Seit Jahren gibt es kaum einen Fernseh- oder Dokumentarfilm über das stiefelförmige Land, der nicht immer wieder als musikalischen Hintergrund „Komm ein bisschen mit nach Italien“ einbaut, gesungen von Caterina Valente, ihrem Bruder Silvio Francesco und Peter Alexander. Man mag es nicht mehr hören, weil diese nächtliche San-Remo-Kiste der Künstlerin überhaupt nicht gerecht wird.
Caterina Valente ist so ein Fall, der den Generationen-Graben besonders sichtbar macht. Caterina wer? Also, für das Altersspektrum unter 40: Die Dame ist eine Art Helene Fischer – ganz, ganz grob gesprochen für alle, die die einst populärste Schlagersängerin Deutschlands nicht kennen. Kathrin, wie sie genannt wird, konnte tanzen, in mehreren Sprachen singen, dem Musical huldigen und eine große Show abziehen.
Seit mehr als einem Jahrzehnt ist die Valente nicht mehr aufgetreten. Kurz vor ihrem 85. Geburtstag an diesem Donnerstag lässt sie nur mitteilen, dass sie sich wohl fühle in „ihrem gesunden, sorgenfreien, einfachen und ruhigen Leben“. Sie will auch keine Geschenke, lieber sollten ihre Fans für die Hilfsorganisation SOS Kinderdörfer spenden.
Die Mutter schickte sie mit fünf auf die Bühne: Keine einfache Kindheit für Valente
Was eine schwierige Kindheit ist, davon kann die am 14. Januar 1931 in Paris geborene Sängerin ein Lied singen. Der italienische Vater war Akkordeon-Virtuose, die Mutter Maria zählte damals zu den besten weiblichen Musical-Clowns der Welt. Aber als „Mamma“, die ihre Tochter schon mit fünf Jahren auf die Bühne schickte, war sie unerbittlich. Die ARD-Reihe „Legenden“ zitiert die Mutter mit dem Satz: „Du bist Sch... und wirst immer Sch... sein!“
Von wegen: Caterina, die möglicherweise aus Trotz in dem Film „... und abends in die Skala“ viele Jahre später als Clown auftrat, nabelte sich ab und startete eine Schlagerkarriere in Deutschland. Mit ihrem etwas schneidenden Sopran und deutschen Versionen internationaler Hits („Ganz Paris träumt von der Liebe“ und „Wo meine Sonne scheint“) eroberte sie die Herzen einer von Ferienträumen erfüllten Nation.
Tontechniker staunen noch heute über die Qualität ihrer 50er-Schlager wie „Spiel noch einmal für mich, Habanero“. Für die Einspielung ihres Signatur-Songs „Malagueña“ mit seinem natürlichen Hall sang sie in der Berliner Siemens-Villa sogar auf dem Klo.
Obwohl Amerika nach ihr verlange, kehrte Caterina Valente nach Deutschland zurück
Amerika verlangte nach der Valente. Auch mit „The Breeze And I“ gelang ihr ein Welterfolg. In den USA arbeitete sie mit Stars wie Perry Como, Dean Martin und Bing Crosby zusammen. Dass sie als „faszinierende Mischung aus Ella Fitzgerald, Astrud Gilberto und Judy Garland“ gefeiert wurde, war allerdings übertrieben. Dennoch ist die Bandbreite der Frau, die viele Instrumente spielen kann, unglaublich. Den Bossa Nova sang sie mühelos mit der notwendigen Leichtigkeit auf Portugiesisch.
Dennoch zog es sie zurück nach Deutschland trotz Musical- und Filmangeboten. „Ein Jahr weg von meinen Fans in Deutschland, weg von zu Hause in einem fremden Land – das muss ich mir gut überlegen.“ Und sie kam zurück in die Bundesrepublik, wo sie vorher unter anderem „Tipitipitipso“ gesungen hatte, wo es heißt: „Coco sieht als kleiner Mann gern sich große Frauen an, solche, die so schön gebaut wie Don Pedros Braut“. Naja.
Aber die Szene hatte sich verändert: Skandinavierinnen wie Siw Malmkwist, Gitte und Dorthe belegten die Hitparadenplätze. Aber auf die Charts war die Künstlerin nicht mehr angewiesen.
Caterina Valente war unbestrittener Star von TV-Shows in Italien, den Niederlanden und in Deutschland. Und als sie mit dem Count Basie Orchestra auf Tournee ging, merkte jeder, dass sie auch eine starke Jazzsängerin war. Schade, dass Schlagerdeutschland nie so recht den Weltstar in Caterina Valente erkannt hat.