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Verleihung in Oslo: Friedensnobelpreis wird an Malala und Kailash Satyarthi verliehen

Verleihung in Oslo

Friedensnobelpreis wird an Malala und Kailash Satyarthi verliehen

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    Friedensnobelpreis wird an Malala und Kailash Satyarthi verliehen
    Friedensnobelpreis wird an Malala und Kailash Satyarthi verliehen

    In Oslo wird am Mittwochmittag der Friedensnobelpreis an die beiden Preisträger, Malala Yousafzai aus Pakistan und Kailash Satyarthi aus Indien, verliehen. Die 17-jährige Malala wurde für ihren Einsatz für die Rechte von Kindern ausgezeichnet, ebenso der 60-jährige Satyarthi.

    Taliban-Extremist schießt Mädchen im pakistanischen Swat-Tal in den Kopf

    Am 9. Oktober 2012 nahm das Leben von Malala eine dramatische Wende. Ein Taliban-Extremist schoss dem Mädchen im pakistanischen Swat-Tal in den Kopf. Er wollte Malala töten, und machte sie doch zur weltweiten Ikone. Sie kämpfte um ihr Leben - und gewann. Inzwischen hat Malala vor den Vereinten Nationen gesprochen, mit US-Präsident Barack Obama im Weißen Haus und mit Queen Elizabeth II. im Buckingham-Palast geredet. Angelina Jolie kam in ihre Wahlheimat Birmingham, um mit Malala Tee zu trinken.

    Friedensnobelpreisträger der letzten Jahre

    2017: Internationale Kampagne zur atomaren Abrüstung

    2016: Juan Manuel Santos (Kolumbien)

    2015: Quartett für nationalen Dialog (Tunesien)

    2014: Malala Yousafzai (Pakistan) und Kailash Satyarthi (Indien)

    2013: Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW)

    2012: Die Europäische Union

    2011: Tawakkol Karman (Jemen), Leymah Gbowee und Ellen Johnson Sirleaf (Liberia)

    2010: Liu Xiaobo (China)

    2009: Barack Obama (USA)

    2008: Martti Ahtisaari (Finnland)

    2007: Al Gore (USA) und der Weltklimarat

    2006: Grameen Bank und Muhammad Yunus (Bangladesch)

    2005: Mohammed el-Baradei und die Internationale

    2004: Wangari Maathai (Kenia)

    Der Friedensnobelpreis ist die Krönung unter den Auszeichnungen, die die Schülerin und Buchautorin ("I am Malala") inzwischen erhalten hat. Für die Zukunft hat sie neben ihrer Bildungs-Mission für Mädchen in aller Welt ein klares Ziel. "Jetzt will ich Politikerin werden, eine gute Politikerin", sagte sie im Oktober.  Malala war schon im Alter von elf Jahren bekannt. Unter einem Pseudonym hatte sie für die BBC ein Tagebuch geführt - über das Leben unter dem Gesetz der Scharia und das Morden in ihrer Heimat, dem Swat-Tal. Die Bergregion war lange in der Hand der Taliban.  Deren radikal-islamische Lehre stellt Bildung für Frauen unter Strafe. Malalas Vater Ziauddin, der eine Schule im Swat-Tal betreibt, schickte sie dennoch in den Unterricht. Die Gotteskrieger fühlten sich so sehr provoziert, dass sie ihren Schulbus überfielen.

    Kailash Satyarthi hat ein großes Lebensthema

    Der andere Preisträger Kailash Satyarthi hat ein großes Lebensthema: gegen die Ausbeutung von Kindern als billige Arbeitskräfte kämpfen. Schon an seinem ersten Schultag im zentralindischen Vidisha habe er es als ungerecht empfunden, dass ein Schusterjunge draußen vor der Tür bleiben und arbeiten musste, erzählt der heute 60-Jährige oft. Als junger Mann wurde der studierte Elektroingenieur dann zum Aktivisten. Bald führte er zahllose, oft spektakuläre Rettungsaktionen in Fabriken durch, die Razzien ähnelten. Seinen Angaben zufolge wurden so Tausende Kinder aus Zwangsarbeit befreit - aus Teppichknüpfereien, Ziegelbrennereien und Steinbrüchen. 

