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Verdachtsfall bestätigt: Afrikanische Schweinepest ist in Deutschland angekommen

Verdachtsfall bestätigt

Afrikanische Schweinepest ist in Deutschland angekommen

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    Die Afrikanische Schweinepest ist in Deutschland angekommen
    Die Afrikanische Schweinepest ist in Deutschland angekommen Foto: dpa (Symbol)

    Die Afrikanische Schweinepest (ASP) ist erstmals in Deutschland nachgewiesen worden. Die Tierseuche wurde bei einem toten Wildschwein in Brandenburg nahe der Grenze zu Polen bestätigt, wie Bundesagrarministerin Julia Klöckner (CDU) am Donnerstag in Berlin mitteilte. "Der Verdacht hat sich leider bestätigt", sagte sie. "Die Afrikanische Schweinepest ist für den Menschen ungefährlich." Vom Verzehr von möglicherweise kontaminiertem Fleisch gehe keine Gefahr für den Menschen aus. Für Schweine sei die Seuche fast immer tödlich.

    Der Kadaver des Wildschweins war wenige Kilometer von der deutsch-polnischen Grenze entfernt im Landkreis Spree-Neiße gefunden worden. Das Friedrich-Loeffler-Institut, das als nationales Referenzlabor Verdachtsfälle abklärt, brachte den endgültigen Nachweis. Damit verliert Deutschland den Status als "seuchenfrei". Nun können Exportstopps für Schweinefleisch ins Nicht-EU-Ausland drohen, zum Beispiel nach Asien. Bei den Bauern gibt es deshalb große Sorgen vor wirtschaftlichen Auswirkungen. 

    Afrikanische Schweinepest in Brandenburg: Deutschland verliert den Status "seuchenfrei"

    Ein Übertreten der Tierseuche nach Deutschland wird seit längerem befürchtet. Seit mehreren Monaten kursiert die Afrikanische Schweinepest in Polen. Im März wurde im Nachbarland ein daran gestorbenes Wildschwein nur etwas mehr als zehn Kilometer vor der Grenze zu Deutschland entdeckt. Als Ursache für die Verbreitung in Europa wird die illegale Entsorgung von Speiseabfällen vermutet, die den Erreger enthielten.

    Brandenburg hatte in den Kreisen Oder-Spree und Spree-Neiße sowie in der Stadt Frankfurt (Oder) einen 120 Kilometer langen Elektroschutzzaun an der Grenze errichtet. Er soll Wildschweine aufhalten. Ein fester Schutzzaun im Kreis Spree-Neiße ist geplant. Auch am sächsischen Grenzverlauf wurde ein Zaun gebaut.

    Für das Krisenmanagement sind die örtlichen Behörden zuständig. Wird die Schweinepest bei einem Wildschwein festgestellt, wird nach Angaben des Bundesministeriums ein "gefährdeter Bezirk" festgelegt und eine Pufferzone eingerichtet. Hausschweine und Schweinefleisch dürfen dann aus diesen Gebieten - bis auf Ausnahmen - nicht herausgebracht werden.

    Afrikanische Schweinepest kursiert seit Monaten in Polen

    Um ein Einschleppen der Tierseuche zu verhindern, herrschte bei den deutschen Behörden bereits seit Jahren erhöhte Wachsamkeit. Vorbereitet wurden auch rechtliche und organisatorische Regeln und Schutzvorkehrungen für den Fall eines Ausbruchs. Der jagdpolitische Sprecher der FDP im Bundestag, Karlheinz Busen, forderte, jahrelang geprobte Maßnahmen für den Ernstfall umgehend zu aktivieren. "Es geht nun darum, eine weitere Ausbreitung und eine Übertragung auf Hausschweinbestände um jeden Preis zu verhindern."

    Bei dem in Brandenburg im Spree-Neiße-Kreis entdeckten Wildschwein stellte das Landeslabor den Verdacht fest. Nach dpa-Informationen gab es mehrere positive Tests. Der Sprecher des brandenburgischen Verbraucherschutzministeriums, Gabriel Hesse, sagte der dpa, erst wenn das nationale Referenzlabor den Verdacht ebenfalls bestätige, könne von einem Ausbruch gesprochen werden. Das Landeskrisenzentrum und die kommunalen Krisenzentren seien aktiviert. Erste Schutzmaßnahmen würden vorbereitet. In den vergangenen Jahren habe es mehrere Großübungen zum Umgang mit Tierseuchen gegeben.

