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Verbrechen: Räuber töten bayerischen Mammut-Entdecker in Paraguay

Verbrechen

Räuber töten bayerischen Mammut-Entdecker in Paraguay

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    Bernard Raymond von Bredow auf einem Foto aus dem Jahr 1999.
    Bernard Raymond von Bredow auf einem Foto aus dem Jahr 1999. Foto: dpa

    Die Nachbarn können die Brutalität, mit der der bayerische Archäologe und Kunsthandwerker Bernard Raymond von Bredow, 62, sowie seine 14-jährige Tochter in Paraguay ermordet worden sind, nicht fassen. Sie sind schockiert. Der Tatort, ein noch nicht komplett fertiggestelltes Haus, liegt lokalen Medienberichten zufolge im Stadtteil Areguá im Großraum Asunción, der Hauptstadt des südamerikanischen Staates. Die Gewalttat ereignete sich bereits am 22. Oktober, wurde aber erst jetzt in Deutschland bekannt. Das Auswärtige Amt in Berlin bestätigte am Dienstag den Tod zweier Deutscher, die örtliche Botschaft habe den Fall konsularisch betreut. Ein Freund der Familie entdeckte die Leichen.

    Während die Ermittler von einem Raubmord ausgehen, erklärten einige Nachbarn Bredows, dass es sich wegen der Art der Gewalt auch um eine gezielte Racheaktion gehandelt haben könnte. Allerdings kommt es in Paraguay immer wieder zu Raubüberfällen, die besonders brutal werden – etwa, wenn sich das Opfer wehrt oder die Täter enttäuscht von der Beute sind.

    Wollten die Täter Informationen von Bredow erpressen?

    Der Deutsche galt als äußerst beliebt. Sein Haus stand Besuchern offen, es seien viele Leute gekommen, hieß es. Der studierte Geophysiker arbeitete zuletzt als Geigenbauer und soll zudem weitere Musikinstrumente repariert haben. Seinen Nachbarn und Freunden zufolge hatte er zahlreiche Freunde und sei gastfreundlich gewesen.

    Das Skelett eines Mammuts in der Ausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle.
    Das Skelett eines Mammuts in der Ausstellung des Landesmuseums für Vorgeschichte in Halle. Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa

    Offenbar versuchten die unbekannten Täter – die Polizei geht von mehr als zwei aus –, von Bredow etwas zu erfahren und folterten ihn, bevor sie ihn mit einem Genickschuss töteten: Darauf deuten Gewaltspuren an der Leiche hin. Ein Gerichtsmediziner, der mit der Aufklärung des Falles betraut ist, erklärte, das Opfer habe Gesichtsverletzungen und Verbrennungen aufgewiesen. Und damit typische Spuren bei Überfällen, bei denen die Täter Informationen über Verstecke oder Vermögenswerte erpressen wollen.

    Die Leiche von Bredows Tochter wurde den Angaben zufolge in einer mit Wasser gefüllten Badewanne aufgefunden. Sie wies eine Schusswunde im Bauchbereich auf. Das Mädchen ist möglicherweise verblutet. Vermutlich stammen die Schüsse auf sie und ihren Vater aus derselben Waffe. Da im ganzen Haus Blutspuren gefunden wurden, gehen die Ermittler davon aus, dass die Täter mit den Verletzten das Haus durchsuchten; es wurden Schränke durchwühlt. Die Leiche des Mädchens sollen sie danach in der Badewanne abgelegt haben.

    1975 fand er ein Mammut-Skelett in Bayern

    Paraguayische Zeitungen und TV-Sender widmeten dem Verbrechen bereits große Aufmerksamkeit. Tatverdächtige gibt es bislang offenbar nicht. Dafür wurde eine Belohnung für Hinweise zur Ergreifung der Täter ausgesetzt. Ob die Kameraüberwachung des Hauses beziehungsweise der Straße Aufschlüsse geben kann, ist noch nicht publik geworden.

    Bernard von Bredow wurde durch den Fund eines Mammutskeletts bekannt, das er 1975 im Alter von 16 Jahren nicht weit vom Haus seiner Eltern in Siegsdorf im oberbayerischen Landkreis Traunstein entdeckte. Zehn Jahre lang sollte der Fund sein Geheimnis bleiben; mit einem Freund grub und grub er. Als sie nicht mehr weiterkamen, verständigte er die Gemeinde

    „Bernard, der am Fuße der bayerischen Alpen unterhalb des Klosters Maria Eck aufwuchs, verbrachte eine wunderbare Kindheit in der Natur. Als kleiner Junge durchstreifte er mit Vorliebe die alpinen Bergwälder“, steht auf der Internetseite des von ihm gegründeten Siegsdorfer „Mammutheums“, das seine Funde ausstellt. „Der über 40.000 Jahre alte sensationelle Mammutfund aus den konservierenden eiszeitlichen Ablagerungen ging (...) um die Weltpresse“, ist dort zu lesen. Über das Mammut – „Oscar“ genannt – sagte Bredow, es habe ihm „einen Lebensweg“ gezeigt.

    Bredow war Kosmopolit und bereiste die Welt – er war in Neuseeland, Indien und Kanada, einerseits aufgrund von familiären Bindungen, andererseits aus beruflicher und wissenschaftlicher Neugierde. Auch für ein UN-Projekt war er unter anderem tätig.

    Seit mehreren Jahren lebte er, zumindest zeitweise, in Paraguay; seine paraguayischen Papiere wurden 2016 ausgestellt. Laut Bild wollte Bernard von Bredow dort ein neues Leben beginnen. In Paraguay, das an Brasilien, Argentinien und Bolivien grenzt, ist die Zahl deutscher Einwanderer jüngst wieder spürbar gestiegen. Besonders beliebt seien Gemeinden, die von ehemaligen deutschen Einwanderern geprägt oder gegründet wurden, berichteten Medien. Grund für den Zuzug sei die Unzufriedenheit mit der gesellschaftspolitischen Entwicklung in Deutschland.

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