    1998 war er Mitorganisator bei einem Sternmarsch durch Asien, Afrika, Amerika, Australien und Europa. "Er hat das Thema Kinderarbeit weltweit ins Rampenlicht gerückt", sagt die prominente indische Kinderrechtaktivistin Shanta Sinha. Satyarthi half, Kontrollsiegel zu etablieren, die Käufern garantieren: Produkt ohne Kinderarbeit. In den vergangenen Jahren warb Satyarthi auf vielen Konferenzen darum, bei dem Thema nicht nachzulassen. "Er ist mehr im Ausland als bei uns", sagt sein Mitarbeiter R.S. Chaurasia. Für den unermüdlichen Kampf erhält Satyarthi nun den Friedensnobelpreis. "Mit diesem Preis bekommen Millionen von Kindern eine Stimme", glaubt er.

    Wissenschaftler entdecken Navi im Gerhirn

    Medizin-Nobelpreisträger seit 2004

    2017: Der Nobelpreis geht an Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young (alle USA) für Arbeiten zur Funktion und Kontrolle der Inneren Uhr.

    2016: Molekularbiologe Yoshinori Ohsumi aus Japan erhält den Preis für seine Forschung zur Autophagie. Die Entschlüsselung der lebenswichtigen Müllentsorgung in Körperzellen könnte dabei helfen, Therapien gegen diverse Krankheiten zu entwickeln.

    2015: Die Chinesin Youyou Tu für die Entdeckung des Malaria-Wirkstoffs Artemisinin. Sie teilte sich den Preis mit dem gebürtigen Iren William C. Campbell und dem Japaner Satoshi Omura, die an der Bekämpfung weiterer Parasiten gearbeitet hatten.

    2014: John O'Keefe aus den USA sowie May-Britt Moser und Edvard Moser (beide Norwegen).

    2013: Thomas Südhof aus Deutschland und seine beiden US-Kollegen James Rothman und Randy Schekman.

    2012: John B. Gurdon aus Großbritannien und Shinya Yamanaka aus Japan.

    2011: Bruce Beutler (USA) und Jules Hoffmann (Frankreich) für Arbeiten zur Alarmierung des angeborenen Abwehrsystems.

    2010: Der Brite Robert Edwards für die Entwicklung der Reagenzglas-Befruchtung.

    2009: Elizabeth Blackburn, Carol Greider und Jack Szostak (alle USA) für die Erforschung der Zellalterung.

    2008: Harald zur Hausen (Deutschland) für die Entdeckung der Papilloma-Viren, die Gebärmutterhalskrebs auslösen, sowie die Franzosen Françoise Barré-Sinoussi und Luc Montagnier für die Entdeckung des Aidserregers HIV.

    2007: Mario R. Capecchi, Oliver Smithies (beide USA) und Sir Martin J. Evans (Großbritannien) für eine genetische Technik, um Versuchsmäuse mit menschlichen Krankheiten zu schaffen.

    2006: Die US-Forscher Andrew Z. Fire und Craig C. Mello für eine Technik, mit der sich Gene gezielt stumm schalten lassen.

    2005: Barry J. Marshall und J. Robin Warren (beide Australien) für die Entdeckung des Magenkeims Helicobacter pylori und dessen Rolle bei der Entstehung von Magengeschwüren.

    2004: Richard Axel und Linda Buck (beide USA) für die detailgenaue Enträtselung des Geruchssinns.

    Zudem werden die Nobelpreise für Medizin, Physik, Chemie, Wirtschaftswissenschaft und Literatur in Schwedens Hauptstadt Stockholm am Mittwochnachmittag verliehen. Den Nobelpreis für Medizin bekam das norwegische Forscher-Ehepaar May-Britt und Edvard Moser gemeinsam mit dem US-Amerikaner John O'Keefe. Die Wissenschaftler erhielten die Auszeichnung für die Entdeckung eines Navis im Gehirn. Zum ersten Mal wurden Norweger mit dem Medizin-Preis geehrt - und zum vierten Mal in der Geschichte der

    Physik-Nobelpreisträger der letzten Jahre

    2017: Der Nobelpreis geht an drei US-Wissenschaftler für ihre Forschung zu Gravitationswellen.

