So spricht die Kirche heilig
Selige und Heilige werden in der katholischen Kirche als Vorbilder christlichen Lebens verehrt. Die Seligsprechung erlaubt die offizielle Verehrung eines Verstorbenen in einer bestimmten Region, die Heiligsprechung dehnt diese Verehrung auf die gesamte katholische Weltkirche aus.
Damit jemand heiliggesprochen werden kann, muss die meist langwierige Seligsprechung vorausgehen. Die letzte Entscheidung über die Heiligsprechung oder Kanonisation liegt beim Papst.
Wunder spielen dabei eine zentrale Rolle. Denn es muss der Beweis erbracht werden, dass ein Wunder auf die Fürsprache des Seligen zurückgeht - es sei denn, es handelt sich um einen Märtyrer, der für seinen Glauben gestorben ist.
Die Liste der Seligen und Heiligen ist nach Angaben der katholischen Kirche mittlerweile sehr lang. Allein Johannes Paul II. nahm in seiner Amtszeit von 1978 bis zu seinem Tod 2005 1338 Selig- und 482 Heiligsprechungen vor.
Zu den bekanntesten Seligen und Heiligen zählen neben den Aposteln Petrus und Paulus Franz von Assisi, Hildegard von Bingen oder Mutter Teresa.
Bei einer Messe unter bewölktem Himmel auf dem Petersplatz im Vatikan nahm der 77-Jährige die früheren Oberhäupter der katholischen Kirche aus Italien und Polen in das Verzeichnis der Heiligen auf.
Auch Papst Benedikt nimmt an Heiligsprechung mit
Der Präfekt der Kongregation für Selig- und Heiligsprechungen, Angelo Amato, bat den Papst gemäß dem Ritus drei Mal um die
An dem Gottesdienst nahm auch der zurückgetretene Papst Benedikt XVI. teil, den Franziskus zur Begrüßung umarmte. Er nahm während der Messe unter den anwesenden Kardinälen Platz. Zur Feier der Heiligsprechung läuteten nach der Zeremonie in ganz Rom die Kirchenglocken. Nach dem offiziellen Akt wurden
Hunderttausende Menschen wollen Heiligsprechungen miterleben
Bereits am frühen Morgen war eine riesige Menschenmenge zum Petersplatz geströmt. Die Straße Via de la Conciliazione, die zu dem Platz führt, glich einem Meer aus vorwiegend polnischen Flaggen. Die zeitgleiche Heiligsprechung zweier früherer Päpste gilt zahlreichen Katholiken in aller Welt als historisches Ereignis. Den Petersdom zierten Abbildungen der beiden verstorbenen Kirchenoberhäupter.
Die Päpste seit 1800
2013: Franziskus (Argentinien)
2005 - 2013: Benedikt XVI. (Deutschland)
1978 - 2005: Johannes Paul II. (Polen)
1978: Johannes Paul I. (Italien)
1963 - 1978: Paul VI. (Italien)
1958 - 1963: Johannes XXIII. (Italien)
1939 - 1958: Pius XII. (Italien)
1922 - 1939: Pius XI. (Italien)
1914 - 1922: Benedikt XV. (Italien)
1903 - 1914: Pius X. (Italien)
1878 - 1903: Leo XIII. (Italien)
1846 - 1878: Pius IX. (Italien)
1831 - 1846: Gregor XVI. (Italien)
1829 - 1830: Pius VIII. (Italien)
1823 - 1829: Leo XII. (Italien)
1800 - 1823: Pius VII. (Italien)
Zu den Feierlichkeiten wurden in Rom mindestens 800.000 Gläubige erwartet, möglicherweise aber auch wesentlich mehr Menschen. Aus Deutschland hatten sich unter anderem der Münchener Erzbischof und Vorsitzende der Bischofskonferenz, Reinhard Marx, sowie Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles (SPD) angekündigt.
Papst Franziskus will mit zwei Heiligsprechungen ein Zeichen setzen
Beobachter vermuten, dass Papst Franziskus die beiden Päpste gleichzeitig heiligsprach, um das liberale und das konservative Lager innerhalb der katholischen Kirche miteinander zu versöhnen. Johannes XXIII. gilt als Wegbereiter für eine Modernisierung der Kirche, Johannes Paul II. steht hingegen für eine Rückbesinnung auf traditionelle Werte. afp/AZ