanierung des U-Boots fand während der Regierung von Cristina Fernández de Kirchner (2007-2015) in einer argentinischen Werft statt. Die Präsidentin hatte damals verkündet, dass diese dem Schiff weitere 30 Jahre auf See garantieren würden. Es wurden unter anderem Batteriezellen ausgetauscht, die von deutschen Unternehmen stammten: Ferrostaal und EnerSys-Hawker mit Sitz in Essen beziehungsweise Hagen sicherten sich damals den Vertrag über die Lieferung von 964 Batteriezellen. 5,1 Millionen Euro war der Auftrag schwer, argentinische Politiker sind sich sicher, dass Schmiergeld floss, berichtet der BR.
Die Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses im argentinischen Parlament, Cornelia Schmidt-Liermann, fragte bei der Bundesregierung an, ob deutsche Techniker die Neuausstattung der 964 Batterien des U-Boots vor Ort überwacht hätten. Zugleich warf die Regierungsabgeordnete den Korruptionsverdacht bei den Aufträgen zur U-Boot-Sanierung wieder auf. Dieser war vor mehreren Jahren von einem Unteroffizier vor Gericht gebracht, aber von der Justiz eingefroren worden. Die für die Ermittlung der Ursachen des U-Boot-Untergangs zuständige Richterin, Marta Yáñez, war vorsichtiger. Sie erklärte lediglich, die Untersuchungen würden mehrere Monate andauern, es habe aber "schwere Fehler" bei der Informationsvermittlung gegeben.
Ein Marinesprecher gab stückchenweise das Ausmaß der Tragödie bekannt
Die Schiffe aus Russland, den USA, Großbritannien, Chile und Argentinien durchsuchen eine Meeresfläche von 80 Kilometern Durchmesser. Irgendwo dort soll die "ARA San Juan" nach einer von internationalen Meeressonden registrierten Explosion an Bord am 15. November untergegangen sein. Nur zweieinhalb Stunden zuvor hatte die Besatzung in einer letzten Verbindung über einen angeblich kontrollierten Schwelbrand in den Batterien des elektrisch angetriebenen U-Boots berichtet. Beim Auftauchen bei hohem Wellengang war Wasser über den Schnorchel des U-Boots eingedrungen und hatte bei den Bug-Batterien einen Kurzschluss verursacht.
Dies wurde von der argentinischen Marine erst knapp zwei Wochen später bekanntgegeben. Noch später stellte sich heraus, dass das U-Boot schon acht Stunden vorher erstmals eine Havarie gemeldet hatte. Die Marine vertuschte dies tagelang als ein "Kommunikationsproblem" mit dem U-Boot.
Massive Kommunikationsprobleme gab es unterdessen beim Gang an die Öffentlichkeit. Ein Marinesprecher, bislang das einzige Sprachrohr, gab stückchenweise das wahre Ausmaß der Tragödie bekannt. Weder der Marinekommandeur noch Verteidigungsminister Oscar Aguad ließen von sich hören. Der Kommandeur des U-Boot-Stützpunktes in Mar del Plata trat diskret in den Ruhestand. Die acht letzten Funkverbindungen der "ARA San Juan" wurden nach Presseberichten nicht aufgezeichnet. Ihr genauer Inhalt bleibt der Öffentlichkeit weiter unbekannt.
Inwieweit die sieben Jahre zurückliegende Generalüberholung der "ARA San Juan" mit der mutmaßlichen Panne eines Schnorchelventils in Zusammenhang stehen kann ist noch nicht geklärt. Angehörige der Besatzung wiesen auf angebliche frühere Pannen hin, die nicht ausreichend beachtet worden seien. Sowohl die Suche nach dem U-Boot als auch die Ermittlungen nach den Ursachen des Unglücks gestalten sich vorerst äußerst schwierig. Juan Garff, dpa/AZ