    2016: David J. Thouless, F. Duncan Haldane und J. Michael Kosterlitz für die Erforschung von Materiezuständen. Sie haben laut Nobelkomitee "Fortschritte für das theoretische Verständnis der Mysterien von Materie gebracht" und "neue Perspektiven für die Entwicklung innovativer Materialien geschaffen".

    2015: Der Japaner Takaaki Kajita und der Kanadier Arthur McDonald. Sie hatten nachgewiesen, dass Neutrinos eine Masse besitzen. Die winzigen neutralen Elementarteilchen durchströmen das All und selbst Mauern.

    2014: Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura aus Japan für blau leuchtende Dioden.

    2013: Der Belgier François Englert und der Brite Peter Higgs für die Vorhersage des Higgs-Teilchens.

    2012: Serge Haroche aus Frankreich und David Wineland aus den USA für Fallen, mit denen sich geladene Teilchen (Ionen) und Licht (Photonen) einfangen lassen. Sie schufen damit Grundlagen für genauere Uhren und grundsätzlich neue Computer.

    2011: Saul Perlmutter, Adam G. Riess (beide USA) und Brian P. Schmidt (USA und Australien) für die Beobachtung, dass sich das All derzeit immer schneller ausdehnt.

    2010: Der Niederländer Andre Geim und der britisch-russische Physiker Konstantin Novoselov für ihre Arbeiten zu Graphen. Das einlagige Gitter aus Kohlenstoffatomen leitet hervorragend Hitze und Strom.

    2009: Charles Kao (China), Willard Boyle und George Smith (beide USA) für die schnelle Datenübertragung durch Glasfasern sowie für den lichtempfindlichen CCD-Chip.

    2008: Yoichiro Nambu (USA), Makoto Kobayashi (Japan) und Toshihide Maskawa (Japan) für die Entdeckung und Erklärung sogenannter Symmetriebrechungen in der Teilchenphysik, die das Verständnis der Natur entscheidend verbessert haben.

    2007: Peter Grünberg (Deutschland) und Albert Fert (Frankreich) für die Entdeckung des "Riesenmagnetowiderstands", durch den sich die Speicherkapazität von Computer-Festplatten drastisch erhöhen ließ.

    2006: John C. Mather und George F. Smoot (beide USA) für die Entdeckung der Saat der Galaxien in der kosmischen Hintergrundstrahlung, dem "Echo des Urknalls".

    2005: Roy J. Glauber (USA) für Grundlagen der Quantenoptik sowie John L. Hall (USA) und Theodor W. Hänsch (Deutschland) für die Entwicklung einer laserbasierten Präzisionsmesstechnik für Lichtfrequenzen.

    2004: David J. Gross, H. David Politzer und Frank Wilczek (alle USA) für Erkenntnisse zur Kraft zwischen den kleinsten Materieteilchen im Atomkern, den Quarks. dpa

    Mit dem Physik-Nobelpreis bedachte die Wissenschaftsakademie in Stockholm drei gebürtige Japaner. Isamu Akasaki, Hiroshi Amano und Shuji Nakamura entwickelten blau leuchtende Dioden - hocheffiziente Lichtquellen, die etwa in Handys zum Einsatz kommen.

    Chemie-Nobelpreisträger der letzten Jahre

    2017: Jacques Dubochet (Schweiz), der gebürtige Deutsche Joachim Frank (USA) und Richard Henderson (Großbritannien) entwickelten die sogenannte Kryo-Elektronenmikroskopie zur hochauflösenden Strukturbestimmung von Biomolekülen in Lösungen

    2016: Der Franzose Jean-Pierre Sauvage, der Brite James Fraser Stoddart und der Niederländer Bernard Feringa wurden für die Entwicklung von molekularen Maschinen ausgezeichnet.

    2015: Tomas Lindahl (Schweden), Paul Modrich (USA) und Aziz Sancar (USA/Türkei), die Erbgut-Reparatursets beschrieben hatten. Diese Erkenntnisse dienen unter anderem zur Suche nach Krebsmedikamenten.

