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Verkehr: Einsteigen, bitte! Fernbusse eröffnen neue Reisemöglichkeiten

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Einsteigen, bitte! Fernbusse eröffnen neue Reisemöglichkeiten

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    Konkurrenz für die Bahn: Fernbusse bedienen deutschlandweit immer mehr Strecken. (Symbolbild)
    Konkurrenz für die Bahn: Fernbusse bedienen deutschlandweit immer mehr Strecken. (Symbolbild) Foto: Foto: Archiv

    Die Bahn fährt manchmal lieber Bus. Zwischen Nürnberg und Mannheim brausen vom kommenden Montag an (12.8.) sechsmal täglich IC-Busse hin und her. So heißen die Fernbusse der Deutschen Bahn, mit denen die Fahrt genauso viel kostet wie die Zugreisen zwischen denselben Orten.

    Doch wer von Nürnberg nach Mannheim den Zug benutzt, muss mindestens einmal umsteigen (in Frankfurt), mitunter sogar zweimal (in Stuttgart und Heidelberg). Der Bus fährt durch und braucht laut Plan knapp drei Stunden, das sind 20 bis 40 Minuten weniger als der Zugreisende inklusive Umsteigezeit braucht.

    Fernbusse locken mit Schnäppchen

    Mit solchen Angeboten will die Deutsche Bahn Lücken im eigenen Netz schließen, wie eine Sprecherin erklärt. Zugleich hält der bundeseigene Konzern damit die private Konkurrenz mittelständischer Busunternehmer in Schach, die neuen Freiraum genießt. Denn der Markt für nationale Fernbuslinien mit Distanzen über 50 Kilometer ist nach fast 80 Jahren Beschränkungen seit 1. Januar weitgehend freigegeben. Als dritte Kraft sind die Mitfahrzentralen im Spiel. Sie können meistens den günstigsten Preis bieten.

    Fernbusse sind meist billiger als die Bahn. Gelockt wird mit Schnäppchen ab 9 Euro. Jeden Monat kommen neue Strecken hinzu. An diesem Freitag (9.8.) zum Beispiel geht das Unternehmen MeinFernbus mit einer Linie von Berlin nach Oberstdorf im Allgäu an der Start. Inzwischen gebe es rund 160 Verbindungen, sagt die Hauptgeschäftsführerin des Bundesverbandes Deutscher Omnibusunternehmer (BDO), Christiane Leonard. Im Herbst 2012, vor der Marktöffnung, waren es lediglich 44.

    Fahrgastzahlen blieben bisher konstant

    Berlin ist der bedeutendste Ausgangs- und Zielpunkt für Fernbusse. Das hat einen historischen Grund. Ein Gesetz verhinderte bis Ende 2012 Fernbusverkehr parallel zu Bahnstrecken. Nur die Bahn selbst etablierte mehr als 30 Busverbindungen in die geteilte Stadt - mit ihrem Unternehmen Berlin Linien Bus (BLB). Auf die stark aufkommende Konkurrenz will die Bahn dosiert reagieren. "Wir haben nicht vor, den Markt aufzurollen", sagt Personenverkehrsvorstand Ulrich Homburg.

    Bislang scheint es keine Verlierer zu geben. Die Bahn meldete im ersten Halbjahr eine konstante Fahrgastzahl, und auch die Mitfahrzentralen haben "weiterhin regen Zulauf", sagt Thomas Rosenthal, Sprecher von Carpooling.com. Das Unternehmen betreibt im Internet unter anderem die Marke mitfahrgelegenheit.de. Über das Portal werden nach Angaben Rosenthals monatlich 3,5 Millionen Sitzplätze in Privatautos vermittelt. Mit Fernzügen sind pro Monat gut 10 Millionen Menschen unterwegs.

    Es fehlt noch an gut ausgebauten Busbahnhöfen

    Rosenthal erklärt die ungebrochene Nachfrage außer mit den niedrigen Preisen damit, dass die Mitfahrzentralen im Vergleich zu Bahn und Bus viel mehr Verbindungen anböten - und das fast zu jeder Tageszeit. Auch der "soziale Faktor" spiele eine Rolle: Die Mitfahrer wollten gerne neue Leute kennenlernen. Schließlich mache eine Bewertung der Teilnehmer, eine Buchungsbestätigung sowie die Möglichkeit der Vorauszahlung das System zuverlässiger als bisher.

    Die Busbranche glaubt, dass vor allem jüngere Leute vom eigenen Auto auf den günstigeren Bus umsteigen. Die Bus-Lobbyistin Leonard hofft, dass das dichter werdende Busnetz zwischen den großen Städten erst der Anfang ist. Als nächstes dürften kleinere Städte eingebunden werden. Und dann gebe es noch großes Potenzial für touristische Fahrten von den Großstädten in Feriengebiete.

    Der Erfolg stehe und falle allerdings mit den Busbahnhöfen. Derzeit gibt es 53 größere Stationen. "Wir brauchen mehr Stationen an attraktiven Standorten", sagte Leonard. Die Fahrgäste müssten sich dort sicher fühlen und gute Anschlussmöglichkeiten haben. Beim Ausbau sollten die Kommunen helfen. dpa/AZ

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