    ASP in Brandeburg - Menschen könnten das Virus verbreitet haben

    Im Fall eines Ausbruch bei Hausschweinen müssten alle Tiere betroffener Höfe getötet werden. Zudem sind Sperrbezirke im Radius von mindestens drei Kilometern um den Betrieb und Beobachtungsgebiete im Umkreis von mindestens zehn Kilometern einzurichten.

    Eine mögliche Verbreitung der Tierseuche über größere Entfernungen wird vor allem durch Menschen angenommen. Daher rufen die Behörden seit Jahren Auto- und Lkw-Fahrer aus Osteuropa auf, keine rohe Wurst außerhalb von Mülleimern wegzuwerfen, da Fleischprodukte das Virus in sich tragen und von Wildschweinen gefressen werden könnten. Das seit längerem in Osteuropa auftretende Virus war 2018 auch im Nachbarland Belgien entdeckt worden, rund 60 Kilometer von der deutschen Grenze entfernt.

    Landwirte ergriffen Sicherheitsmaßnahmen gegen Schweinepest in Brandenburg

    In Brandenburg wurden nach Angaben des Landesbauernverbands vom November 2019 rund 750.000 Schweine in etwa 170 Betrieben gehalten. Von dort werden Ferkel insbesondere in andere Bundesländer und EU-Staaten exportiert. Der Landesbauernverband und der Deutsche Jagdverband hatten nach den Fällen in Polen zu erhöhter Wachsamkeit aufgerufen. Landwirte ergriffen strenge Sicherheitsmaßnahmen.

    Droht die Afrikanische Schweinepest jetzt auch in Bayern?

    Mit kilometerlangen Schutzzäunen und angehobenen Abschussprämien für Wildschweine ist der Freistaat aus Sicht von Bayerns Umweltminister Thorsten Glauber (Freie Wähler) gut auf den Ausbruch der Afrikanischen Schweinepest vorbereitet. Von dem in Brandenburg bestätigten Fall sei Bayern nicht betroffen, teilte das Ministerium am Donnerstag in München mit. Ein rund um den Fundort festgelegtes, gefährdetes Gebiet reiche nicht so weit. Daher gebe es für den Freistaat keine tierseuchenrechtlichen Folgen. 

    Wer Fragen hat, könne sich aber an eine ASP-Hotline beim Landesamt für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) wenden unter 09131 6808 5700. Schweinehaltende Betriebe seien zudem aufgerufen, die allgemeinen "Hygiene- und Biosicherheitsmaßnahmen" einzuhalten.

    "Bayern steht in intensivem Austausch mit Brandenburg sowie den anderen Bundesländern und dem Bund", sagte Minister Glauber. "Im Sinne der Tiergesundheit und der Seuchenbekämpfung muss verhindert werden, dass die Afrikanische Schweinepest in die Haus- und Wildschwein-Bestände im Freistaat eingeschleppt wird." Zum Schutz der bayerischen Tierhalter habe die Staatsregierung frühzeitig Vorsorge getroffen. "Wir sind darauf vorbereitet, schnell und konsequent handeln zu können", so Glauber. Der Bund müsse sich jetzt um einen finanziellen Schutzschirm für bäuerliche Betriebe kümmern.

    Bayern hatte unter anderem 350 Kilometer Zaunmaterial beschafft, darunter Elektrozäune und solche, die mit Duftstoffen Tiere abhalten sollen, und das zentrale Tierseuchenlager aufgestockt. Entlang der Bundesautobahnen zu Thüringen, Sachsen und Tschechien wurden Schutzzonen eingerichtet; das läuft derzeit noch. Darüber hinaus sollen Jäger dafür sorgen, dass der Wildschweinbestand schrumpft. Für Keiler - also männliche Tiere - wurde für das aktuelle Jagdjahr die Abschussprämie in den grenznahen Landkreisen zu Thüringen, Sachsen und Tschechien von 20 Euro auf 100 Euro pro Tier verfünffacht. (dpa)

    Lesen Sie dazu auch: Grippevirus bei Schweinen: Rollt schon die nächste Pandemie auf uns zu?

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