    2014: Der Deutsche Stefan Hell und zwei US-Amerikaner bekamen den Preis für die Erfindung superauflösender Mikroskope.

    2013: Martin Karplus (USA/Österreich), Michael Levitt (USA/Großbritannien) und Arieh Warshel (USA/Israel) für Methoden, mit denen sich auch komplexe chemische Reaktionen virtuell nachvollziehen lassen.

    2012: Robert Lefkowitz und Brian Kobilka aus den USA für die Entdeckung von Rezeptoren, die zahlreiche Signale von außen in die Körperzellen übermitteln.

    2011: Dan Shechtman (Israel), der Quasikristalle entdeckt hatte, die zuvor von vielen Chemikern für unmöglich gehalten wurden.

    2010: Richard Heck (USA) sowie die Japaner Ei-ichi Negishi und Akira Suzuki, die komplexe Substanzen aus Kohlenstoff herstellten. Sie bauten so unter anderem natürliche Wirkstoffe gegen Krebs nach.

    2009: Venkatraman Ramakrishnan (Großbritannien), Thomas Steitz (USA) und Ada Jonath (Israel) für die Erforschung der Eiweißfabriken in biologischen Zellen, der Ribosomen.

    2008: Die Amerikaner Osamu Shimomura, Martin Chalfie und Roger Tsien, weil sie ein grünlich leuchtendes Protein einer Qualle zu einem der wichtigsten Werkzeuge der Biologie gemacht haben. Damit lassen sich viele Vorgänge im Körper verfolgen.

    2007: Gerhard Ertl (Deutschland) vom Fritz-Haber-Institut in Berlin für die exakte Untersuchung chemischer Reaktionen, wie sie etwa im Autokatalysator oder bei der Herstellung von Dünger ablaufen.

    2006: Roger D. Kornberg (USA) für Erkenntnisse darüber, wie die Zelle aus dem Bauplan in den Genen fertige Proteine herstellt.

    2005: Yves Chauvin (Frankreich), Robert H. Grubbs (USA) und Richard R. Schrock (USA) für die Entwicklung neuer Reaktionswege in der organischen Chemie, unter anderem zur Produktion von Plastik und Arzneien.

    2004: Aaron Ciechanover und Avram Hershko (beide Israel) sowie Irwin Rose (USA) für die Entdeckung eines lebenswichtigen Prozesses zum Abbau von Proteinen im Körper.

    Der Nobelpreis für Chemie ging auch an einen Deutschen: Stefan Hell und zwei US-Amerikaner bekamen den Preis für die Erfindung superauflösender Mikroskope. Damit kann man in lebende Zellen blicken und Abläufe bei Krankheiten wie Alzheimer beobachten.

    Literatur-Nobelpreisträger der letzten 20 Jahre

    Hier eine Übersicht über die Literatur-Nobelpreisträger der vergangenen 20 Jahre.

    2017: Kazuo Ishiguro

    2016: Bob Dylan

    2015: Swetlana Alexijewitsch

    2014: Patrick Modiano

    2013: Alice Munro

    2012: Mo Yan

    2011: Tomas Tranströmer

    2010: Mario Vargas Llosa

    2009: Herta Müller

    2008: Jean-Marie Gustave Le Clézio

    2007: Doris Lessing

    2006: Orhan Pamuk

    2005: Harold Pinter

    2004: Elfriede Jelinek

    2003: John M. Coetzee

    2002: Imre Kertész

    2001: Sir Vidiadhar Surajprasad Naipaul

    2000: Gao Xingjian

    1999: Günter Grass

    1998: José Saramago

    1997: Dario Fo

    1996: Wislawa Szymborska

    1995: Seamus Heaney

    1994: Kenzaburo Oe

    1993: Toni Morrison

    1992: Derek Walcott

    Den Literaturnobelpreis sprach die Schwedische Akademie dem Franzosen Patrick Modiano für seine "Kunst der Erinnerung" zu. Der 69 Jahre alte Schriftsteller rufe mit seiner Sprache unbegreifliche menschliche Schicksale wach, urteilte die Jury. dpa/afp

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