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Vermisster Bub: Die verzweifelte Suche nach Mirco

Vermisster Bub

Die verzweifelte Suche nach Mirco

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    Der elfjährige Mirco wird seit nunmehr drei Wochen vermisst.
    Der elfjährige Mirco wird seit nunmehr drei Wochen vermisst. Foto: DPA

    Die Abtei Mariendonk zwischen Grefrath und Kempen ist ein beschaulicher Ort. Hier am Niederrhein, in der Abgeschiedenheit von Feldern und kleinen Wäldchen, suchen viele Menschen bei den Benediktinerinnen Ruhe, Besinnung und Erholung.

    Am Montag ist die Zufahrt zum Kloster von Polizeiautos zugestellt. Auch an den Rändern der angrenzenden Straßen stehen Einsatzfahrzeuge, aus denen Polizisten steigen. Sie ziehen neongelbe Sicherheitsjacken an. 300 Frauen und Männer von Einsatzhundertschaften aus Nordrhein-Westfalen setzen hier ihre Suche nach dem elfjährigen Mirco fort, die sie am Sonntag bei Einbruch der Dämmerung beendet haben. Eine Zeugin, die sich erst am Samstag an die Sonderkommission Mirco wandte, hat am 3. September, als Mirco verschwindet, im tatrelevanten Zeitraum zwischen 22 und 22.30 Uhr ein Kind in der Nähe des Klosters schreien hören.

    Die Polizei sucht nach dem Tatort

    Die Polizei geht davon aus, dass es ein Schrei von Mirco war. Und sie ist davon überzeugt, dass irgendwo in der Nähe der Abtei der Tatort sein muss. Spuren hat sie bislang nicht gefunden. Drei Wochen nach der Tat sei es allein durch die Witterungseinflüsse nahezu unmöglich, solche Spuren zu finden, sagt Polizeisprecher Willy Theveßen. Was bedeutet: Der Junge bleibt verschwunden.

    Spuren hinterlässt das rätselhafte Verschwinden von Mirco seit mehr als drei Wochen tagtäglich in Grefrath. In der rund 15 000 Einwohner zählenden niederrheinischen Gemeinde an der Niers gibt es kein anderes Thema mehr, das die Menschen so sehr beschäftigt wie das Schicksal von Mirco. Selbst zum Feiern haben die

    Der Pfarrer betet für Mirco und seine Familie

    "Wir wollen ein Zeichen setzen und unsere Anteilnahme zeigen", sagt Bernhard Lommetz, Vorsitzender des Sportvereins. Und Johannes Quadflieg, katholischer Pfarrer von Grefrath, sagt im Gottesdienst im Anschluss an den Schweigemarsch: "Es ist uns nicht egal, welche Abscheulichkeit vor unserer Haustüre passiert. Wir schauen mehr aufeinander, sind besorgt um unsere Kinder und machen deutlich: Wir stehen der Familie von Mirco zur Seite." Quadflieg lässt in jeder Messe in den Fürbitten für Mirco und seine Familie beten.

    Auch das über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannte Niederrheinische Freilichtmuseum des Kreises Viersen in der Nähe des Eisstadions, vor dem sich seit Wochen die zu Suchaktionen ausrückenden Polizeikräfte treffen, ändert am vergangenen Sonntag sein Programm. Der übliche Korso historischer Traktoren, der Teil des sehr beliebten Treckertreffens auf dem Museumsgelände ist, entfällt - mit Rücksicht auf Mirco, sein Schicksal und seine Familie.

    Vor allem der Auftritt von Mircos Eltern am Samstag im Fernsehen hat die Menschen in dieser Gegend bewegt. Auch Teile der Öffentlichkeit, die die Eltern und vor allem die Mutter kritisiert haben, scheinen ihre Meinung zu ändern. Darauf deuten Rückmeldungen hin, die die Polizei seit dem Appell der Eltern erhält.

    Die Bürger in Grefrath sind wütend

    In Internetforen hatten Nutzer Unverständnis geäußert, dass die Mutter schlafen gegangen sei, obwohl ihr Sohn am Tag seines Verschwindens noch nicht zu Hause war, sie aber wusste, dass er sich auf den Heimweg gemacht hatte. Der Vater hatte das nicht richtig mitbekommen, sodass das Fehlen des Kindes erst am nächsten Morgen auffiel.

    In die Trauer und Fassungslosigkeit über das Schicksal Mircos mischt sich in Grefrath noch ein weiteres Gefühl: Wut. Die empfindet auch Grefraths Bürgermeister Manfred Lommetz. Der parteilose Kommunalpolitiker ist wütend, seit die Polizei fest davon ausgeht, dass der Täter aus Grefrath selbst oder aus der Umgebung kommen könnte.

    Der Vater einer Tochter kennt Grefrath nur als ruhigen und beschaulichen Ort. Doch nun sei nichts mehr so in Grefrath, wie es vor dem Verschwinden Mircos gewesen sei. Es werde nicht eher Ruhe einkehren, bis nicht genau bekannt sei, was mit dem Jungen passiert ist, sagt Lommetz.

    Manfred Franzen, einer der für Grefrath zuständigen Polizisten des Bezirksdienstes, berichtet von Bürgern, die in sein Büro kommen und einfach nur weinen. Mitarbeiter von landwirtschaftlichen Lohnunternehmen, die jetzt zur Ernte in die Felder ausrücken, hätten große Angst, einen grausigen Fund zu machen. Bis gestern sind sie davon verschont worden. Von Christian Heidrich

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